1360 - Die Seuche namens Saladin
Es war der reine Wahnsinn gewesen. Etwas völlig Irreales, aber ich hatte es erlebt.
Zum einen war ein gewisser Vincent van Akkeren durch die vier Lanzenstiche der Horror-Reiter umgekommen, als er die Bibel des Baphomet hatte an sich nehmen wollen. Ich hatte dabei zugesehen, wie die vier Lanzen den Körper durchbohrt hatten. Das war der erste Tod gewesen, und dann hatte es noch einen zweiten gegeben.
Da war van Akkeren in die Falle des Schwarzen Tods gelaufen.
Das Skelett-Monster hatte mit seiner Sense auf ihn gewartet und die Gestalt mit ihr aufgeschlitzt und buchstäblich in zwei Hälften geteilt. Auch diesem Ereignis hatte ich als Zeuge beigewohnt.
Fazit. Van Akkeren war nicht nur als einzelne Person zweimal gestorben, es hatte ihn doppelt gegeben. Eine völlig identische Gestalt war er gewesen.
Okay, ich hatte es bei und nach der langen Jagd auf van Akkeren genau gewusst. Nur hatte ich mir nicht die Zeit genommen, mehr darüber nachzudenken. Da war einfach zu viel geschehen, und ich war in diesem Fall so gut wie nicht zum Atmen gekommen. Nun ja, von einem Horror wollte ich nicht unbedingt sprechen, doch es war schon hart an der Grenze gewesen, und wir alle hatten aufatmen können, als van Akkeren zum zweiten Mal und jetzt endgültig vernichtet worden war.
Das ging voll und ganz in Ordnung. Und doch gab es ein Problem, das mich quälte. Es war einfach die Duplizität. Nicht mehr und nicht weniger. Eine Person, die es zweifach gegeben hatte, die aber dann vernichtet worden war. Ich glaubte nicht daran, dass sie noch mal erscheinen würde. Aber wieso hatte es sie überhaupt zweimal gegeben? Genau daran rätselte ich herum. Ich fühlte mich dabei völlig übergangen und wie vor den Kopf geschlagen. Natürlich wollte ich die Wahrheit herausfinden, und gleichzeitig fürchtete ich mich vor ihr und natürlich auch vor den Folgen, die sich daraus ergaben.
Sich allein darüber Gedanken zu machen und sich damit zu quälen, das wäre eine Möglichkeit gewesen. Nur konnte ich mich dazu nicht entschließen. Ich lebte zwar allein, aber ich war nicht allein, denn ich hatte Freunde. Sehr gute Freunde, mit denen ich oftmals durch alle Höllen gegangen war. Wir Menschen sind keine Maschinen. Wir haben Gefühle. Die einen stärker, die anderen weniger stark. Doch es gibt gewisse Situationen, in denen die Gefühle dann voll zum Ausbruch kommen und es besser ist, wenn man sich nicht allein damit herumquält.
So erging es auch mir. Ich wollte mit meinen Problemen nicht allein sein und hatte mich bei meinem ältesten Freund Bill Conolly eingeladen. Ich musste einfach mit ihm sprechen und ihm diesen Fall offen legen.
Bill hatte natürlich nichts gegen ein Treffen gehabt. Und auch nicht, dass es auf einen Sonntag fiel, der sich mit einem typischen Aprilwetter zeigte. Mal schien die Sonne, mal jagte der Wind Regenschauer über das Land. Wir sahen einen blauen Himmel ebenso wie einen von dicken Wolken bedeckten, und ich hatte nicht nur in Bill einen guten Zuhörer. Seine Frau war dabei, die ebenfalls aus dem Staunen nicht herauskam, als sie hörte, was ich zu berichten hatte.
Nach einer halben Flasche Wein und einer Flasche Mineralwasser, die ich fast leer getrunken hatte, lehnte ich mich zurück, nickte den beiden zu und sagte: »Jetzt wisst ihr genau, wie es bei mir gelaufen ist.«
»Hammerhart«, flüsterte Sheila.
»Das kannst du laut sagen.«
Mein Freund Bill sagte erst mal nichts zu mir. Er strich durch sein dichtes braunes Haar, murmelte etwas von einem Friseur, den er besuchen musste, gönnte sich dann einen Grappa, setzte sich wieder hin und schüttelte den Kopf.
»Ich weiß, dass du sauer bist«, sagte ich.
»Ha.« Er hob die Schultern. »Sollte ich das nicht sein, verdammt noch mal? Du hast alles allein durchgezogen…«
»Falsch. Suko war dabei.«
Er sah mich ungeduldig an. »Aber ich war nicht dabei.«
»Vergiss nicht, dass es Sukos Job ist, hier mitzumischen. Er wird dafür bezahlt.«
Bill winkte ab. »Komm mir nicht damit, John. Muss ich dich denn daran erinnern, was wir schon alles durchgezogen haben? Ich denke nicht. Du hättest mich wirklich einweihen können.«
»Es ging nicht. Die Ereignisse haben sich überschlagen. Außerdem wirst du hier gebraucht. Keiner konnte wissen, ob er überlebt. Denk doch mal daran. Suko und ich mussten uns auf die Jagd machen, doch bei dir sieht es anders aus.«
»Nein, John, wir…«
Sheila fuhr dazwischen. »Hört auf, euch zu streiten. Ihr benehmt euch ja wie kleine
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