Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels
Damenunterhose gewickelt. Aber Amelia, nun reg dich doch nicht auf. Die Idee ist fabelhaft. Der Heilige Berg lässt sich nicht ewig totschweigen. Sobald die ersten Plünderer, Ägyptologen oder Schatzsucher einfallen, finden sie die britische Flagge vor, friedlich über dem Palast wehend, und einen englischen Diplomaten vor Ort.«
»Ich bin wahrlich kein Imperialist aus Überzeugung, aber etwas Besseres ist mir nicht eingefallen«, räumte ich ein. »Englischer Diplomat? Du? Nur über meine Leiche!«
»Gute Güte, nein. Ich reise in etwa einer Woche ab. Moroney ist unser Mann. Er hat einen Narren an der Heiligen Stadt gefressen und möchte hier bleiben. Zudem meint er, für seinen Fehler büßen zu müssen. Es ist die perfekte Lösung. Tarek wäre bestimmt Feuer und Flamme, immerhin verfügt Moroney über eine ganze Reihe von Talenten, die er hier sinnvoll einbringen kann.«
»Wie weiß ich denn, ob du Wort hältst und nicht hierher zurückkehrst?«
»Weil«, meinte Sethos gedehnt, »du Tarek einen vordatierten Brief aushändigen wirst. Darin gibst du ihm Anweisung, dass er ein paar unangenehme Dinge mit mir machen soll, wenn ich zum Zeitpunkt der Lektüre noch nicht weg bin.«
»Glänzende Idee.« Ich trank meinen Whisky aus und ließ die Flasche in einer meiner vielen nützlichen Jackentaschen verschwinden. »Leb wohl«, sagte ich.
Sethos prostete mir zu. »Bis bald, Amelia.«
Aus Manuskript H
Die Kamele erreichten den Scheitelpunkt der ersten großen Sanddüne. Ramses, der neben dem Reittier herging, auf dem seine Mutter und Nefret thronten, drehte sich um und blickte zurück.
Die Befestigungsanlagen des Heiligen Berges waren noch deutlich zu erkennen. Er fragte sich, ob er diese Aussicht je wieder genießen oder jemals erfahren würde, was aus Tarek und Daria geworden war. Nach Einschätzung seiner Mutter hatte sich alles zum Guten gewendet. Daria und Tarek würden bestens miteinander auskommen; mit ihrer praktischen Intelligenz und der leicht abgeklärten Weltsicht wusste sie seinen Idealismus zu steuern, überdies war er ein Mann, den man einfach lieben musste. Was Liebe auch immer sein mochte. Er war sich nicht sicher, ob er das so genau wusste, nicht mehr jedenfalls. Er hatte Daria geliebt, obwohl er sich letztlich doch wie ein romantischer Spinner vorgekommen war, als er ihr die Ehe vorgeschlagen hatte.
Die Kamele schritten in einer würdevollen Prozession an ihm vorbei und sein Vater gesellte sich zu ihm. Sie verharrten schweigend, gönnten sich einen letzten Blick auf die Heilige Stadt.
»Wir gehen besser weiter«, sagte Emerson mit Grabesstimme. »Alles in Ordnung mit dir, mein Junge?«
»Ja, Sir.«
Gemeinsam liefen sie weiter, neben dem Kamel, auf dem die beiden Frauen ritten. Die Vorhänge der Sänfte waren geöffnet. Seine Mutter trieb sie wie üblich zur Eile an und Nefret strahlte ihn an.
Vielleicht hatte sich wirklich alles zum Guten gewendet. » Herzen können nicht brechen … « Wie zitierte seine Mutter noch so gern? » Sie schmerzen und stechen, der verlor’nen Liebe wegen …« Aber bestimmt nicht für immer.
Ende
Danksagung
Viele Details der von mir beschriebenen Wüstenreise entnahm ich dem großartigen Buch The Lost Oases . Der ägyptische Autor und Oxford-Absolvent Ahmed Mohammed Hassanein Bey, im Übrigen ein Spitzenathlet, war der Erste, der mit einer Kamelkarawane die libysche Wüste durchquerte – eine dreitausend Kilometer lange Reise – von Siwa bis Darfur. Er fand die »Vergessenen Oasen« Arkenet und Ouanet und fixierte erstmals deren geographische Lage. Obwohl seine ausgedehnte Expedition fünfzehn Jahre nach dem letzten Besuch der Emersons in ihrer geheimnisvollen Oase stattfand, waren die Bedingungen ziemlich identisch. Seine Leistungen gerieten teilweise in Vergessenheit, nicht zuletzt wegen späterer Forscher, die das fragliche Gebiet motorisiert erschlossen. Die Royal Geographical Society zeichnete ihn verdientermaßen mit ihrer » Explorers Medal « aus.
Auch diesmal danke ich meinen geschätzten Rezensenten Dennis Forbes, Kristen Whitbread, Erica Schmid und natürlich Trish Lande Grader von William Morrow. Sie alle haben das Manuskript gelesen und mit ihren Anregungen und Korrekturen versehen. Ansonsten gilt: Alle verbleibenden Fehler sind die meinen.
Anhang 2: Zeitleiste des Alten Ägypten
Ära
Zeitraum
Vorgeschichte:
vor 4000 v. Chr.
Prädynastische Zeit:
ca. 4000–3032 v. Chr.
Frühdynastische Zeit:
ca. 3032–2707 v. Chr.
1. bis 2. Dynastie
Altes
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