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Am Malanger Fjord

Am Malanger Fjord

Titel: Am Malanger Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Muegge
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Laufe des Tages wenigstens insoweit, daß sie, in Unvermeidliches sich ergebend, geduldig anhörte, was er versprach und bat, seine frohen Blicke mit einem schwachen Lächeln erwiderte und sich anstrengte, ihr inneres Widerstreben zu überwinden und den Zukunftsträumen zu folgen, welche Stureson ihr mit heiteren Farben ausmalte. Der Malanger Fjord mit seinen wilden Bergen verschwand vor den Schilderungen der Reisen, die er mit ihr machen wollte. Sie sollte Deutschland sehen, Frankreich, Paris, in Italien selbst Orangen pflücken, und wenn sie dann auch zurückkehrte, so war von Zeit zu Zeit immer wieder eine Reise nach dem Süden in Aussicht gestellt.
Stureson ließ die Absicht durchscheinen, daß er überhaupt nicht willens sei, sein Leben in diesen Einöden zu beschließen. Er sprach von seinem väterlichen Gute in Mandals-Amt und beschrieb die alten Eichen und Buchen, welche sich über dessen Dach neigten, und die Reize des alten Sitzes seiner Familie mit verlockendem Feuer. Dazwischen mischten sich ehrgeizige Entwürfe. Es würde ihm nicht schwer sein, meinte er, ein Storthingmann zu werden, er sei aus dem Holze, woraus Staatsmänner und Führer gemacht würden, und seine mächtigen Freunde bildeten eine Partei, auf welche er rechnen könnte.
Hvaland begriff das besser als seine Tochter, und während er in Gedanken rechnete, was besser sei, ein Schwiegersohn als Richter am Malanger Fjord oder als Staatsrat in Christiania oder wohl gar als Minister in Stockholm, hörte Mary nicht ohne Teilnahme zu, was ihr Bräutigam von den gesellschaftlichen Kreisen der Hauptstadt erzählte und wie bald man in wenigen Tagen dahin gelangen würde, wenn die Dampfbootverbindung eingerichtet sei, zu der er aus allen Kräften helfen werde.
Alles, was Stureson sprach und als gewiß darstellte, mußte angenehme Gefühle erregen, und wer Mary am Arme des stolzen Mannes gehen sah, konnte nicht umhin, sie glücklich zu preisen.
Am Nachmittag kam, wer irgend in der Nähe zu haben war. An Vogt und Pfarrer hatte Christie Boten gesandt, und abends bei Tische fand eine feierliche Proklamation der Verlobung statt, zu welcher auch die Fischer, Gaardleute und Kolonisten sich einfanden, denn Hvaland ließ schmausen und trinken, wer kommen und nehmen wollte.
Es war im August, die Sonne machte höhere Kreise und tauchte tiefer schon ins Meer hinab, um später wieder aufzustehen. Erhitzt vom Wein und seinen Gedanken, ging Stureson, als die Dämmerung anbrach, an den Fjord hinaus. Er wollte allein sein, um einige Minuten lang sich selbst zu gehören. Er hatte alles erreicht, was er wollte, Mary und ihr Geld waren sein, aber Hohn und Verachtung kämpften in seinen Zügen, als er die Felsen hinaufstieg und zurückdachte. Die Gesellschaft, aus der er entkommen war, ekelte ihn an, und selbst das Mädchen, der er Liebe und Ergebenheit heuchelte, war ihm zuwider.
»Ich muß es alles ertragen«, murmelte er vor sich hin, »aber ich werde sie abschütteln wie der Bär die Bienen, wenn er ihren Honig geraubt hat, und mich wälzen, um sie zu zerdrücken, sobald es nötig ist. Große Ehre für mich«, fuhr er in seinem Selbstgespräch bitter auflachend fort, »dies alberne Ding, die einem Lappen sich hingegeben, als meine Frau heimzuführen, mich in Artigkeiten und Schmeicheleien abzuquälen, um ihren zuckenden Finger zu erhalten, ihr Ohr zu betäuben, während ihr Herz kalt ist wie das Eis da oben. – Und dieser Schwiegervater in den speckglänzenden Lederhosen – welch ein Anblick für meine lustigen Freunde und edlen Verwandten in Christiania! Aber, Geduld, Lars, Geduld, mein guter Junge! Hat er die Taschen erst aufgeknöpft, und bin ich da, wo ich sein will, soll er einen anderen Ton hören! He, Henrik Jansen!« rief Stureson, sich selbst unterbrechend, als er, um einen mächtigen Stein biegend, den Kolonisten gerade wie damals am Strande bei seinen Netzen sah.
Der Böelappe schwenkte seinen Glanzhut, grinste hinauf, machte seine Kapriolen und winkte ihn zu sich herunter.
»Was soll's?« fragte der Landrichter belustigt. »Mein teurer Freund, komm herauf, wenn es dir beliebt!«
»Habe Euch etwas zu sagen, wohledler Sorenskriver!« rief der Kolonist leise herauf.
»Und warum bist du nicht bei deinen Genossen auf Hvalands Hausplatz?« fragte Stureson, über das Geröll steigend, »ißt von seinem Roggenbrot und Hammelfleisch und trinkst seinen Whiskypunsch zu meiner Ehre?«
»Weil ich nicht will«, erwiderte Henrik, seine verkehrten Augen umdrehend, indem

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