Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Malanger Fjord

Am Malanger Fjord

Titel: Am Malanger Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Muegge
Vom Netzwerk:
des Landrichters zeigte, bis dieser endlich seine goldene Uhr herauszog und es hohe Zeit fand, nach Hause zurückzukehren.
Mit der wiederholten Aufforderung, pünktlich zu erscheinen und wenn möglich die Geige instand zu setzen, schied Stureson und führte unter Scherz und Gelächter Mary durch Olafs Gärtchen zwischen den duftigen kleinen Beeten hin, wo er Reseda und Nelken brach, um Hvalands Tochter ein Sträußchen zu überreichen.
Olaf blieb auf der Schwelle stehen. Seine Augen verfolgten die Scheidenden, und heftig zuckte es in seinem Gesicht, als Mary sich am Bach umwandte und leise grüßend lächelte und ihm zunickte.
»Denke an alles, mein Sohn«, sagte der Propst, welcher zuletzt ging.
»Mein Vater, ich denke« erwiderte Olaf, sanftmütig die Arme kreuzend, und sah seinen Gästen bewegt nach, bis sie alle drei hinter den Felsen verschwunden waren.
Der Tag verging sehr glücklich für den Landrichter, der seine Zeit gut anwandte, um sich der Gunst seines Wirtes zu versichern und sein angeknüpftes Verhältnis zu Mary durch neue Zeichen seiner Ergebenheit zu befestigen. So stolzen Sinnes, auffahrend und launenvoll Stureson war, so gut wußte er zu schmeicheln und sich zu fügen, wenn er es für nötig hielt, und heute war es ihm gelungen, alle zu gewinnen, da er jeden für seine Absichten gebrauchen konnte. Er verwandte deswegen auch keine geringe Mühe darauf, dem Missionar zu gefallen, dessen Einfluß auf Mary er sehr wohl erkannte. Die geistliche Würde des Propstes, seine große Gelehrsamkeit, sein christlicher Eifer, die Reinheit seines Lebens und seine milde Freundlichkeit sicherten ihm überall bei dem großen Haufen Achtung und Ehrerbietung. Mochten Hvaland und die reichen Kaufleute auch heimlich über ihn spotten, öffentlich wagte niemand, den ehrwürdigen Diener des höchsten Wesens anzugreifen, der im ganzen Lande bekannt und von der Regierung besonders geschützt und begünstigt wurde. Stureson war schlau genug, die Freundschaft des Propstes durch Eingehen auf dessen Lieblingsgedanken und Entwürfe zu suchen. Er hörte geduldig die langen Erzählungen an, welche die Bekehrung und Gesittung der Lappen zum Gegenstand hatten, und schlug sich beim Widerspruch Hvalands stets vermittelnd auf Stockfleths Seite. Ein anderer hätte vielleicht ein wirkliches Interesse an den Mitteilungen über die Lebens- und Seelenzustände des seltsamen Hirtenvolks in den Bergen genommen, ihm waren sie gleichgültig und innerlich zuwider; um so schärfer hörte er auf die Charakteristik der Handelsherren und ihrer Familien, deren Einfluß und deren Verbindungen und Vermögen, wobei es sich wiederum bestätigte, daß Hvaland einer der bedeutendsten sein mußte, denn von den meisten sprach er mit jener Art von Geringschätzung, welche die Unebenbürtigkeit an Geld, Gut, Besitztum und Macht auszudrücken pflegt.
Nach einiger Zeit brachte der Landrichter durch seine Fragen und Anmerkungen den Kaufmann zu einer Erklärung, die nicht ohne Bedeutung für ihn war.
»Kenne sie alle genau«, sagte Hvaland, »denn es kommen viele in mein Haus, und seit einiger Zeit finden sich manche ein, die mit ihren Vorzügen und guten Eigenschaften nicht hinter dem Berge halten. Ist mehr als einer darunter«, fuhr er lachend fort, indem er seiner Tochter einen listigen Blick nachschickte, »mehr als einer, der auf seine Tasche schlagen kann, und es klingt hell genug darin; aber es hat keiner noch geholt, was er hier suchte. Mir ist es recht, wollen mir auch nicht gefallen.«
»Mit Geld und Gut«, sprach der Propst, »läßt sich das echte Lebensglück auch nirgends eintauschen.«
»Bah!« rief der Kaufmann, »wenn gesprochen werden soll, Propst, so sag ich das von mir. Bin gesegnet vom Himmel mit mancherlei Gut, stehe darin niemandem nach, habe dabei nur das eine Kind. Mag sie wählen nach ihrem Herzen, sich und mir zur Ehre. Brauche keinen Schwiegersohn mit Jachten und vollen Taschen, habe selbst soviel, sie ihm straff zu machen, und damit genug. – Seht hinaus, Niels Stockfleth, da kommt der Olaf. Ein Lappe, und mag er noch so zahm gemacht sein, ist und bleibt ein eigensinniges Tier. Statt der Geige, die er mitbringen sollte, hat er sein verwettert Gewehr umgehängt und ohne Zweifel sich in den Jauren umhergetrieben.«
Langsamen Schrittes kam Olaf über den Rasengrund und traf nicht weit vom Hause mit Mary zusammen, die ihm entgegengegangen war. Stureson sah sie sprechen und Olafs Gesicht sich lächelnd neigen. Dann nahm er aus der

Weitere Kostenlose Bücher