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Alte Feinde Thriller

Titel: Alte Feinde Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Louis
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konnte sich das leisten - sie war die Tochter eines einflussreichen Anwalts mit Sitz in Center City.
    Ich hingegen war der Sohn eines toten Hippiemusikers und kam mir fast überall fehl am Platz vor. Selbst die Gäste einer Kneipe schienen nicht recht schlau aus mir zu werden. Das war vermutlich entweder mein Segen oder Fluch als Reporter. John Gregory Dunne hat mal geschrieben, dass ein Reporter sich wie ein Außenseiter fühlen muss, die Hände und die Nase gegen die Glasscheibe gepresst, während er die Party auf der anderen Seite beobachtet. Das fand ich ziemlich treffend.
    Zwischen mir und Meghan war nie etwas passiert, ein Zustand, der den Rest unseres Lebens wahrscheinlich andauern würde. Ich gehörte auf die andere Seite der Scheibe. Und ich musste mich wohl mit dem Wissen zufriedengeben, dass eine Frau wie Meghan überhaupt existierte.
    Aber warum bloß hatte sie darauf bestanden, mich zu fahren? War das ein Abschiedsbesuch? War ihr einfach nur langweilig? Oder vielleicht …
    Vielleicht hatte es absolut nichts zu bedeuten.
     
    Ein paar Stunden später lag ich mit weit aufgerissenen Augen im Bett, mir dröhnte der Schädel. Wahrscheinlich weil ich zu viel Bier getrunken und nichts gegessen
hatte. Ich warf mich herum. Drehte mich auf die Seite. Feuchtigkeit lastete auf dem Zimmer, so schwer wie eine afghanische Decke. Hin und wieder warf ich einen Blick zu Meghan hinüber. Sie sah immer noch perfekt aus.
    Schließlich rollte ich mich aus dem Bett und trottete zum Badezimmerspiegel, wo ich mich einem verschwitzten, zerzausten siebenunddreißigjährigen Mann gegenübersah, der offensichtlich eine Mütze Schlaf und etwas Zärtlichkeit brauchen konnte. Ich spritzte sein Gesicht nass, schöpfte ihm etwas Wasser in den Mund und zwang ihn, es wieder auszuspucken.
    Grandpa Henrys Badezimmer kam ganz ohne jeden Schnickschnack aus - nur eine Duschkabine mit Milchglasscheiben, ein Waschbecken und ein Arzneischränkchen. Auf dem Boden schwarze und weiße Fliesen im Schachbrettmuster, über der Toilette ein gerahmtes Foto von einem Fischerboot. Das Badezimmer eines alten Mannes.
    Ich trocknete mir das Gesicht ab und öffnete die Tür des Arzneischränkchens. Dabei knallte irgendetwas gegen die Wand. Ich zog die Tür ein paar Zentimeter vor. An ihr war eine Metallhalterung befestigt. Und auf dem Spülkasten lag ein rostiges Vorhängeschloss. Sperrte Grandpa Henry sein Arzneischränkchen wirklich über Nacht ab? Aber warum? Für den Fall, dass Junkies hier einbrachen und seine Haftcreme klauten?
    In dem Schränkchen stieß ich auf einen übergroßen alten Behälter Tylenol mit einem abgewetzten und eingerissenen
Etikett. Alte Leute schmeißen nichts weg. Ich warf einen Blick auf das Verfallsdatum: September 1982. Nicht gerade verheißungsvoll. Gab es damals nicht diese große Hysterie wegen der vergifteten Medikamente? Ich erinnerte mich, dass meine Mutter, als ich zehn Jahre alt war, sämtliche Arzneipackungen im Haus weggeworfen hatte, darunter auch Tylenol.
    Doch die Pillen in dem Behälter schienen in Ordnung zu sein. Sehr gut möglich - sogar wahrscheinlich -, dass mein Großvater die übergroße Plastikflasche wiederverwendet und mit Pillen aufgefüllt hatte, wenn sie alle waren. Also schüttete ich mir vier davon auf die Handfläche. Es handelte sich offensichtlich um 250-Milligramm-Tabletten; tausend Milligramm erschienen mir genau richtig. Ein paar Schmerztabletten mitten in der Nacht machen den Kater am Morgen um einiges erträglicher.
    Ich schluckte die Pillen, dann spülte ich mir den Mund aus. Es war zwar eher unwahrscheinlich, dass Meghan aufwachte und vorhatte, mit mir zu knutschen, aber ich wollte nicht, dass mein Mund wie der Ausguss in einer Bar schmeckte, nur für alle Fälle.
    Ich trottete zurück zum Bett, legte mich neben Meghan und schob den linken Arm unter mein Kopfkissen. Sie schlief tief und fest. Ich war ebenfalls müde. Es war ein langer Tag gewesen.
    Für einen kurzen Moment war ich weg, dann kam ich in einem fremden Schlafzimmer wieder zu mir.

II
    So gut wie tot

    Ich lag auf einem Hartholzfußboden. Ohne Schlafcouch, ohne Decke, ohne Kissen.
    Und ohne Meghan.
    Das Zimmer sah aus wie die Wohnung meines Grandpas, allerdings so, als hätte man sie umdekoriert, während ich schlief. Die Fenster nach vorne raus waren mit brauner Pappe und Kreppband abgeklebt. Durch die Ritzen fielen feine Lichtkegel von der Hochbahnhaltestelle draußen ins Zimmer. Im Innern war es dunkel, trotzdem konnte ich an

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