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Am Ufer der Traeume

Am Ufer der Traeume

Titel: Am Ufer der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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nahm. »Ich komme aus einem fernen Land, das wir Irland nennen, und bin viele Tausend Meilen gewandert, um das Land zu erreichen, von dem ich so oft geträumt habe. Ich habe dieses Land gefunden.«
    »Unser Land«, erwiderte Bärenohr.
    »Ist Texas nicht groß genug für uns alle?«
    Darauf antwortete der Anführer nicht. Er sagte etwas in seiner Sprache zu dem Krieger, der neben ihm wartete, und wich überrascht zurück, als dieser aufbrauste, auf Molly zeigte und sie mit Ausdrücken bedachte, die wie unflätige Schimpfwörter klangen. Er riss sein Gewehr hoch und legte auf sie an.
    Molly wusste, dass der Krieger sie erschießen wollte, und wich instinktiv zurück. Dabei stolperte sie und es löste sich ein Schuss aus ihrer Sharps. Die Kugel riss dem Krieger die Waffe aus der Hand und schleuderte sie zu Boden.
    Der Rückschlag warf Molly beinahe um.
    »Ka-chat!«, rief Bärenohr, als die anderen Krieger eingreifen wollten.
    Molly hatte keine Ahnung, was das Wort bedeutete, nahm aber an, dass der Anführer ihr damit das Leben gerettet hatte. Sie hielt sich auf den Beinen und versuchte, den Eindruck zu vermitteln, absichtlich geschossen zu haben.
    »Du bist eine tapfere Frau«, sagte er. Er schlug dem Krieger, der auf sie angelegt hatte, den Lauf seiner Sharps auf die Brust, als der sich aus dem Sattel beugte und versuchte, sein Gewehr aufzuheben, und drängte ihn zurück. Er bedeutete einem anderen Krieger, die Waffe an sich zu nehmen.
    Molly bedachte er mit einem wohlwollenden Blick. Er musterte sie wie ein wertvolles Pony und lächelte zufrieden. »Hast du einen Mann, weiße Frau?«
    »Ich warte auf ihn«, antwortete sie fest.
    »Aber du weißt nicht, ob er kommt?«
    »Ich weiß es sicher.«
    »Wenn er nicht kommt, werde ich dich in mein Tipi holen.« Er rief etwas in seiner Sprache, das wie ein Befehl klang, und ritt mit seinen Kriegern davon. In einer großen Staubwolke verschwanden sie über die nächsten Hügel.

31
    »Ganz schön leichtsinnig von dir, dich auf einen solchen Handel mit den Wilden einzulassen«, sagte Buddy. Er saß auf dem Bettrand, eine Krücke in den Händen, seine einzige Waffe gegen die feindlichen Indianer. »Ich glaube nicht, dass es dir gefallen würde, Bärenohr zu heiraten und in sein Tipi zu ziehen. Soweit ich weiß, hat der rote Teufel schon zwei oder drei Frauen.«
    Molly ließ sich auf einen Stuhl fallen und trank einen Schluck Wasser. »Wenn ich’s nicht getan hätte, wäre ich jetzt schon mit ihm verheiratet. Der Bursche sah nicht so aus, als hätte er vor, mir jahrelang den Hof zu machen.«
    »Und wenn Bryan nicht kommt?«
    »Bryan kommt. Ich weiß es.«
    Molly wusste selbst, wie vage ihre Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Bryan war, blieb aber unerschütterlich in ihrem Glauben und war sogar dankbar für den Druck, den die Entscheidung des Häuptlings auf sie ausübte. Wenn der Herrgott wollte, dass Bryan und sie zusammenkamen, würde er ihm den Weg zu der Poststation zeigen, bevor Bärenohr zurückkehrte und sie in sein Tipi entführte. Wenn Bryan nicht käme, wäre ihr Leben sowieso nichts mehr wert. Eine Zukunft ohne ihn konnte sie sich nicht vorstellen, wäre nicht einmal mit einem netten Mann wie Roy Calhoun möglich. Ihre Liebe galt einzig und allein dem jungen Mann, den sie in der alten Heimat kennen und lieben gelernt hatte. Ohne ihn machte es keinen Unterschied, ob sie ihr restliches Leben in New York, Santa Fe oder einem Indianertipi verbrachte.
    »Du hast mir das Leben gerettet«, sagte der Oldtimer. »Die Comanchen hätten mich genauso zugerichtet wie Chester und dich ... na, du weißt schon ... oder mitgenommen, wenn du nicht so mutig gewesen wärst. So was hätte ich nicht mal in meinen besten Tagen fertiggebracht, und ich war kein unbeschriebenes Blatt auf den Goldfeldern. Wo hast du so gut schießen gelernt?«
    Sie blickte auf die Sharps, die sie nachgeladen und griffbereit gegen die Wand gelehnt hatte. »Auf dem Santa Fe Trail und in Santa Fe. Roy Calhoun, unser Wagenboss, hat es mir beigebracht. Allerdings ...«, es war ihr beinahe ein wenig peinlich, das zuzugeben, »... der Schuss vorhin war Glücksache.«
    Buddy blickte sie fragend an.
    »Der Schuss hat sich nur gelöst, weil ich gestolpert bin, und gezielt hab ich auch nicht. Die Kugel hätte genauso gut einen der Krieger treffen können.«
    Er grinste. »Das wäre noch besser gewesen.«
    »Und wir wären jetzt beide tot.«
    »Mutig war es trotzdem.« Buddy stellte die Krücke zur Seite. »Nur wenige

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