DIE STERBENDE ERDE
Das Buch:
Der Zylinder erzitterte, wurde fast durchsichtig und legte sich ein kleines bißchen zurück. In seiner Mitte hing eine wabbelige weiße Masse – ein Gehirn?
Der Zylinder lebte!
Er bildete Arme, die in der Luft zitterten. Ein schwarzer Finger formte sich zu einem Auge, ein anderer zum Mund. Das Auge musterte sie eindringlich, und der Mund sagte mit fröhlicher Stimme: »Seid gegrüßt über die Zeit hinweg! Seid gegrüßt!«
Sie leben auf der sterbenden Erde, in unendlich ferner Zukunft, unter einer ausgebrannten Sonne: Turjan von Miir, der Wissenschaftler, der immer wieder versucht, Leben zu erschaffen, Mazirian der Zauberer, die schöne T'sais von Embelyon, die zur Erde reist, um ihre Sehenswürdigkeiten zu schauen, bevor sich die Nacht herabsenkt, Lian der Wegelagerer, Ulan Dhor und Guyal von Sfere, ein Mann von unstillbarem Wissensdrang auf der Suche nach dem Museum der Menschheit, in dessen Ruinen das gesamte Wissen des Universums schlummert.
»Jack Vance beherrscht auf perfekte Weise den Trick, imaginäre Welten so wirklich zu gestalten, daß einem die eigenen vier Wände unwirklich vorkommen.« JERRY POURNELLE
Die sterbende Erde (The Dying Earth) erschien 1950 und ist noch heute einer der schönsten Fantasy-Romane, die je geschrieben wurden, ein bezauberndes Beispiel der amerikanischen Spielart des modernen Märchens und ein Zeugnis der schier unerschöpflichen mythenschaffenden Phantasie des jungen Jack Vance.
Vom gleichen Autor erschienen außerdem als Heyne-Taschenbücher Start ins Unendliche Band 06/3111
Jäger im Weltall Band 06/3139
Die Mordmaschine Band 06/3141
Der Dämonenprinz Band 06/3143
Emphyrio Band 06/3261
Der Mann ohne Gesicht Band 06/3448
Der Kampf um Durdane Band 06/3463
Die Asutra Band 06/3480
Trullion: Alastor 2262 Band 06/3563
Marune: Alastor 933 Band 06/3580
JACK VANCE
DIE STERBENDE ERDE
Fantasy-Roman
Sonderausgabe
WILHELM HEYNE VERLAG MÜNCHEN
HEYNE-BUCH Nr. 06/3977 im Wilhelm Heyne Verlag, München
Titel der amerikanischen Originalausgabe THE DYING EARTH
Deutsche Übersetzung von Lore Strassl
Das Titelbild schuf Gervasio Gallardo
Sonderausgabe des HEYNE-BUCHS Nr. 06/3606
Redaktion: Wolfgang Jeschke
Copyright © 1950 by Hillman Periodicals, Inc.
Copyright © 1978 der deutschen Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München Printed in Germany 1983
Umschlaggestaltung: Atelier Heinrichs & Schütz, München Gesamtherstellung: Eisnerdruck GmbH, Berlin ISBN 3-453-30970-7
INHALT
1. Kapitel
Turjan von Miir (Turjan of Miir)
2. Kapitel
Mazirian, der Magier (Mazirian the Magidan) 3. Kapitel
T'sais (T'sais)
4. Kapitel
Lian, der Wegelagerer (Liane the Wayfarer) 5. Kapitel
Ulan Dhor (Ulan Dhor)
6. Kapitel
Guyal von Sfere (Guyal of Sfere)
1. Kapitel.
Turjan von Miir
Turjan saß mit ausgestreckten Beinen auf einem Hocker in seinem Werkraum, den Rücken gegen den Tisch gelehnt, die Ellbogen darauf gestützt. Verbissen, aber auch ein wenig betrübt, starrte er in den Käfig gegenüber an der Wand. Das Geschöpf darin erwiderte seinen Blick mit undeutbarer Miene.
Es war eine mitleiderregende Kreatur – ein aufgequollener Schädel auf einem dürren kleinen Körper, mit schwachen, blutunterlaufenen Augen und einer schlaffen Knollennase. Die Lippen hingen kraftlos herab, und aus den Mundwinkeln träufelte Speichel. Die Haut glitzerte feucht in einem wächsernen Rosa. Trotz seiner ganz offensichtlichen Unvollkommenheit war dieses Wesen doch bis jetzt das erfolgreichste Produkt aus Turjans Trögen.
Turjan erhob sich seufzend und griff nach einer Breischüssel. Mit einem langstieligen Löffel versuchte er die Kreatur zu füttern. Aber sie verweigerte das Essen, und der Haferschleim kleckerte von ihrem Mund über die ungesunde Haut auf die schmale Brust herab.
Resigniert stellte Turjan die Schüssel auf den Tisch zurück.
Er setzte sich wieder auf den Hocker. Seit einer Woche schon lehnte das Wesen jegliche Nahrung ab. Verbargen die Idiotenzüge vielleicht doch Verstand? Wollte die Kreatur sterben? Während Turjan sie noch beobachtete, schlossen sich die weiß-blauen Augen, der Wasserkopf sackte herab und schlug plumpsend auf dem Käfigboden auf. Die Gliedmaßen entspannten sich – das Geschöpf war tot.
Turjan seufzte und verließ den Raum. Er stieg eine steile Wendeltreppe empor, bis er das Dach seiner Burg Miir, hoch über der Derna, erreichte. Im Westen hing die Sonne tief über der alten Erde. Rote Strahlen, schwer und berauschend
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