Am Ende des Winters
wie sie wünschte. Und jetzt, wo die Affäre vorbei war, wo Lakkamai Torlyri ganz beiläufig und ungerührt hatte fallen lassen, zeigte Koshmar keinen Hauch von vorwurfsvollem Verhalten, weder Selbstgefälligkeit noch Grausamkeit, sondern nur Liebe, Wärme und Kraft.
Es konnte ihr nicht leichtfallen. Aber sie meisterte es.
Und das, wie Torlyri wußte, in einer Zeit persönlicher hoher Angespanntheit. Der Abfall Harruels hatte sie tief getroffen. Denn nie zuvor hatte Koshmar sich einer derartigen Verhöhnung ausgesetzt gesehen. Keinem Häuptling war dies je widerfahren. Vor dem gesamten Stamm verspottet zu werden, ihre Autorität mißachtet, beschimpft, stehengelassen zu werden – von elf Angehörigen des eigenen Stammes, die ihr einfach den Rücken zukehrten und davonliefen – was für eine Demütigung für Koshmar, was für eine Erniedrigung! Und dazu dann noch diese große Horde von Behelmten, die in die Stadt gezogen kamen, voller Betriebsamkeit und Energie, und mit ihren stinkenden Tierkolossen, ihren fremdartigen Sitten und Bräuchen, ihrer seltsamen Gewandung. Einst war einmal ein Kokon eine ganze geschlossene Welt gewesen, und Koshmar die höchste Herrscherin in dieser Welt; jetzt aber war das Volk in eine weitaus größere Welt vorgestoßen, und sie war nichts weiter als Häuptling eines kleinen und überdies gespaltenen Stammes, der eine kleine Nische in einer riesigen Stadt bewohnte, und in dichter Nähe einen anderen Stamm, viel größer, der bedrohlich näherrückte, der anmaßend sich auszubreiten und überzugreifen im Begriff schien.
All dies drohte die helleuchtende Sonne von Koshmars Macht zu verfinstern. Es waren schwere Schläge für ihr Ansehen, für ihr Selbstvertrauen, ja wider ihren hochgemuten Sinn selbst. Aber dank ihrer außergewöhnlichen Elastizität hatte Koshmar all diese Tiefschläge ausgehalten. Und sie hatte noch Kraft übrig, um davon ihrer Geliebten, Torlyri, zu spenden. Und dafür war ihr Torlyri mächtig dankbar.
Während sie beieinander lagen, gruben sich Koshmars Finger liebevoll in Torlyris dichten schwarzen Pelz. Die so vertraute Wärme, die enge, vertraute Nähe der Geliebten war tröstlich. Torlyri spürte, wie Koshmar zitterte, und sie lächelte ihr zu.
»Du«, flüsterte Koshmar. »Meine Liebste und Freundin. Meine einzige Liebe.«
Ihre Sensororgane berührten sich. Die Seelen glitten in die Vereinigung hinüber.
Und dann fragte sich Torlyri, wie es möglich gewesen sei, daß sie jemals Lakkamai mehr ersehnt hatte als Koshmar.
Hinterher allerdings, als sie sich in die Erlösungsstille sinken ließ, die nach dem Tvinnr eintritt, erkannte sie, daß dies eine törichte und sinnlose Frage war. Was sie von Lakkamai erhalten hatte, war etwas ganz und gar anderes als die Liebe, die sie und Koshmar einander schenkten. Von Lakkamai waren ihr Leidenschaft geworden, Aufregung, ein erregendes Mysterium. Es hatte eine Vereinigung mit ihm gegeben, die sie irrtümlich für eine Verschmelzung der Seelen gehalten hatte; doch nun erkannte sie, daß es nur eine Vereinigung der Körper gewesen war: gewiß, eine starke Verschmelzung, von hoher Intensität, aber nicht etwas von Dauer. Er hatte sie begehrt, sie hatte ihn begehrt, und eine Zeitlang hatten sie sich gegenseitig die Stillung dieses Verlangens geben können. Es war etwas Echtes, Reines gewesen, aber nicht von Dauer. Und dann hatte er aufgehört, sie zu begehren, oder er hatte etwas anderes mit schärferem Verlangen begehrt, und als Harruel seinen Aufruf tat, wer ihm Gefährte und Begleiter sein wolle bei seiner Eroberung des wilden Landes, war Lakkamai vorgetreten, ohne auch nur in Torlyris Richtung zu blicken, ohne auch nur einen Gedanken an sie zu verschwenden. Und er hatte sie auch nicht gebeten, mit ihm zu ziehen. Vielleicht hatte er sich gedacht, daß sie dazu nicht bereit sein würde – daß sie unweigerlich loyal sein und ihre Aufgaben als Opferfrau nicht aufgeben würde. Oder aber, es war ihm gleichgültig gewesen. Vielleicht hatte er ja alles bekommen, was er von Torlyri hatte haben wollen, und war jetzt mit ihr fertig und war bereit für ein neues Abenteuer.
Torlyri fragte sich erneut, ob sie mit ihm gezogen wäre, ob sie den Stamm und ihre Pflicht und Koshmar und alles vielleicht doch preisgegeben hätte, wenn Lakkamai sie nur darum gebeten hätte.
Sie wich der Beantwortung dieser Frage geflissentlich aus. Und sie war froh, daß sie ja eigentlich nicht gestellt worden war.
Harruel zog vor den anderen her, wenn
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