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Alter Adel rostet nicht

Alter Adel rostet nicht

Titel: Alter Adel rostet nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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an. Das, dachte ich, wäre der richtige Mann, um jemandem ein Sahnekännchen mies zu machen.
    »Sie glauben also, daß er sich gebessert hat?«
    »Selbstverständlich hat er sich gebessert. Sehen Sie ihn sich doch an. Ordentlich gekämmt, sauber gekleidet, ein anständiges Mitglied der Gesellschaft. Womit er jetzt seinen Lebensunterhalt verdient, weiß ich zwar nicht, aber man sieht doch gleich, daß er keine Handtaschen mehr stiehlt. Was machen Sie denn jetzt beruflich, junger Freund?«
    »Anscheinend stiehlt er Schirme«, sagte der Diktator. »Wie ich sehe, hat er sich deinen angeeignet.«
    Schon wollte ich die Beschuldigung aufs energischste zurückweisen, und ich hatte sogar bereits den Mund geöffnet, da bemerkte ich – und es traf mich wie ein Schlag mit einem Bleirohr aufs Hinterhaupt –, daß er gar nicht so unrecht hatte.
    Ich wußte noch, daß ich von zu Hause ohne Schirm weggegangen war, und nun stand ich auf einmal da und hielt so ein Ding in der Hand. Was mich veranlaßt hatte, nach dem Parapluie zu greifen, das an einem Stuhl aus dem siebzehnten Jahrhundert gelehnt hatte, weiß ich wirklich nicht. Vielleicht war es jener Urinstinkt, der einen Engländer automatisch nach dem nächstbesten Schirm greifen läßt, wenn er noch keinen bei sich trägt, so wie sich eine Blume nach der Sonne reckt.
    Ein paar höfliche Worte der Entschuldigung schienen mir am Platze zu sein, und ich brachte sie vor, während das Accessoire den Besitzer wechselte.
    »Ach, tut mir schrecklich leid.«
    Ihm tue es auch leid, sagte der alte Bassett – für mich. Er sei zutiefst enttäuscht. Das hätte er nicht von mir gedacht.
    Dann meldete sich der Diktator zu Wort. Ob er die Polizei rufen solle, fragte er, und eine Sekunde lang leuchtete es in den Augen des alten Bassett. Wenn man Polizeirichter ist, hat man halt gern Polizisten um sich. Es ist, wie wenn ein Tiger Blut leckt. Aber dann schüttelte er den Kopf.
    »Nein, Roderick. Lieber nicht. Nicht heute – am glücklichsten Tag meines Lebens.«
    »Hören Sie«, blökte ich, »das war doch nur ein Versehen!«
    »Ha!« sagte der Diktator.
    »Ich dachte, das sei mein Schirm.«
    »Sehen Sie«, sagte der alte Bassett, »das ist Ihr großer Fehler, junger Mann. Sie sind einfach nicht imstande, zwischen mein und dein zu unterscheiden. Ich will diesmal davon absehen, Sie festnehmen zu lassen, aber ich warne Sie: Sehen Sie sich vor! Kommen Sie, Roderick.«
    Die beiden schritten von dannen, aber an der Tür drehte sich der Diktator um und sagte noch mal »Ha!«
    So etwas geht einem feinfühligen Menschen natürlich an die Nieren, wie Sie sich denken können, und ich war schon drauf und dran, Tante Dahlias Auftrag in den Wind zu schlagen, nach Hause zu gehen und mir noch eine von Jeeves’ Spezialmixturen zu genehmigen. Sie wissen ja, wie der edle Hirsch nach dem labenden Quell lechzt, wenn er mit knapper Not den Jägern entkommen ist. So ging es mir jetzt auch. Ich merkte, daß es unverantwortlich gewesen war, mich mit nur einem dieser Muntermacher im Magen auf die Straßen Londons zu wagen, und gerade wollte ich losstiefeln und mich ins Hauptquartier zurückziehen, als der Verkäufer wieder aus den fernen Winkeln des Ladens auftauchte, gefolgt von einem betäubenden Kohlduft und einer rötlichgelben Katze, und sich nach meinem Begehr erkundigte. Und da er das Thema einmal angeschnitten hatte, sagte ich, ich hätte gehört, daß er ein Sahnekännchen aus dem achtzehnten Jahrhundert zu verkaufen habe.
    Bedauernd schüttelte er den Kopf. Er war ein schimmlig wirkendes, grämliches Männlein, fast vollständig von einem weißen Rauschebart überwuchert.
    »Sie kommen leider zu spät. Es ist bereits für einen anderen Kunden reserviert.«
    »Heißt dieser Kunde vielleicht Travers?«
    »M-hm.«
    »Dann ist ja alles in Ordnung. Besagter Travers, müssen Sie wissen, ist nämlich mein Oheim. Er schickt mich quasi als Vorhut, um mir das Ding anzusehen. Also holen Sie’s mal ans Licht. Wahrscheinlich ist es ja Plunder.«
    »Es handelt sich um ein ganz erlesenes Stück.«
    »Ha!« sagte ich und machte damit eine Anleihe aus dem Repertoire des Diktators. »Das behaupten Sie! Na, wir werden ja sehen.«
    Ich muß zugeben, daß ich mir nicht viel aus altem Silber mache. Zwar habe ich Onkel Tom nicht den Tort angetan, es ihm ins Gesicht zu sagen, aber ich finde, daß seine Liebe zu diesem Kram ein Fimmel ist, gegen den er etwas tun sollte, bevor es noch schlimmer wird. Ich hatte also von vornherein

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