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Altstadtrebellen

Altstadtrebellen

Titel: Altstadtrebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Giebel
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was!«
     
    Ich schleiche mich weiter Richtung Bierfass und bemerke, kaum dort angekommen, dass der Ranftl Sepp mitten in seinem Lied, er war gerade bei der Zeile: »Die Zeit deckt den Mantel darüber …«, abbricht. Das passiert eigentlich nur zu ganz besonderen Anlässen. Und da höre ich schon den besonderen Anlass.
     
    Klack, klack, klack.
     
    Das Geräusch von Stöckelschuhen hinter der Hecke des Nachbarn zieht alle Aufmerksamkeit auf sich. Noch kann man nichts sehen, aber dieses Geräusch lässt eigentlich nur auf eine Person schließen. Und tatsächlich, sie ist es. Die Schönheit der Straße flaniert an uns vorüber: Alexa, Mitte dreißig, allein stehend, schwarzer enger Lederrock, rotes Top und das brünette dichte Haar kunstvoll mit vielen Haarklammern zu einem wilden Etwas zusammengesteckt. Klack, klack, klack. Die Blicke der Männer verklären sich. Die der Frauen auch, aber anders:
     
    »Den Rock hab ich gesehen, bei H&M. 49,80. Kunstleder!«
     
    »Ist die eigentlich verheiratet?«
     
    »Nein, aber ich glaube geschieden!«
     
    »Wird ja seinen Grund haben!«
     
    Dr. Manfred Portzner entgleitet nur ein kaum hörbares Räuspern, und Johann Ziesers glasiger Blick zu Alexa lässt eine tief verborgene Sehnsucht vermuten. Einen Moment zu lange lässt er sich ablenken, denn seine automatische Würschtel-Wende-Bewegung mit der Zange greift ins Leere, ein kurzer Kontakt seines Mittelfingers mit dem Grillrost lässt ihn aufschreien: »Aaah!« Erschrocken blicken alle zu ihm, doch Johann winkt beschwichtigend ab, mit dem Blick, der besagt: Ein Grillmeister muss das aushalten.
     

Eng und feucht
     
    Kurz nachdem Alexa verschwunden ist, färbt sich der Himmel schwarz, und aus dunklen Wolken ergießen sich heftige Regenschauer. Eilig drängen alle in die Garage. Sie rufen sich zu: »Jetzt wird’s lustig!«
     
    »Ich setz mich auf die Autoreifen.«
     
    Und Dr. Manfred Portzner bestimmt das Geschehen: »Nur reinmarschiert. Wir haben alle Platz!«
     
    Kevins Mutter bleibt im vorderen Bereich der Garage stehen, als sie sieht, wie ihr kleiner Balg auf der Straße das kühle Nass genießt und versucht, mit dem Mund so viele Tropfen wie möglich einzusammeln: »Kevin, kommst du bitte sofort her, du wirst doch nass!«, dann wieder laut: »Kevin. Keevin!!!« Wieder marschiert sie los, stolz und entschlossen, hinaus in den Regen, nimmt Kevin bei der Hand und zieht ihn in Richtung Garage. »Kevin, was haben wir ausgemacht? Wir haben ausgemacht, wenn wir hierhergehen, dann muss es genügen, wenn ich dich einmal rufe, und dann kommst du!«
     
    Weiter hinten in der Garage, neben den Autoreifen, meldet sich der Bamberger Steuerberater: »Soch amal, Johann, gibt’s hier noch a weng was von dem Trollinger, meiner geht nämlich langsam zur Neiche!« Vorn am Grill gibt Johann lapidar zurück: »A paar Würschtel kannst noch haben!«
     
    In der Mitte steht die etwas üppige Waldorf-Mutter, dicht an dicht mit Dr. Portzner. Sie blickt mit ihren nassen Haaren etwas peinlich berührt hoch zu ihm und meint leicht kokett: »Jetzt bin ich doch ein bisschen nass geworden. Stört Sie das?«
     
    Elegant erwidert Dr. Portzner: »Aber nein. Ich sage immer: ›Keiner kann einem anderen die Tränen trocknen, ohne sich dabei nicht selbst die Hände nass zu machen! ‹«
     
    Es war eng, es war feucht, jeder hatte schon etwas getrunken, so dass nun in der Garage die richtige Stimmung aufkommt. Nur irgendwer fehlt. Ich schaue mich um. Der Ranftl Sepp! Ich rufe zweimal laut in die Garage: »Sepp! Sepp!«, alle blicken sich an und tippeln fast gleichzeitig vor an den Garageneingang. Und tatsächlich, da sitzt er, der Ranftl Sepp. Klatschnass, reglos vornübergebeugt, die Hände noch am Instrument. Ich rufe noch zweimal: »Sepp! Sepp!« Er regt sich nicht.
     
    Von hinten bemerkt sehr schlau der Franke: »Was had er denn? Moch er nimmer?«
     
    Darauf der Zieser Johann: »Vielleicht mog er ein Würschtel!«
     
    Die städtische Mutter schlägt zaghaft vor: »Sollte ihn nicht irgendjemand reintragen?«
     
    Darauf gleich Angelika Zieser, die neben dem Grill und ihrem Mann steht: »Aber nicht ins Haus, ich bin nicht vorbereitet!«
     
    Darauf meint Johann kleinlaut: »Legen wir ihn halt hinten in der Garage auf die Werkbank, das tut’s doch!«
     
    Es gießt immer noch in Strömen, und wir stehen wie festgewurzelt an der Garagenkante und hoffen auf ein Lebenszeichen unseres Einmannorchesters. Ich denke mir noch: Das wäre schon sehr schade,

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