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Diese Sehnsucht in meinem Herzen

Diese Sehnsucht in meinem Herzen

Titel: Diese Sehnsucht in meinem Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Safrey
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PROLOG
    Nate zuckte zusammen: Im Apartment über ihm schrie eine Frau. Der wütende Laut durchbrach die Stille, in der Nate eben noch am Küchentisch gesessen und Cornflakes gelöffelt hatte. Nun fielen ihm vor Schreck ein paar Cornflakes in den Schoß. Er schob den Vorhang zur Seite, öffnete das Fenster und streckte den Kopf hinaus. Dann blinzelte er und drehte das Gesicht nach oben in die Nachmittagssonne, bis er die geöffneten Fenster der Wohnung über ihm ausmachen konnte. Der milde Novembertag hatte Nates Nachbarin wohl dazu veranlasst, die Wohnung durchzulüften. Er wartete einen Moment und lauschte.
    Nichts.
    Schließlich zog er den Kopf wieder zurück, zupfte sich die Cornflakes von der Hose und setzte sich wieder an den Tisch. Langsam aß er weiter, lauschte aber immer noch wie gebannt.
    Nun entspann dich endlich wieder, sagte er sich. Er rief sich ins Gedächtnis, dass ein großer Nachteil daran, in Boston zu wohnen, darin bestand, dass er hier seine Nachbarn sehr viel besser kennen lernte, als ihm lieb war. Und heute, wie so oft, wollte er definitiv nicht. Er hatte sich den sonntäglichen Luxus gegönnt, so lange zu schlafen, wie er nur konnte: bis in den frühen Nachmittag hinein. Dann hatte er seine Aktentasche geöffnet und etwa eine Stunde lang gearbeitet. Schließlich war ihm eingefallen, dass er ja noch gar nicht gefrühstückt hatte.
    Nate setzte die Schüssel an die Lippen und trank die restliche Milch, die ihm kalt und süß die Kehle hinunterlief. Dann trug er die Schale zum Waschbecken, wusch sie sorgfältig ab und stellte sie in den Oberschrank zurück.
    Da war es auf einmal wieder.
    Noch so ein wortloser, ungehaltener Aufschrei, der zwischen den Häusern widerhallte und in Nates Küche drang. Reglos stand er da, und erneut bemühte er sich, das Unbehagen abzuschütteln, das ihn beschlich. Wieso ärgerte er sich nicht einfach über die Ruhestörung? So würde schließlich ein ganz normaler Stadtmensch reagieren. Wen schrie sie da eigentlich so an? Eine zweite Stimme hatte Nate bisher nicht ausmachen können.
    Er ging zum Sofa und ließ sich darauf fallen. Dann wühlte er in den Kissen nach der Fernbedienung. Wenn ich jetzt noch eine halbe Stunde durch die Kanäle zappe, wirft mich das schon nicht zu weit zurück, sagte er sich. Diese Woche brauchte er einfach mal eine Auszeit. Und außerdem würde der Fernseher wahrscheinlich den Lärm seiner Nachbarin von oben übertönen.
    Nate hatte den Fernseher noch gar nicht eingeschaltet, da hörte er direkt über sich ein lautes Krachen, gefolgt von einem erschrockenen Aufschrei.
    Dann war es plötzlich totenstill.
    Es war also doch jemand bei ihr. Und es klang ganz so, als hätte sie es für diesen Jemand nun zu weit getrieben. Als wollte er ihr nun etwas antun. Wenn das nicht schon längst geschehen war.
    Nate spannte sich an, wartete, lauschte angestrengt. Da – noch ein Krachen, und es klang, als hätte jemand ein Möbelstück gegen die Wand geschleudert. Und wieder ein empörter Aufschrei.
    In seinem Geiste sah Nate die Frau vor sich, der er noch nie begegnet war. Ihre Gesichtszüge konnte er nicht genau erkennen, aber in ihren Augen stand panische Angst. Er stellte sich vor, wie sie sich zusammenkrümmte, um sich vor dem nächsten Schlag zu schützen, der mit Sicherheit käme. Nun konnte er ihre Angst sogar am eigenen Leibe spüren.
    So etwas hatte er selbst erlebt, vor langer Zeit.
    Nate fuhr vom Sofa auf und stürzte zum geöffneten Fenster. „He!“ rief er, wusste jedoch gleichzeitig, dass das gegen jemanden wie seinen Vater nichts ausrichten würde. Trotzdem hoffte er, dass dieser Typ dort oben eine andere Art von Feigling war. „He! Was ist da eigentlich los?“
    Wieder schrie die Frau etwas, diesmal konnte er sogar ihre Worte verstehen: „Was ist das für ein Mistspiel!“
    Ein Spiel? Immer noch stand Nate am Fenster und starrte auf den Parkplatz hinaus, in seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Spielte da etwa jemand ein

perverses

Sexspiel

mit
    ihr?

Einer

seiner

Kollegen

bei

der
    Bezirksstaatsanwaltschaft hatte vor ein paar Monaten so einen Fall gehabt. Da hatte ein Mann ungewollt seine Frau umgebracht, während so eines sadistischen…
    Direkt über Nates Kopf schlug nun jemand rhythmisch auf den Boden. „Komm schon!“ rief die Frau. „Nun komm… Bitte, bitte… Nein! Nein!“
    Jetzt konnte Nate sich nicht mehr zurückhalten. Er stürzte ins Schlafzimmer und griff dort nach dem Baseballschläger, der in der Ecke

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