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Amnion 1: Die wahre Geschichte

Amnion 1: Die wahre Geschichte

Titel: Amnion 1: Die wahre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Folglich erhalten die Riesen den Ring; Freia bleibt im Kreis der Götter, und Wotan bekommt Walhall.
    Leider ist das lediglich eine zeitweilige Lösung. Nach wie vor schwebt die natürliche Ordnung in Gefahr. Der Ring ist für die Götter eine Bedrohung. Und der Fluch wirkt: die Riesen massakrieren sich gegenseitig, bis nur noch einer übrig und im Besitz des Rings ist; und dieser eine Riese sondert sich (in Gestalt eines Drachen) von der Welt ab, widmet sein ganzes Dasein der schlichten Aufgabe, zu verhindern, daß irgend jemand ihm den Ring abnimmt.

Die Walküre
    Wotan ist dringend daran interessiert, seine Zwangslage vollauf zu verstehen. Anhand gründlicher, gemeinsam mit Erda betriebener Studien (aus denen zufällig acht Töchter hervorgehen, die Walküren) findet er heraus, daß es das einzige Mittel gegen das Übel des Rings wäre, das Rheingold den Rheintöchtern zurückzugeben. Das Unglück ist, daß er genau das nicht tun kann. Er ist nicht dazu imstande, dem Drachen den Ring zu entwinden, ohne das Übereinkommen mit den Riesen zu brechen. Im Laufe der Zeit jedoch verfällt er auf die scheinbar einzige Lösung des Problems. Er beschließt, sich den Ring durch eine Hilfskraft verschaffen zu lassen.
    Als erstes zeugt er mit einer Menschenfrau einen Sohn, Siegmund (und zudem, keineswegs aus Zufall, eine Tochter, Sieglinde, Siegmunds Zwillingsschwester). Dann erzieht er seinen Sohn, so stark, tapfer und disparat zu sein, daß er genug Mumm hat, um sich sogar mit einem Drachen anzulegen. Bedauerlicherweise verlangt diese Erziehung es, Siegmund und Sieglinde voneinander zu trennen und ihnen ein Leben in äußerster Einsamkeit, der Härten und Gefahren zuzumuten. Keiner von beiden ahnt, daß ihr Vater sie liebt – und sie braucht. Sie wissen nur vom Leben, daß es aus einem bitteren Überlebenskampf gegen grausame Widrigkeiten besteht.
    Zu dumm: Wotans Plan hatte von Anfang ein dickes Manko. Diese Tatsache wird offenkundig, sobald Siegmund und Sieglinde sich finden und ineinander verlieben (sie wird schwanger). Das erregt die Aufmerksamkeit Frickas; als göttliche Hüterin des Ehestands ist sie für die Bestrafung solcher Sünden wie Blutschande zuständig. Sie zwingt Wotan zu der Einsicht, daß es nichts ändert, wenn er einen Helfer den Ring holen schickt; daß es, wenn Siegmund ihm den Ring bringt, geradeso wäre, als hätte er, Wotan, ihn sich selbst besorgt. Wotan kann deshalb nicht Siegmund vorschieben, damit er für ihn sein Problem behebt; und darum hat er gegen Frickas Forderung, Siegmund und Sieglinde müßten für ihr Vergehen sterben, keine Verteidigung. Traurigen Herzens und im Bewußtsein seines Verderbens befiehlt Wotan seiner Lieblings-Walküre Brünnhilde, zu veranlassen, daß Hunding, Sieglindes Vergewaltiger und Gatte, Siegmund und Sieglinde tötet.
    Brünnhildes Akt selbstloser Heldenhaftigkeit ist es, der die Natur des Dilemmas verändert.
    Als Wotans Liebling hält sie sich für die Verkörperung seines Willens. Aber sein Schmerz, den er offensichtlich leidet, als er das Urteil über Siegmund und Sieglinde fällt, bewegt sie tief. Außerdem rührt sie Siegmunds verhängnisvolle Liebestreue zu Sieglinde. Zuletzt entschließt sich die Walküre, Hunding nicht bei Siegmunds Hinrichtung zu helfen. Statt dessen kämpft sie für Siegmund gegen Hunding, lehnt sich damit direkt gegen Wotan auf, den Allvater.
    In seiner Wut greift Wotan persönlich ein, läßt Siegmund durch Hunding erschlagen und tötet selbst Hunding. Aber in dem Durcheinander kann Brünnhilde mit Sieglinde entweichen. Wenn Siegmund nicht gerettet werden konnte, dann kann vielleicht doch wenigstens sein Sohn davonkommen. Brünnhilde verhilft Sieglinde zur Flucht in einen unwegsamen Wald (denselben Wald, in dem der Drache seinen Schatz bewacht), dann stellt sie sich Wotans Zorn (dadurch erwirkt sie für Sieglinde Zeit zum Fliehen).
    Wotan bestraft Brünnhilde, weil sie sich gegen ihn aufgelehnt hat, indem er sie in einen Zauberschlaf versetzt, aus dem nur die Schmach, von einem Sterblichen zur Geliebten ›genommen‹ zu werden, sie wecken kann. Und weil er sie liebt, schützt er ihren Schlaf durch ein Feuer, das jeden Mann hindert, der nicht völlig frei von Furcht ist, zu ihr vorzudringen.

Siegfried
    Unterdessen schleppt Sieglinde sich durch den Wald. Als sie dem Tode nah ist, erreicht sie eine Höhle, wo seit dem Zusammenbruch der Herrschaft Alberichs über die Zwerge Mime haust, Alberichs Bruder. Mime hält Sieglinde am Leben,

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