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Alte Feinde Thriller

Titel: Alte Feinde Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Louis
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auf einem Messingsockel: DR. Mitchell DeMEO. Doktor, hä? Ich inspizierte den
Rest des Zimmers. Dicht an einer Wand standen zwei Aktenschränke.
    Dann wurde mir klar, dass dies keine Wohnung war, sondern ein Büro. Wie zum Henker war ich im Büro eines Arztes gelandet?
    Erna drehte sich um und rauschte an mir vorbei, dabei kratzte der raue Stoff ihres Kleides über meinen nackten Arm. Sie nahm erneut auf der Couch Platz, die eher wie ein Klubsessel mit langer Rückenlehne wirkte, mit ihrem dunklen Holz und der kastanienbraunen Polsterung. Ihr gesprenkeltes Kleid schmiegte sich an ihren Körper. Sie drehte die Füße nach innen und starrte ins Leere. Zog einen Schmollmund.
    »Nie hast du Lust, dich zu amüsieren«, sagte sie.
    Da ich nichts weiter tun konnte, hockte ich mich neben sie. Vielleicht würde mich dann einer dieser beiden Crackheads bemerken. Meine Glieder fühlten sich wahnsinnig schwer an, als hätte man mir unsichtbare Gewichte um Handgelenke und Fußknöchel gebunden. Ich musste einen Moment nachdenken. Dann wandte ich mich Erna zu und starrte mit bohrendem Blick auf die Seite ihres Kopfes.
    »Also, nur um das zu klären«, sagte ich, »ihr könnt nichts hören von dem, was ich von mir gebe, oder?«
    Erna sagte keinen Ton.
    »Rein gar nichts.«
    Sie antwortete nicht.
    »So als wäre ich überhaupt nicht hier.«
    Immer noch nichts.

    »Ich habe auf meinen Hoden einen Ausschlag, der heller leuchtet als die roten Punkte auf deinem Kleid.«
    Immer noch nichts.
    »Also schön. Ich wollte nur für Klarheit sorgen.«
    Mag ja sein, dass ich für sie unsichtbar war, ich aber konnte ihr Parfum riechen, einen süßlichen und kräftigen Duft. Sie hatte die Lippen leicht geöffnet, als wollte sie etwas sagen, zögerte jedoch. Draußen rumpelten die Waggons der Hochbahn über die Schienen, so dass die Holzdielen unter unseren Füßen vibrierten. Ich konnte hören, wie sie kreischend zum Stehen kamen, wie die Türen aufsprangen und sich einen kurzen Moment später wieder schlossen. All das fühlte sich real an. Ich fühlte mich real an. Warum konnten diese Leute mich nicht sehen?
    »Komm schon, Mitchell, sei kein Arschloch. Ich verlange ja nicht, dass du deine Arbeit liegen lässt. Ich bitte dich nur um einen kleinen Drink.«
    »Erna, bitte. Nicht heute Abend.«
    Sie seufzte, erhob sich und trottete leise durchs Zimmer, bis sie neben Mitchell stand. Dann ging sie auf die Knie. Mitchell tat so, als würde er sie nicht bemerken, doch er war ein schlechter Schauspieler. Sein Blick huschte nach links. Erna zog an seinem Gürtel. Er ließ sich nicht öffnen. Sie zog erneut daran.
    »Erna. Du musst das nicht tun …«
    »Da haben wir’s. Du bist zu verkrampft. Du solltest dich ein wenig entspannen.«

    Darauf ertönte das leise metallische Schnurren eines Reißverschlusses, und Ernas Kopf verschwand hinter dem Schreibtisch. Mitchell ließ seinen gewaltigen Kopf in den Nacken fallen, den Mund zu einem großen O geöffnet, und ganz plötzlich wollte ich nicht mehr hier sein.
    Mit abgewandtem Blick rannte ich durchs Zimmer und wünschte mir, ich könnte meine Ohren abschalten, damit ich das Schmatzen nicht hörte.
    Jetzt, aus der Nähe, konnte ich erkennen, dass über die milchige Glasplatte in der Tür ebenfalls ein Stück Pappe geklebt war. Ich griff nach dem Knauf. Er war glitschig. Ich versuchte, ihn leise herumzudrehen, doch ich bekam das Scheißding einfach nicht zu fassen.
    Es war immer noch das Schmatzen und Stöhnen zu hören.
    Ich gab es auf, mich unauffällig zu verhalten. Ich umklammerte den Knauf so fest, als wollte ich ihn zerdrücken, und drehte ihn gewaltsam nach rechts. Hinter mir verwandelte sich das Stöhnen in ein Oh ja, so ist es gut, Mama. Das Schloss klickte. Und quietschend öffnete sich die Tür.
    »H-hoppla … was war das?«
    »Nichts, Mitchell. Entspann dich einfach.«
    Mit einem Klack fiel die Tür hinter mir ins Schloss. Ich blickte den dunklen, aber sauberen Flur hinunter. Von den grauen Wänden blätterte die Farbe. Der abgewetzte Teppich war ebenfalls grau, in den Stoff war
ein rosafarbenes Blumenmuster eingeflochten, das inzwischen verblasst war. Seltsam, denn als ich vorhin hier eingezogen bin, waren die Wände cremefarben gestrichen und der blanke Fußboden starrte vor Dreck. Dies war nicht der Flur, den ich vor kurzem entlanggelaufen war. Nichts von alldem ergab irgendeinen Sinn.
    Vom Absatz des ersten Stocks gingen drei Türen zu anderen Wohnungen ab. Während ich an ihnen vorbeitrottete,

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