Heisse Fantasie
1. KAPITEL
"Käuflicher Sex?" Cait Sullivan senkte die Stimme zu einem Flüstern. "Sind Sie sicher?"
Cait betrachtete den Mann, der ihr gegenüber am Tisch saß, mit kritischem Blick. Sein teurer Anzug und die italienischen Schuhe sprachen dafür, dass es sich hier nicht um einen Spinner handelte. Er hatte zwar ein Pflaster auf der Nase und sah aus, als sei er verprügelt worden, doch seine Miene wirkte aufrichtig.
"Es ist mir sehr ernst, Miss ..." Er blickte kurz auf ihr Namensschild, bevor er ihr wieder in die Augen sah. "Miss Sullivan. Ich weiß genau, dass ein Mann von ,Fantasy for Hire'
dafür bezahlt wurde, Sex mit einer Kundin zu haben. Mit einer sehr reichen Kundin."
Cait witterte eine interessante Story, für die sie sich nicht in Schale werfen und sich freundlich mit den jungen Damen der feinen Gesellschaft aus San Francisco unterhalten musste. Diese Frauen wirkten auf sie immer schrecklich blasiert, und Cait kam sich in Gesprächen mit ihnen immer wie eine Außenseiterin vor.
Endlich einmal etwas anderes als die ewigen Berichte über Wohltätigkeitsveranstaltungen, die sie allmählich nicht mehr ausstehen konnte. Wenn sie Licht in die Sache brachte, die Louden Avery hier gerade andeutete, war das möglicherweise der Schlusspunkt unter den ganzen Kram, den sie seit
mittlerweile zwei Jahren für ihre Zeitung schrieb. Gründlich zu recherchieren und finstere Machenschaften aufzudecken, das war ihr Ziel. Vielleicht führte das dann auch zu Berichten fürs Radio oder sogar für einen Fernsehsender ...
Cait verdrängte diese Karriereträume und zückte einen Notizblock. Immer mit der Ruhe, ermahnte sie sich. "Was für Beweise haben Sie denn?"
"Eine meiner früheren Angestellten hat diese speziellen Dienste von ,Fantasy for Hire' in Anspruch genommen", fuhr Louden Avery fort. "Ich kann es nicht belegen, aber ich habe mit eigenen Augen eine Quittung über tausend Dollar für geleistete Dienste gesehen. Das ist ein bisschen sehr viel für den Auftritt eines Strippers, finden Sie nicht?"
Cait hatte noch nie einen Stripper engagiert, aber sie war schon bei einigen Junggesellinnenpartys gewesen und konnte sich auch nicht vorstellen, dass ein solcher Auftritt auch nur annähernd so viel kostete.
Nach Averys Aussagen war "Fantasy for Hire" eine eher kleine, aber sehr erfolgreiche Agentur, über die man Stripper für Frauenpartys buchen konnte. Avery behauptete, es sei nur der Deckmantel für viel lukrativere Geschäfte.
"Ich brauche mehr als nur Ihre Aussage, dass Sie diese Quittung gesehen haben, Mr. Avery." Sie machte sich Notizen.
"Sie sind hier die Reporterin. Gehört es nicht zu Ihren Aufgaben herauszufinden, wie viel Wahrheit sich hinter dem verbirgt, was ich Ihnen sage?"
"Schon, aber ..."
Avery stand auf und blickte sie über seine bandagierte Nase hinweg an. "Wenn Sie an der Geschichte nicht interessiert sind, Miss Sullivan, dann gehe ich eben zum ,Examiner'. Dort stoße ich bestimmt auf offene Ohren." Er wandte sich zum Gehen.
"Warten Sie!" Sie sprang auf und kam um den Schreibtisch herum. Diese Chance, sich als ernsthafte Reporterin zu beweisen, durfte sie sich nicht entgehen lassen. "Geben Sie mir ein paar Tage Zeit, dann melde ich mich wieder bei Ihnen.
Wenn ich auf eine interessante Story stoße, unterhalten wir uns weiter."
Er lächelte, doch sein Blick blieb kühl. "Diese Story gibt es, und sie ist brandheiß, Miss Sullivan."
Am liebsten hätte sie ihn gefragt, wieso er ausgerechnet sie angesprochen hatte, wo es doch Dutzende von erfahreneren Reportern beim "Herald" gab. Aber ihre Mutter hatte immer gesagt, dass man einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schaut.
Cait nahm seine Visitenkarte entgegen und versprach, ihn in ein paar Tagen anzurufen. Sie lehnte sich gegen den
Schreibtisch und biss sich auf die Unterlippe, während sie Avery nachsah. Ihre Gedanken überschlugen sich. Irgendeinen Beweis brauche ich, dachte sie, dass er mir die Wahrheit erzählt hat, bevor ich zu recherchieren beginnen.
Seufzend ging sie zurück zu ihrem Stuhl und sah ihre Notizen durch. Nach dem zweiten Lesen musste sie lächeln, und dann lachte sie auf. Das war es! Was gab es für einen besseren Weg, die Wahrheit über "Fantasy for Hire" herauszufinden, als die Dienste der Agentur selbst in Anspruch zu nehmen?
Sie rief schnell beim Friseur an und bekam nach einem bisschen Betteln und Drängeln noch einen Termin für den Nachmittag. Mit etwas Glück konnte sie sich auch noch die Nägel machen lassen.
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