Im Namen Caesars
I
Wahlkampf in Rom! Gibt es irgendein Ereignis, das einen mit größerer Vorfreude zu erfüllen vermag - oder einen Ort, an dem man lieber wäre als in dieser herrlichen Stadt kurz vor den Wahlen? Gibt es irgend etwas Erfreulicheres als das Buhlen um die Stimmen der Wähler? Gewiss nicht für mich, und erst recht nicht in diesem Jahr. Ich war gerade aus Zypern zurück gekehrt, wo wir in einer nicht allzu blutigen, aber durchaus glorreichen Operation die jüngsten Angriffe von Piraten zurück geschlagen hatten. Ich hatte das Lager der Seeräuber aufgespürt, ihre Flotte zerstört und - was das Beste an der ganzen Sache war - einen großen Teil ihrer Beute erobert. Die Gefangenen hatte ich in ihre jeweiligen Heimatländer zurück geschickt und einen Teil des Raubguts an die rechtmäßigen Besitzer zurück gegeben.
Glücklicherweise war es bei einem Großteil der Schätze unmöglich gewesen, ihre früheren Eigentümer festzustellen, so dass sie in meinen Besitz übergingen. Einen Teil hatte ich unter meinen Männern verteilt, eine ansehnliche Summe der Staatskasse vermacht und mit dem Rest meine beträchtlichen Schulden beglichen. Ich hatte jetzt das passende Alter erreicht und die erforderlichen militärischen Erfahrungen gesammelt, um für das Amt eines Praetors zu kandidieren. Am meisten aber sprach vielleicht für mich, dass ich ein Caecilius Metellus war und die Männer meiner Familie qua Geburtsrecht die Wahl in die höheren Ämter erwarten konnten.
Zur Krönung des Ganzen war es ein wunderschöner Tag.
Alle Götter Roms schienen auf meiner Seite zu sein.
Doch wie immer waren sie im Begriff, mir einen ihrer berüchtigten Streiche zu spielen.
An dem Morgen, an dem alles begann, befand ich mich auf dem Marsfeld und leitete an der Porticus Metelli, die dem Circus Flaminius gegenüberlag, die Einweihungszeremonie zu Ehren meines Momuments. Diese Porticus, eine ansehnliche rechteckige Säulenhalle, die einen wunderschönen Innenhof umgab, war von meiner Familie errichtet worden. Damit schlugen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Das Volk konnte sich daran erfreuen, und wir erhöhten damit unseren eigenen Ruhm. Wir kamen für die Unterhaltskosten auf, und einen Teil meiner Piratenbeute hatte ich für ein neues Dach gestiftet.
Natürlich wäre das Forum eigentlich ein angemessenerer und prestigeträchtigerer Ort für mein Monument gewesen, aber zu dieser Zeit war das Forum schon so überladen mit Denkmälern, dass ein weiteres gar nicht aufgefallen wäre. Außerdem war mein Monument nicht besonders groß. Die Stadt war ohnehin längst aus ihren alten Mauern herausgewachsen, und das einst ländliche Marsfeld, das in früheren Zeiten Versammlungsort und Exerzierplatz für die Legionen gewesen war, hatte sich in einen wohlhabenden Vorort verwandelt, in dem immer mehr teure Geschäfte und elegante Häuser gebaut wurden. Zudem war mein Monument nicht nur eine einfache Statue, es war ein Denkmal für meine erfolgreichen Seeschlachten: eine mit den bronzenen Rammspornen der von mir aufgebrachten Schiffe verzierte Säule.
In Wahrheit hatten die Piratenschiffe nur kleine, wenig beeindruckende Rammsporne, denn gewöhnlich versuchten Piraten die von ihnen angegriffenen Schiffe ja zu entern, nicht zu versenken, und meistens überfielen Seeräuber Küstendörfer, so dass sie in der Lage sein mussten, mit ihren Schiffen am Strand anzulegen und schnell wieder zu entkommen - was mit einem großen Rammsporn nicht gerade eine leichte Aufgabe ist.
Deshalb hatte ich extra ein paar riesige, Furchterregende Rammsporne gießen lassen, und zwar für jedes von mir bezwungene Piratenschiff einen. Oben auf der Säule thronte eine Statue Neptuns, der zum Zeichen des Sieges seinen Dreizack gen Himmel reckte. Vielleicht mag das für einen Feldzug gegen einen Haufen niederträchtiger Seeräuber ein bisschen grandios erscheinen, doch in diesem Jahr heimste Caesar allen wirklichen militärischen Ruhm ein; also musste ich meinen Erfolg so gut wie möglich verkaufen.
Ich trug meine mit Bleicherde geweißte toga candida, damit jedermann sehen konnte, dass ich für das Praetorenamt zu kandidieren beabsichtigte, was aber ohnehin niemanden überraschte. Meine Freunde und Klienten applaudierten, als die Siegessäule enthüllt wurde und die Priester der Bellona und des Neptun mit der Einweihungszeremonie begannen. Sie waren beide Verwandte von mir und taten mir gern einen Gefallen.
Quintus Hortensius Hortalus, ein langjähriger und inzwischen
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