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In seinem Bann

In seinem Bann

Titel: In seinem Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaïs Goutier
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Kapitel 1

    Sometimes you get so lonely
Sometimes you get nowhere
I've lived all over the world
I've left every place

    Please be mine
    Share my life
    Stay with me
    (David Bowie)

    Dieses Bild ging mir nicht aus dem Kopf.
    Nicht, als ich in das Taxi stieg, nicht auf der Fahrt vom ?ofín-Palast zurück zum Hotel und auch nicht, als ich mich auf den Balkon unserer Suite setzte, in der Hoffnung in der frischen Nachtluft einen klareren Kopf zu bekommen.
    Ich hatte Ian aus dem Taxi eine kurze SMS geschrieben, in der ich ihm mitteilte, dass ich nicht länger mit ihm hatte bei dieser Veranstaltung bleiben können und ihn bat, nicht meinetwegen frühzeitig aufzubrechen. Seither hatte er achtmal versucht mich anzurufen und mir bereits drei SMS geschickt, in denen er schrieb, dass er nur noch zu der Spendenüberreichung bleiben müsse und dann sofort ins Hotel zurückkäme. Der Wortlaut seiner Nachrichten klang ernsthaft besorgt, aber ich fühlte mich nicht in der Lage, ans Handy zu gehen oder auf seine Mitteilungen zu reagieren.
    Ehrlich gesagt hoffte ich, dass er noch eine Weile fortbleiben würde.
    Ich hatte sogar mit dem Gedanken gespielt, mich vom Taxi direkt zum Bahnhof bringen zu lassen und mit dem Nachtzug zurück nach Frankfurt zu fahren. Aber in einer Dior-Robe und ohne mein Gepäck erschien mir eine solche Kurzschlussreaktion doch als zu melodramatisch. Ich musste wenigstens mit Ian sprechen, ihm Gelegenheit geben, sich zu erklären. Das war ich ihm und uns schuldig und außerdem gehörte es sich unter erwachsenen, vernunftbegabten Menschen so, den anderen anzuhören, ehe man ihn verurteilte.
    Aber wie um alles in der Welt sollte dieses Gespräch vonstattengehen? Ich fürchtete mich davor. Ich liebte Ian und ich wollte nicht wahrhaben, was ich gesehen hatte. Und doch musste ich es ganz einfach glauben, hatte schlicht keine andere Wahl.
    Er hatte diese Frau dazu gebracht, sich Eisenringe an den Schamlippen anbringen zu lassen; ein Vorgang, so barbarisch und perfide, dass es mir den Atem stocken ließ.
    Ich hatte von solchen Dingen gelesen, aber sie bisher für literarische Fiktion gehalten.
    Doch Isabelle und das Bild waren ganz real gewesen und ich hatte keinen Grund, an ihrer Geschichte zu zweifeln. Mir dieses Handyfoto zu zeigen, war natürlich als die Rache einer verlassenen Geliebten zu verstehen, doch es war zugleich ihre Warnung an mich gewesen.
    Bei dem Gedanken, dass der Mann, den ich liebte, etwas Derartiges von einer Frau gefordert hatte, ja das Gleiche von mir verlangen könnte, wurde mir speiübel.
    Ich hatte die Beine unter meinem ausladenden Kleid angezogen und die Arme um meine Knie geschlungen. Allmählich fing ich an zu frieren, doch es gelang mir nicht, aufzustehen. Ich fühlte mich wie gelähmt, unfähig mich zu erheben oder überhaupt irgendetwas zu tun.
    Ich weiß nicht, wie lange ich in der Kälte gesessen hatte, als drinnen plötzlich das große Licht anging und Ian meinen Namen rief.
    Noch ehe ich mich dazu durchringen konnte, auf mich aufmerksam zu machen, trat er auf den Balkon.
    »Ann-Sophie! Gott sei Dank, du bist hier! Was ist denn um Himmels Willen passiert? Bist du etwa krank?«
    Seine schönen Augen waren voller Besorgnis.
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf.
    »Aber was ist dann geschehen? Du zitterst ja wie Espenlaub.«
    Er war im Begriff mich in seine Arme zu schließen, doch ich zuckte zurück.
    »Was ist los, Darling? Habe ich etwas verkehrt gemacht?«
    »Ich bin auf der Toilette Isabelle begegnet.« Ich holte tief Luft und versuchte, das heftige Beben aus meiner Stimme zu verbannen.
    »Und?« Er sah mich aufmerksam, geradezu forschend an und ließ sich in dem anderen Sessel nieder.
    Ich schluckte. »Sie hat mir euer kleines Geheimnis anvertraut.«
    Ich sah ihm unverwandt in die Augen, doch Ian runzelte nur die Stirn.
    »Unser kleines Geheimnis ? Du sprichst in Rätseln, Ann-Sophie.«
    »Jetzt tu bitte nicht so scheinheilig, Ian! Du weißt ganz genau, wovon ich spreche.«
    Er schüttelte den Kopf und wirkte tatsächlich ziemlich verwirrt.
    »Nein, das weiß ich nicht«, sagte er fest.
    »Du erinnerst dich also nicht an die Ringe, die sie trägt?«
    »Die Ringe?« echote Ian. »Doch, an die erinnere ich mich allerdings. Sie hat dir davon erzählt?«
    »Sie hat sie mir gezeigt. Auf einem Foto.«
    Ian hob beide Augenbrauen. »Warum tut sie denn sowas?«
    »Das fragst du mich? Das möchte ich eigentlich von dir wissen. Wie konntest du das von ihr verlangen?«
    »Was denn

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