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Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)

Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)

Titel: Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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kuschelt sich an ihn.
    »Ihr habt mich also nicht verpfiffen?«, fragt Cem leise.
    »Quatsch. Natürlich nicht«, sagt Jakob und kauert sich auf den Boden neben Laura. »Das wäre doch verrückt gewesen.«
    »In ein paar Stunden lassen sie uns frei«, wiederholt Simon.
    »Also machen wir es uns gemütlich.« Auch Cem setzt sich.
    Sie warten.
    Bald wird es hell werden.

14. Rückblende: Kimi im Lager
    Kimi liegt auf dem Rücken, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, die anderen stehen vor der Tür und rauchen. Kimi denkt nach: Im Februar hat er 835 Euro verdient, im Januar 789 Euro. Im März nichts und im April nichts. Für fünfzehn Stunden Arbeit am Tag. Ihr müsst noch warten, macht euch keine Sorgen, euer Geld fliegt nicht weg, hat Toma zu ihnen gesagt.
    Normalerweise bekamen sie das Geld in bar. Eine schwarze Mercedes-Limousine rollte dann auf den Hof, und Toma wurde nervös. Er trommelte sie alle zusammen, und dann standen sie nebeneinander. Drei Männer stiegen aus dem Mercedes. Rumänen. Landsleute. Geschäftsmänner. Alle mit Sonnenbrillen, sogar im Januar. Die beiden Männer waren gefährlich, groß und gefährlich. Ein kleiner dicker Mann, offensichtlich der Chef, gab jedem sein Geld. Bar. Sie mussten nichts unterschreiben. Er hatte eine Aktentasche dabei, und in der Aktentasche lagen gerollte Geldscheine. Man wusste nie genau, wie viel man bekam. Eine Rolle. Mal mehr, mal weniger dick.
    Jetzt war der kleine dicke Mann mit dem schwarzen Wagen seit zwei Monaten nicht mehr vorgefahren.
    Kimi hört laute Stimmen, draußen vor der Eingangstür. Dann das Schreien von Toma. Er gibt sich einen Ruck, federt aus dem Bett und rennt nach draußen. Toma steht mit hochrotem Kopf vor ihnen und flucht. Geht zur Arbeit, ruft er, verdammtes Pack. Das hier ist kein Spaß. Ihr seid zum Arbeiten hier.
    Erst wollen wir unser Geld, sagt Adrian. Kimi bewundert seinen Freund, weil er immer noch so ruhig bleibt. Er hat die Arme vor der Brust gekreuzt. Wir wollen arbeiten, Marcus, aber wir machen es gegen Geld. Wir wollen einfach nur das, was uns zusteht.
    Ihr bekommt euer Geld. Es dauert einfach ein bisschen. Ihr bekommt euer Geld. Und jetzt geht rüber in die Fabrik, sonst schicken sie euch nach Hause.
    Erst unser Geld. Es sind zwei Monate, Toma. Wir haben seit zwei Monaten kein Geld bekommen. Warum?
    Weil ihr jetzt andere Chefs habt. Euer Geld schulden euch die alten Chefs. Ihr habt jetzt neue Chefs. Und die zahlen. Am Ende des Monats, glaubt mir.
    Viktor drängt sich vor: Was heißt: neue Chefs? Was ist mit dem Geld für März und April?
    Toma flucht und zieht ein Telefon aus der Tasche. Er drückt eine Taste und läuft den Weg zum Wachhaus hoch. Er schreit etwas auf Deutsch in das Telefon, das niemand versteht, nicht einmal Adrian.
    Der Capo schiebt das Handy wieder in die Hosentasche. Geht arbeiten, schreit er. Die neuen Chefs sind Deutsche. Sie zahlen ordentlich. Und pünktlich, es sind Deutsche. Ihr müsst euch keine Sorgen machen. Geht in die Fabrik. Ihr habt Ärger genug verursacht.
    Viktor setzt sich auf die Treppe vor ihrem Haus und schüttelt den Kopf: Ohne Geld keine Arbeit. Kimi nickt, wie die anderen auch. Adrian gibt ihm eine Zigarette.
    Eine Stunde später kommen die Deutschen. Es sind zehn, zwölf, vielleicht fünfzehn Motorräder. Auf einigen sitzen zwei Männer. Merkwürdige Männer. Sie haben lange Bärte und tragen seltsame Lederkleidung. Sie sind groß. Hinter ihnen fährt der Werksbus.
    Die Wikinger kommen, sagt Adrian, und Kimi versucht zu lachen. Er hat Angst. Die Deutschen gruppieren ihre Motorräder in einem Halbkreis um ihre Unterkunft, die Motoren gurgeln tieffrequent. Im Bus öffnen sich zischend Vorder- und Hintertür. Toma, der Schleimer, rennt auf den Wikinger auf dem vordersten Motorrad zu und redet auf ihn ein. Der Mann lässt mit einem Dreh am Gasgriff seine Maschine aufbrüllen und schreit ihm etwas ins Ohr. Toma nickt und sprintet zu den rumänischen Arbeitern zurück.
    »Ihr sollt sofort zur Arbeit gehen. Ihr habt einen Vertrag unterschrieben.«
    »Nicht mit den Wikingern«, sagt Vasile.
    »Erst unser Geld.«
    »Erst unser Geld.«
    »Erst unser Geld.«
    Kimis Puls rast. Gleichzeitig scheint es so, als würde sich alles im Zeitlupentempo ereignen. Er sieht, wie Toma auf den Mann im Motorrad zurennt, schneller und dienstfertiger als sonst. Der Anführer auf dem Motorrad fragt den Capo etwas, der dreht sich um und deutet auf Adrian. Der Bärtige nickt und gibt den anderen kurze Befehle.

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