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Alter Adel rostet nicht

Alter Adel rostet nicht

Titel: Alter Adel rostet nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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eine Weise, die vorläufig noch unbekannt ist, hochkarätigen Mist gebaut hat.«
    Ich mußte daran denken, daß Augustus Fink-Nottle in puncto Dämlichkeit seit eh und je eine Klasse für sich gewesen war. Jeder, der etwas davon verstand, hatte mir das seit Jahren bestätigt. Schon früher in der Schule, als wir noch kleine Pimpfe waren, hieß er nur »der dumme August«, und das, obwohl auch Bingo Little, Freddie Widgeon und ich zu seinen Mitschülern zählten.
    »Was soll ich jetzt tun, Jeeves?«
    »Meines Erachtens ist es das beste, wenn Sie sich nach Totleigh Towers begeben, Sir.«
    »Aber das geht doch nicht! Sobald ich mich dort blicken lasse, schmeißt mich der alte Bassett in hohem Bogen wieder hinaus.«
    »Vielleicht sollten Sie Mr. Fink-Nottle telegrafieren und ihm Ihr Problem darlegen, Sir. Möglicherweise weiß er einen Rat.«
    Das klang vernünftig. Also trabte ich zum Postamt und gab folgende Depesche auf:
     
    Fink-Nottle
    Totleigh Towers
    Totleigh-in-the-Wold
     
    Alles schön und gut. Du verlangst, daß ich sofort komme, aber wie zum Kuckuck stellst du dir das vor? Ahnst ja nicht, wie es zwischen altem Bassett und mir steht. Wäre kein willkommener Gast. Bassett würde mich achtkantig rausschmeißen und Bluthunde auf mich hetzen. Empfehlung, falschen Bart anzukleben und mich als Klempner auszugeben, zwecklos, da alter Knabe Luchsaugen hat. Würde Schwindel sofort spitzkriegen. Was tun? Was ist passiert? Wieso Krach? Krach worüber? Weshalb soll Hochzeit abgeblasen werden, verdammt noch mal? Was hast du dem Mädchen getan? Erbitte Antwort.
    Bertie
     
    Die Antwort darauf traf während des Abendessens ein:
     
    Wooster
    Berkeley Mansions
    Berkeley Square
    London
    Verstehe Schwierigkeiten, habe aber wahrscheinlich Lösung. Trotz gespannten Verhältnisses spricht Madeline noch mit mir. Sagte ihr, hätte Brief erhalten, in dem du dringend bittest, herkommen zu dürfen. Einladung folgt demnächst.
    Gussie
     
    Und am nächsten Morgen, nach einer so gut wie schlaflosen Nacht, erhielt ich gleich drei Telegramme.
     
    Das erste lautete:
     
    Hab’s geschafft. Einladung unterwegs. Bitte mitbringe Buch ›Meine Freunde, die Molche‹ von Loretta Peabody, Verlag Popgood & Grooly. Vorrätig alle Buchhandlungen.
    Gussie
     
    Das zweite:
     
    Bertie, du Goldjunge, höre kommst hierher. Hocherfreut, denn du mußt mir großen Gefallen tun.
    Stiffy
     
    Das dritte:
     
    Bitte komm, wenn du willst, aber ach, Bertie, hast du’s dir auch gut überlegt? Wird unser Wiedersehen nicht schmerzlich für dich? Vermeide Selbstzerfleischung!
    Madeline
     
    Während ich noch diese Botschaften durchlas, kam Jeeves mit dem morgendlichen Tee herein, und ich reichte sie ihm wortlos. Ebenso wortlos studierte er sie. Ich nahm ein paar Schlückchen Darjeeling, und dann sprach er.
    »Ich meine, wir sollten unverzüglich aufbrechen, Sir.«
    »Wahrscheinlich haben Sie recht.«
    »Ich werde sogleich das Notwendige einpacken. Möchten Sie, daß ich Sie mit Mrs. Travers verbinde?«
    »Warum?«
    »Sie hat im Laufe des Vormittags schon mehrmals angerufen.«
    »So? Na, dann ist es vielleicht besser, Sie stellen mal ein Gespräch her.«
    »Das wird vielleicht gar nicht mehr nötig sein, Sir. Mir scheint, die gnädige Frau ist bereits da.«
    Von der vorderen Tür ließ sich ein Dauerläuten vernehmen, so als hätte sich eine resolute Tante gegen den Klingelknopf gelehnt und nicht mehr losgelassen. Jeeves entschwand, und gleich darauf stellte sich heraus, daß ihn sein Instinkt nicht getrogen hatte. Eine dröhnende Stimme hallte durch die Wohnung – eine Stimme, bei der früher, wenn sie das Herannahen eines Fuchses verkündete, sämtliche Weidmänner und -frauen in ihren Sätteln zusammenschraken und haltsuchend nach ihren Reitgerten griffen.
    »Liegt dieser nichtsnutzige Strolch etwa noch im Bett, Jeeves? – Ach, da bist du ja!«
    Tante Dahlia kam ins Zimmer geprescht.
     
    In früheren Jahren ist diese verehrte Anverwandte regelmäßig bei Wind und Wetter hoch zu Roß auf Fuchsjagd gegangen, und das hat ihrem Gesicht eine intensive Rotfärbung verliehen. Jetzt leuchtete dieses Gesicht noch röter als sonst. Auch keuchte sie merklich, und in ihren Augen lag ein wildes Glitzern. Man mußte nicht den Scharfblick eines Bertram Wooster besitzen, um zu erkennen, daß es sich hier um eine Tante handelte, die etwas auf dem Herzen hatte.
    Es war gar nicht zu übersehen, daß sie mir unbedingt etwas mitteilen wollte, aber sie verschob es, um mich

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