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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Schöpfer in einer Weise an, die ich zutiefst ablehne. »Vor einer Sekunde war er noch hier. In Lumpen gekleidet, stinkend wie ein Kamel, mir zu Füßen kauernd … Wo ist er?«
    »Verschwunden«, sagte ich, während die Menge wieder näher kam. »Hat er mit dir gesprochen?«
    »Oh ja, das hat er. ›Willkommen zurück, Bruderherz! Und danke‹«, stieß Emerson zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich hatte ihm gerade fünfzig Piaster gegeben.«

    Emersons anderer Bruder. Streng genommen war er sein Halbbruder, der Sohn von Emersons Vater und einer Dame, die das Pech hatte, nicht mit diesem Gentleman verheiratet zu sein. Erst vor kurzem hatten wir die wahre Identität des Mannes aufgedeckt, der viele Jahre lang unser gefährlichster Widersacher, ein Meister der Tarnung und der Kopf eines Verbrecherringes, spezialisiert auf Grabraub und Antiquitätenfälschung, gewesen war; darüber hinaus hatten wir die gleichermaßen verblüffende Feststellung machen müssen, dass Sethos, so sein Pseudonym, einer der kompetentesten britischen Geheimagenten war. Diese Enthüllungen zwangen uns, unsere Einstellung zu dem Mann zu überdenken, der uns unerbittlich verfolgt hatte. Wie ich gegenüber Emerson betonte, konnte man einen Menschen nicht völlig ablehnen, der sein Leben für uns und für sein Land riskiert hatte.
    Ich wies meinen zornigen Gatten erneut darauf hin, als er in dem vergeblichen Versuch, den dreisten Bettler zu stellen, hektisch um seine eigene Achse trudelte. Ramses und Nefret stürmten zu uns, wollten wissen, was passiert sei. Einige wenige erklärende Sätze genügten; die beiden kannten Sethos’ Tarnungsgeschick und seinen bizarren Sinn für Humor zur Genüge. Ramses’ verschlossene Miene blieb ungerührt bis auf eine kaum merkliche Falte zwischen seinen Brauen, Nefrets Grübchenlächeln dagegen sprach Bände. Sie hatte eine gewisse Schwäche für den Mann. Wie die meisten Frauen, was Sethos zuweilen sehr gelegen kam.
    In dem Gedränge war es unmöglich, ihn zu lokalisieren, also bugsierte ich Emerson mit Hilfe der Kinder in eine Kutsche und überzeugte ihn davon, jede weitere Diskussion zu diesem Thema bis zu unserer Ankunft im Hotel zu vertagen.
    Obwohl er es kaum erwarten konnte, nach Luxor zu kommen, hatte Emerson einem mehrtägigen Aufenthalt in Kairo zugestimmt, um sich auf den neuesten Informationsstand zu bringen. Die Pressezensur war so streng, dass wir nur eine vage Vorstellung hatten, was in diesem Teil der Welt vorging. Wir logierten im Shepheard’s, und mich umfing begreiflicherweise ein Hauch von Nostalgie, wieder in dem Ambiente zu sein, das den Rahmen für so viele Schlüsselerlebnisse geliefert hatte. Der Schurke Vincey (und seine Katze), der im Schlafraum unser Gepäck durchwühlt hatte; der Meisterverbrecher, alias Sethos, alias (hätte ich das bloß gewusst!) mein Schwager, der meinem Wein im Speisesaal ein Schlafmittel beimischte …
    »Was führt er jetzt wieder im Schilde?«, blökte Emerson, als die Bediensteten unser Gepäck ins Hotel trugen und der Manager uns willkommen hieß.
    »Schrei doch nicht so, Emerson«, flehte ich. »Warte, bis wir unter uns sind.«
    Wir hatten wieder unsere gewohnten Zimmer im zweiten Stock. Als wir uns schließlich alle häuslich niedergelassen und ich Sennia überzeugt hatte, dass sie, gemeinsam mit Basima, ein zeitiges Abendessen serviert bekäme, statt uns in den Speisesaal zu begleiten, wurde es bereits dunkel und die Lichter von Kairo schimmerten in der Dämmerung. Die Vier-Augen-Diskussion, die ich Emerson versprochen hatte, würde noch ein wenig warten müssen, denn Gargery ließ sich einfach nicht abschütteln. Völlig wiederhergestellt und wie üblich dienstbeflissen, war er fest entschlossen, seine Pflichten als Diener zu erfüllen. Emerson brauchte weder einen Diener, noch sollte der werte Leser mutmaßen, dass wir unter normalen Umständen etwas so Nutzloses wie einen Butler auf eine archäologische Ausgrabung mitgenommen hätten. Vielleicht war Gargery mehr oder weniger gar kein Butler; er hatte an einigen unserer kriminalistischen Nachforschungen teilgenommen und bereitwillig jedwede Verteidigungsmethode angewandt, um uns zu schützen – und ganz besonders Sennia.
    Ich beendete meine Toilette und zog mich in den Salon zurück, wo ich eine Reihe von Mitteilungen und Briefen vorfand, die der Sufragi abgegeben hatte. Ich überflog sie, untermalt von Fluchen aus dem Ankleidezimmer. Schließlich tauchte Emerson auf, verdrießlich und

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