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Am Ende der Straße

Am Ende der Straße

Titel: Am Ende der Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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derart von ihren Hypothekenzahlungen und Beförderungen besessen, dass sie bereitwillig alles andere ausgeblendet und gehofft haben, die Welt würde sich normalisieren, wenn sie erst einmal wieder ihrer Arbeit nachgingen? Und die zweite Gruppe, also alle, die davon überzeugt waren, das Jüngste Gericht sei gekommen, und deshalb geflohen sind? Wo zur Hölle wollten die hin? Wenn Jesus wirklich zurückgekehrt war, um über uns zu richten, wollten sie ihm entgegenstürmen, um ihn zu begrüßen, oder versuchten sie, sich vor ihm zu verstecken? Wenn das wirklich der Weltuntergang war, welches Ziel hatten sie dann für ihre Flucht im Kopf? Welcher Ort wäre nicht betroffen, wenn der Planet zerstört würde? Denkt mal einen Moment darüber nach, denn das ist wichtig. Wo versteckt man sich vor dem Weltuntergang?
    Beide Gruppen – sowohl die Unbeeindruckten als auch die Durchgedrehten – fuhren aus der Stadt in die Dunkelheit hinein.
    Keiner von ihnen wurde jemals wieder gesehen.
    So fanden wir heraus, dass die Dunkelheit Zähne hatte.
     
    Bin wieder da. Ich hatte mir eine Pause vom Schreiben gegönnt und meinen letzten Whiskey getrunken. Basil Haydens Kentucky Bourbon. Christy hat mir eine Flasche davon zum Geburtstag geschenkt. Verdammt gutes
Zeug. Schweineteuer, aber jeden Penny wert. Ich habe den letzten Rest getrunken, weil ich dachte, eine kleine Stärkung verdient zu haben, um die ganze Schreiberei durchstehen zu können. Die Maschine ein wenig schmieren, versteht ihr? Ich muss meinen Ängsten ins Auge sehen, denn einiges von dem, was ich euch erzählen werde, ist verdammt trostlos. Und jetzt ist auch noch mein Whiskey weg.
    Wollt ihr was Lustiges hören? Selbst wenn man außer Acht lässt, dass es keine Müllabfuhr mehr gibt, zögere ich, die leere Flasche wegzuwerfen. An Alkohol kommt man inzwischen noch schwerer ran als an Rasierschaum. Walden war schon immer eine ziemlich trockene Stadt, und der einzige Ort, an dem innerhalb der Stadtgrenzen Alkohol ausgeschenkt wurde, war das Versammlungshaus der Kolumbus-Ritter – und man musste Mitglied sein, um dort trinken zu können. Da war es keine Überraschung, dass der Alkohol sehr schnell verschwand, als die Plünderungen begannen.
    Die Kolumbus-Ritter traf es natürlich als Erstes. Dann plünderten die Leute verlassene Häuser – und manchmal brachen sie auch in Häuser ein, die nicht verlassen waren. Heute ist eine Flasche Smirnoff oder Jim Beam besser als Bargeld.
    Obwohl eigentlich alles besser ist als Bargeld. Papiergeld ist nur noch nützlich, wenn man es verbrennt, um sich zu wärmen. Aber auch das ist eher eine psychologische Sache, denn die Temperatur in der Stadt verändert sich nicht mehr. Manchmal tut es einfach gut, sich zu wärmen. Also verbrennen die Leute ihr Papiergeld.

    Alkohol hält auch warm und hat den Vorteil, dass es keinen nervigen Rauch gibt und man nicht riskiert, dass das Haus abfackelt, während man schläft. Wie ich schon sagte, Jim Beam schlägt grüne Scheinchen. Und Münzen? Die kann man höchstens noch in Rohrbomben stopfen. Die machen sich super als Granatsplitter.
    Aber ich will die leere Flasche nicht wegwerfen. Am liebsten würde ich sie verschließen, dann könnte ich ab und zu den Deckel abschrauben und die verbliebenen Dämpfe schnüffeln. Riechen, was einmal war. Aber vermutlich würden die wie alles andere auch irgendwann verschwinden.
    Es ist wieder Abend. Streng genommen gibt es keine Möglichkeit mehr, zu bestimmen, wie spät es ist, es sei denn, man verfügt über eine batteriebetriebene Uhr oder eine Armbanduhr, die noch funktioniert. Tageslicht gehört der Vergangenheit an. Ich richte mich nach meinem inneren Wecker, und der sagt, dass es gerade ungefähr zehn Uhr abends ist.
    Ich war schon immer ein Nachtmensch. Nachts bin ich so richtig wach. Lebendig. Zum Teil liegt das daran, dass ich bis vor kurzem in Giovannis Pizzeria in der zweiten Schicht gearbeitet habe. Das Restaurant in dem kleinen Ziegelgebäude lag kurz hinter der Stadtgrenze. Jetzt ist es Teil der Dunkelheit. Als ich dort arbeitete, fing ich um drei Uhr nachmittags an und lieferte meistens so bis um elf die Heimbestellungen aus, an besonderen Tagen wie dem Super Bowl oder Silvester auch manchmal länger. Nach meiner Schicht war ich normalerweise hellwach, von Red Bull, Kaffee und Cola voll aufgedreht. Also blieb
ich bis zum Morgengrauen auf, spielte Videospiele oder quatschte mit Christy, wenn sie noch wach war. Sie versuchte immer, wach zu bleiben,

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