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Am Ende des Winters

Am Ende des Winters

Titel: Am Ende des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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der Not und Gefahr seine Freunde zu Hilfe gesandt! Ihm waren alle seine Fehltaten vergeben. Er war aus der Schuld erlöst. Er sollte verschont sein!
    »Yissou!« grölte er. »Dawinno!«
    »Links von dir, Harruel!« sagte Salaman plötzlich.
    Er blickte dorthin. Fünf Hjjk und ein Zinnobär, hochragend wie ein Berg. Harruel stürzte sich wütend mitten unter sie und hieb wild nach allen Seiten um sich. Und dann war Salaman bei ihm, und auch Konya nahte.
    Etwas fuhr ihm brennend wie Feuer über den bereits einmal verwundeten Arm. Er wirbelte herum, sah, wie der Hjjk erneut ausholte, um ihm das Fleisch zu zerfetzen, und so zersäbelte er ihm die Gurgel querdurch. Dann bekam er einen Stoß in den Rücken. Sie waren jetzt überall um ihn herum, sie wucherten den Hang herauf wie Unkraut! Salaman rief seinen Namen, und Harruel wandte sich erneut um und schlug noch in der Bewegung zu. Umsonst. Umsonst. Die waren ja überall. Die Zinnobärbestie bäumte sich schnaubend auf. Als die gewaltigen Beine niederfuhren, quetschten sie einen Hjjk platt. Harruel lachte. Wieder und wieder und wieder stieß und schlug er zu. Es war zu früh, die Hoffnung sinken zu lassen. Und wir werden sie töten – einen nach dem anderen, jawohl! Aber dann zerschnitt ihm etwas Scharfgezahntes den Rücken, und etwas genauso Scharfes stach ihn in den Schenkel. Von dem Schock begann er zu zittern und zu zucken. Er hörte Stimmen, Salamans Stimme, die von Konya – und Samnibolons kindliche Stimme. Sein Name, immer wieder. Er schwankte, stürzte beinahe, fing sich wieder, machte noch ein paar taumelnde Schritte. Er schwang seine Klinge und durchschnitt nur Luft. Aber er gedachte weiterzukämpfen, bis er zu Boden ging. Er konnte ja doch nichts sonst als kämpfen. Und seine Stadt würde leben, auch wenn er selbst nicht überlebte. Ihm war verziehen, er war erlöst. »Dawinno!« brüllte er. »Yissou! Harruel!« Blut strömte ihm über die Stirn. Und nun rief er nicht mehr Yissou an, sondern Friit-Heiler; und dann Mueri, die Trösterin. Aber immer noch kämpfte er weiter und hackte und stieß und säbelte. »Mueri!« brüllte er, und noch einmal: »Mueri!« Das zweitemal war es etwas leiser. Es waren der Feinde zu viele. Das war die einzige Schwierigkeit: Es – waren – einfach – zu – viele…
    Aber die Götter hatten ihm seine Fehltaten vergeben.
    Niemals zuvor hatte Hresh sich so seiner selbst sicher gefühlt wie in diesem Augenblick, da sich die Dämmerung zur Nacht verdichtete und die Schlacht bevorstand. Er war mit Taniane allein auf diesem weiten Grasfeld. Er hatte den Barak Dayir aus dem Sammetbeutel geholt – Taniane quollen fast die Augen aus dem Kopf vor Furcht und brennender Neugier, wie sie dies jedesmal so glühend-begierig getan hatte, wenn er den Wunderstein vor ihren Augen enthüllt hatte –, und dann hatte er ihn in die Biegung seines Sensororgans gelegt.
    »Und jetzt sei mal still, während ich das da mache!« befahl er ihr.
    Er schloß die Augen. Er griff hinüber in das Heer der Hjjk – ihr Götter, da waren ja Myriaden und Abermyriaden von ihnen! – und suchte geduldig zwischen ihnen herum, wählte aus und sortierte ihre dürren, unangenehmen Seelen, bis er fand, wonach er gesucht hatte: ein Paar, das sich von der Marschkolonne abgesondert hatte, um dem Kopulationstrieb nachgeben zu können. Denn schließlich mußte es ja in diesen Unmassen wenigstens einige wenige geben, die auch mal eine Pause einlegten und sich dieses Vergnügen gönnten. Wie sich herausstellte, entdeckte Hresh mehr als nur ein paar.
    Eine Partnerkombination insbesondere hatte sich tief in den Akt und die Aktivität verstrickt – sozusagen mit Herz und Hand, mit Seele und Schnabel, mit Bauch und Beinen und Brustschild und Bauchschwingung – und war konvulsivisch mit Umarmungen beschäftigt. Hresh konstatierte es mit Schaudern. Das Weibchen war wuchtiger als das Männchen und hielt den Sexualpartner mit einem dermaßen seltsamen Würgegriff gefangen, als beabsichtige sie nicht etwa die Kopulation mit ihm, sondern als wollte sie ihn vielmehr auffressen. Aus dessen Leib waren rasch kleine Organe ausgetreten, die sich dann in bestürzender nervöser Hektik über die unteren Leibespartien des Weibchens bewegten. Es war recht scheußlich-fremdartig als Akt. Und dennoch, während Hresh dem zusah, empfand er es immer weniger als befremdlich. Die Körpergestalt, die Gliedmaßen und die Organe dieser Hjjk waren sehr anders als alles ihm sonst Bekannte, gewiß, doch

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