Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Also sprach Zarathustra

Titel: Also sprach Zarathustra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Wilhelm Nietzsche
Vom Netzwerk:
Asche zu verdunkeln! Ihr seid die besten Grossmäuler und lerntet sattsam die Kunst, Schlamm heiss zu sieden.
    Wo ihr seid, da muss stets Schlamm in der Nähe sein, und viel Schwammichtes, Höhlichtes, Eingezwängtes: das will in die Freiheit.
    "Freiheit" brüllt ihr Alle am liebsten: aber ich verlernte den Glauben an "grosse Ereignisse," sobald viel Gebrüll und Rauch um sie herum ist.
    Und glaube mir nur, Freund Höllenlärm! Die grössten Ereignisse - das sind nicht unsre lautesten, sondern unsre stillsten Stunden.
    Nicht um die Erfinder von neuem Lärme: um die Erfinder von neuen Werthen dreht sich die Welt; unhörbar dreht sie sich.
    Und gesteh es nur! Wenig war immer nur geschehn, wenn dein Lärm und Rauch sich verzog. Was liegt daran, dass eine Stadt zur Mumie wurde, und eine Bildsäule im Schlamme liegt!
    Und diess Wort sage ich noch den Umstürzern von Bildsäulen. Das ist wohl die grösste Thorheit, Salz in's Meer und Bildsäulen in den Schlamm zu werfen.
    Im Schlamme eurer Verachtung lag die Bildsäule: aber das ist gerade ihr Gesetz, dass ihr aus der Verachtung wieder Leben und lebende Schönheit wächst!
    Mit göttlicheren Zügen steht sie nun auf und leidendverführerisch; und wahrlich! sie wird euch noch Dank sagen, dass ihr sie umstürztet, ihr Umstürzer!
    Diesen Rath aber rathe ich Königen und Kirchen und Allem, was alters- und tugendschwach ist - lasst euch nur umstürzen! Dass ihr wieder zum Leben kommt, und zu euch - die Tugend! -
    Also redete ich vor dem Feuerhunde: da unterbrach er mich mürrisch und fragte: "Kirche? Was ist denn das?"
    Kirche? antwortete ich, das ist eine Art von Staat, und zwar die verlogenste. Doch schweig still, du Heuchelhund! Du kennst deine Art wohl am besten schon!
    Gleich dir selber ist der Staat ein Heuchelhund; gleich dir redet er gern mit Rauch und Gebrülle, - dass er glauben mache, gleich dir, er rede aus dem Bauch der Dinge.
    Denn er will durchaus das wichtigste Thier auf Erden sein, der Staat; und man glaubt's ihm auch. -
    Als ich das gesagt hatte, gebärdete sich der Feuerhund wie unsinnig vor Neid. "Wie? schrie er, das wichtigste Thier auf Erden? Und man glaubt's ihm auch?" Und so viel Dampf und grässliche Stimmen kamen ihm aus dem Schlunde, dass ich meinte, er werde vor Arger und Neid ersticken.
    Endlich wurde er stiller, und sein Keuchen liess nach; sobald er aber stille war, sagte ich lachend:
    "Du ärgerst dich, Feuerhund: also habe ich über dich Recht!
    Und dass ich auch noch Recht behalte, so höre von einem andern Feuerhunde: der spricht wirklich aus dem Herzen der Erde.
    Gold haucht sein Athem und goldigen Regen: so will's das Herz ihm. Was ist ihm Asche und Rauch und heisser Schleim noch!
    Lachen flattert aus ihm wie ein buntes Gewölke; abgünstig ist er deinem Gurgeln und Speien und Grimmen der Ein- geweide!
    Das Gold aber und das Lachen - das nimmt er aus dem Herzen der Erde: denn dass du's nur weisst, - das Herz der Erde ist von Gold."
    Als diess der Feuerhund vernahm, hielt er's nicht mehr aus, mir zuzuhören. Beschämt zog er seinen Schwanz ein, sagte auf eine kleinlaute Weise Wau! Wau! und kroch hinab in seine Höhle. -
    Also erzählte Zarathustra. Seine Jünger aber hörten ihm kaum zu: so gross war ihre Begierde, ihm von den Schiffsleuten, den Kaninchen und dem fliegenden Manne zu erzählen.
    "Was soll ich davon denken! sagte Zarathustra. Bin ich denn ein Gespenst?
    Aber es wird mein Schatten gewesen sein. Ihr hörtet wohl schon Einiges vom Wanderer und seinem Schatten?
    Sicher aber ist das: ich muss ihn kürzer halten, - er verdirbt mir sonst noch den Ruf."
    Und nochmals schüttelte Zarathustra den Kopf und wunderte sich. "Was soll ich davon denken!" sagte er nochmals.
    "Warum schrie denn das Gespenst: es ist Zeit! Es ist die höchste Zeit!
    Wozu ist es denn - höchste Zeit?" -
    Also sprach Zarathustra.
    Der Wahrsager
    "- und ich sahe eine grosse Traurigkeit über die Menschen kommen. Die Besten wurden ihrer Werke müde.
    Eine Lehre ergieng, ein Glauben lief neben ihr: `Alles ist leer, Alles ist gleich, Alles war!`
    Und von allen Hügeln klang es wieder: `Alles ist leer, Alles ist gleich, Alles war!`
    Wohl haben wir geerntet: aber warum wurden alle Früchte uns faul und braun? Was fiel vom bösen Monde bei der letzten Nacht hernieder?
    Umsonst war alle Arbeit, Gift ist unser Wein geworden, böser Blick sengte unsre Felder und Herzen gelb.
    Trocken wurden wir Alle; und fällt Feuer auf uns, so stäuben wir der Asche gleich: - ja das Feuer

Weitere Kostenlose Bücher