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Am Abend des Mordes - Roman

Am Abend des Mordes - Roman

Titel: Am Abend des Mordes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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stand sie ihm auch näher als die anderen; vielleicht klammerte sie sich an ihn, um nicht zu ihrem leiblichen Vater ziehen zu müssen, was dieser sowohl bei der Beerdigung als auch bei zwei Telefonaten vorgeschlagen hatte, aber Barbarotti fiel es schwer einzuschätzen, ob er das Angebot ernst gemeint hatte oder es nur Ausdruck seines schlechten Gewissens war. Der Versuch, etwas zu kompensieren. Jenny und Johan hatten das Wochenende bei diesem Tommy und seiner Zuckergussfamilie in Halmstad verbracht, aber keiner von ihnen war geneigt gewesen, den Besuch zu kommentieren.
    Eindeutig beurteilen konnte er, dass Jenny weiter in der Villa Pickford wohnen wollte. Für ihren leiblichen Vater hatte sie nicht viel übrig, und diese Sache, bis sie aus dem Gröbsten heraus waren, galt vor allem für sie. Jenny war im Übrigen die Einzige, mit der er an späten Abendstunden zusammensaß und trauerte.
    Mal so richtig trauern , hatte sie gesagt. Komm, Gunnar, jetzt setzen wir uns zusammen und trauern mal so richtig. Nur du und ich.
    Tee, eine Kerze. Stille im Haus, so still, wie es nur in einem achtzig Jahre alten Holzhaus werden konnte. Vereinzelte Worte. Vereinzelte Erinnerungen an Marianne. Tränen und gelegentliches Lachen, wenn man das Gefühl hatte, dass sie auf ihrem Wolkenkissen lag und lauschte und sie ermahnte, sich zusammenzureißen.
    Ja, so ungefähr. Es waren Momente der Heilung, und das fand er ein wenig seltsam.
    Als er das Polizeipräsidium nach diesem Tag der Rückkehr verlassen hatte, ging er im ICA -Supermarkt im Stadtteil Rocksta einkaufen. Lars und Martin hatten versprochen, ein Nudelgericht auf den Tisch zu bringen, und es fehlten noch ein paar Zutaten. Als er zum Auto auf dem Parkplatz zurückkam, war es erst halb sechs und er dachte, dass er genauso gut nachschauen konnte, wo eigentlich die Valdemar Kuskos gata lag. Wenn er sich schon in Rocksta befand, denn hier wohnte Ellen Bjarnebo seinen Informationen nach heute.
    Seine erste Arbeitsaufgabe nach Mariannes Tod.
    Die Schlächterin von Klein-Burma.
    Sah man sie immer noch so? Dachte sie so an sich selbst?
    Mehr als zwanzig Jahre waren seither vergangen, aber es war vermutlich keine Bezeichnung, die man so ohne weiteres abschüttelte.
    Und Arnold Morinder. Was war mit ihm passiert? Verschwunden, nachdem er in der Tankstelle in Kerranshede eine Zeitung gekauft hatte. Vor fünf Jahren. Am Ende sollte er natürlich versuchen, das Knäuel zu entwirren. Das war der Fall, in dem er ermitteln sollte, denn was sich auf Klein-Burma ereignet hatte, war vor langer Zeit zu den Akten gelegt worden. Wie auch immer, eine etwas bessere Grundlage zu haben, bevor er der Mörderin gegenübersaß, konnte wahrscheinlich nicht schaden.
    Natürlich stellte sich auch die Frage, warum Asunander ihm ausgerechnet diese alte Geschichte zugeschanzt hatte, aber bei genauerem Nachdenken war es vielleicht besser, es lieber zu lassen.
    Also, ihn zu fragen. Diesen Gedanken an nachlassende Fähigkeiten und Beschäftigungstherapie fand er viel zu adäquat, um sich ernsthaft damit auseinandersetzen zu wollen. Im Moment hatte er schon genug damit zu tun, nur zu überleben. Zu überleben und, wie gesagt, die Kinder zu versorgen, bis sie aus dem Gröbsten heraus waren.
    Wie gesagt, wie gesagt.
    An der Einfahrt zur Siedlung gab es eine Übersichtskarte, auf der er Valdemar Kusko sofort fand. Es handelte sich um eine der bananengekrümmten Straßen, die das Viertel vor dem Wald im Osten einrahmten. Er stieg ins Auto und suchte den Weg dorthin; Nummer 40 war das letzte in einer Reihe typischer dreistöckiger Häuser aus den Siebzigern, rotbraune Backsteine und verglaste Balkone. Er wusste nicht, in welchem Stockwerk Ellen Bjarnebo wohnte, und hatte auch nicht die Absicht, es an diesem Tag zu ermitteln. Heute ging es ihm lediglich um eine vorsichtige Sondierung, ein einleitendes Manöver ohne jede Bedeutung.
    Während er wendete und zurückfuhr, dachte er über Rocksta nach. In den ersten zehn, fünfzehn Jahren nach seiner Entstehung war das Viertel ein typischer sozialer Brennpunkt gewesen, mittlerweile hatte sich die Lage jedoch beruhigt. In der Verbrechensstatistik lag es in Kymlinge natürlich immer noch ganz vorn, und so würde es wohl auf absehbare Zeit auch bleiben, aber Barbarotti konnte sich an keinen Einsatz in der Valdemar Kuskos gata erinnern. Keine Körperverletzungen, keine Saufgelage, die aus dem Ruder liefen, keine Fälle von häuslicher Gewalt, wie man so schön sagte.
    Aber Rocksta

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