Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion 1: Die wahre Geschichte

Amnion 1: Die wahre Geschichte

Titel: Amnion 1: Die wahre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
bis ihr Sohn geboren ist: Siegfried; nach ihrem Tod im Kindbett zieht er Siegfried auf und hat dabei ein Ziel im Kopf: Jung Siegfried mit vollständiger Furchtlosigkeit auszustatten, damit er wacker den Drachen erschlägt und seinem Pflegevater den Ring herschafft.
    Wie die meisten Pläne in Wagners Musikdrama erweist sich auch Mimes Vorhaben als fehlerhaft. Erstens wissen sowohl Wotan wie auch Alberich, was er macht, und Alberich verfolgt eigene Absichten. Zweitens hat Mime nur zu gut Erfolg. Er lehrt Siegfried derartige Furchtlosigkeit, daß Siegfried nicht einmal den Anblick seines memmenhaften Pflegevaters ertragen kann und sich weigert, irgend etwas für den Zwerg zu tun. Um ihn aufs Glatteis zu locken, sagt Mime, Siegfried könnte etwas Aufregendes kennenlernen – nämlich Furcht –, wenn er den Drachen herausfordert; trotz seiner Verachtung für Mime entschließt sich Siegfried, sich auf das Abenteuer einzulassen. Aber auch daraus wird für den armen Mime eine Pleite.
    Anstatt Furcht kennenzulernen, tötet Siegfried den Drachen (er lacht dabei pausenlos) und erlangt so den Ring; ferner kommt er in den Besitz eines magischen Hilfsmittels, des Tarnhelms, der es ermöglicht, die Erscheinung zu wechseln, und erhält, als er im Drachenblut badet, die Gabe, den Gesang der Vögel zu verstehen. Umgehend erfährt er von einem Vogel, daß Mime den Vorsatz hat, ihn zu vergiften. In gerechter Empörung schlägt Siegfried auch Mime tot. Danach erzählt der Vogel ihm von Brünnhilde. Aus Lust nach weiteren Abenteuern macht Siegfried sich auf den Weg, um sie zu erlösen.
    Unterwegs begegnet er Wotan, der es ihm verbietet, sich dem magischen Feuer zu nähern. Aber wenn Siegfried etwas ist, dann bestimmt trotzköpfig; ohne jedes Gespür für Symbolismus zerbricht er Wotans Stab, seinen Ger, und setzt seinen Zug zwecks Befreiung der verzauberten Frau fort.
    (Ohne seinen Spieß ist Wotan natürlich aufgeschmissen. Allerdings hatte er schon davor Anlaß zu der Annahme, daß sein Spieß den Jüngling nicht aufhält. Seine Entscheidung, Siegfried trotzdem in den Weg zu treten, ist auf sehr vielschichtige Beweggründe zurückführbar. Einerseits weiß er, falls sein Spieß Siegfried nicht stoppt, sind die Götter auf alle Fälle dem Untergang geweiht; dann werden sie nie mehr Einfluß auf den Gebrauch des Rings ausüben können. Andererseits ist ihm klar, daß ohne das Zerschlagen seines Speers – seiner ›Herrschaft Haft‹ – die Welt niemals der destruktiven Folgen seiner Schachereien enthoben werden kann. Als er Siegfried herausfordert, geschieht es in dem Versuch, gleichzeitig sich zu retten und zugrunde zu richten.)

Götterdämmerung
    Auf gewisse Weise ist Siegfried für Brünnhilde ein wahrgewordener Traum – ein so heldenmütiger Mensch, daß er ebensogut ein Gott sein könnte. Sie schenkt ihm ihr Herz und dazu einen Zauberspruch, der ihn vor jeder Gefahr schützt, solang er ihr nicht den Rücken zudreht; und er zieht in die Welt hinaus, um noch mehr Abenteuer zu bestehen, damit Brünnhilde auf ihn stolz sein kann. (Vielleicht hätte ich vorausschicken sollen, daß Siegfried nicht allzu helle ist.)
    Nahezu unverzüglich gerät er ins Reich der Gibichungen, eines menschlichen Volksstamms mit krummen Ambitionen und verschwommener Moral. Ihre Führungspersönlichkeiten sind der unverheiratete Günther, seine gleichfalls ledige, ältliche Schwester Gutrune sowie sein Halbbruder Hagen (Alberichs Sohn und Handlanger). Die Gibichungen versprechen sich von Siegfried Ruhm; Hagen will den Ring. Um diese Ziele zu erreichen, konspirieren sie und servieren Siegfried einen Trank, durch den er das Vergangene vergißt. Sie senden Siegfried aus, damit er für Günther um Brünnhilde wirbt (dabei kreuzt er dank des Tarnhelms als Günther auf), und zur Belohnung verheißt man ihm Gutrune zur Ehe. (Das klappt nur, weil Siegfried sich nicht entsinnen kann, irgendwann schon einmal eine andere Frau erblickt zu haben, darum sieht Gutrune für ihn verdammt gut aus.)
    Als Brünnhilde aus der Sicherheit ihres Zauberfeuers fortgebracht und Günther zugeführt worden ist, fühlt sie sich verständlicherweise durch Siegfrieds scheinbaren Verrat sehr empört. Sie macht ihm heftige Vorwürfe. Hagen reicht Siegfried prompt einen zweiten Trank, der die Wirkung hat, daß er sich an Brünnhilde erinnert und Gutrune vergißt; und sobald Siegfried – schonungslos gegenüber sich selbst – gesteht, daß Brünnhildes Anschuldigung im Kern zutrifft, nimmt

Weitere Kostenlose Bücher