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Am Malanger Fjord

Am Malanger Fjord

Titel: Am Malanger Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Muegge
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Buschläufer, kein Umhertreiber, sondern sitze hier auf meinem Erbe. Aber schlimm genug, hochwerter Herr Sorenskriver, wenn schuftige, elende, unwissende Burschen, Faulenzer und Tagediebe sich hier einnisten dürfen, die fortgejagt werden müßten, weil sie ihr Brot mit Sünden essen!«
Stureson schüttelte den Kopf und sagte zu seiner Begleiterin: »Was will er denn eigentlich, auf wen schimpft er so sehr?«
»Ich will es Ihnen sagen«, erwiderte Mary ruhig. »Dieser Mann war ebenfalls einst ein Schützling des alten Helmböe, der seinem Vater dies Land hier gegeben, dies Haus gebaut und ihn selbst mit Olaf zusammen in das Seminar von Trondenäes. geschickt hat. Dort aber wurde er seiner bösen Streiche und seiner Unfähigkeit wegen entfernt, und seit er hier seines Vaters Besitztum übernahm, bildet er sich ein, daß ihm das Schulmeisterhaus weit eher gebührt, und er hat es dahin gebracht, daß manche Böelappen ihre Kinder nicht mehr zu Olaf schicken, weil dieser von den Fjeldlappen stammt.«
Während Mary sprach, fletschte der kleine Lappe die Zähne, nickte und grinste und sah sie mit boshaften Blicken an.
»Es kommt mir auch zu, hochwerter Herr Sorenskriver!« schrie er dann, »mir – nicht aber dem Sohn eines Wolfs, einem krummbeinigen, unchristlichen gottlosen Lästerer, der zu den Seitas ins Gebirge, zu den Zauberkreisen und Opfersteinen der vermaledeiten Rentiermelker läuft, dort sich niederwirft und die Götzen anbetet. Ich hab's gesehen, habe es mit eigenen Augen gesehen und kann's beschwören!«
»Hören Sie sein Geschwätz nicht an«, sagte Mary weitergehend.
»Mein guter Henrik Jansen«, sprach Stureson lachend, »meine Sache ist es nicht, deine Ansprüche auf hohe Geburt und reine Abkunft zu prüfen oder deine Anschuldigungen zu untersuchen; wenn aber deine Reden wahr sind, so geh zum Vogt und mache ihm Anzeige. Das weitere wird sich finden.«
Er folgte dem jungen Mädchen nach, als er aber zurückblickte, stand der Böelappe noch immer mit abgezogenem Hut und machte ihm Bücklinge; dann deutete er auf Mary, hob seine Hand empor und drohte nach ihr, während er boshaft und höhnisch lachte.
Als Stureson seine Begleiterin wieder erreichte, stand diese auf der Anhöhe, und dicht zu ihren Füßen lag der Grund, in welchem Olafs Haus erbaut war.
Der Landrichter merkte, daß ihn seine Führerin wohl nicht ganz absichtslos mittels eines Umweges hierher gebracht hatte.
»Wir sollen also durchaus dem Hexenmeister einen Besuch machen?« fragte er.
»Ich will Sie zu Olaf führen, damit Sie selbst sehen, welche Lügner und Verleumder diese Kolonisten sind, die überall in schlechtem Rufe stehen ihres anmaßenden Hochmuts halber.«
»Ich glaube dem kleinen Kerl gar nichts«, antwortete Stureson, »aber immerhin bleibt es merkwürdig, daß dieser tugendhafte Schulmeister, der, wie Sie sagen, allen Gutes und Liebes erweist, bei seinen eigenen Landsleuten so vielen Haß und Widerwillen erregen kann.«
»Der arme Olaf!« rief Mary. »Bei den Normännern hilft es ihm nichts, sanft, gut und verständig zu sein, denn er ist ein Lappe. Bei den Lappen aber gelten seine Kenntnisse und sein besseres Wesen nichts, denn er hat sich von ihnen getrennt, ist ein Knecht der Herren des Landes geworden und hat das Kleid der Freiheit ausgezogen!«
Stureson beobachtete sie scharf – ihr ganzes Wesen schien vom Mitleid erfüllt. »Bei alledem«, sagte er nach einem Augenblick des Schweigens, »ist es aber doch möglich, daß dieser Bursche, wenn er halb toll in die hohen Fjelde läuft, an den Opfersteinen der alten Götter seines Volkes betet, wie seine Voreltern gebetet haben. Er sieht aus wie ein Träumer.«
»Er ist ein Christ, mehr als es viele sind, die diesen Namen führen«, erwiderte Mary lebhaft. »Lassen Sie uns bei ihm eintreten, ich will ihn ersuchen, nachmittags zu uns zu kommen, um Musik zu machen.«
»Er soll seine Geige mitbringen!«
Mary schüttelte den Kopf. »Er hat es noch nie getan«, sagte sie, »fordern Sie es nicht von ihm, aber er spielt das Klavier gewiß zu Ihrem Beifall.«
Sie waren währenddessen an der Seite des Hügels niedergestiegen und gingen über den schönen Rasen an dem Bach entlang, der mit einem Wasserfall aus den Felsen brach. Dann traten sie in den Garten. Mary öffnete die äußere Tür des Hauses, und durch einen kleinen Vorraum gehend, trat sie in das Wohnzimmer, dicht gefolgt von Stureson. Beide blieben an der Schwelle stehen, denn ein unerwarteter Anblick bot sich ihnen dar.
Propst

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