Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht
Amnion-Shuttle; die Spielerglück, die Freistaat Eden sowie ein Halbdutzend anderer Raumschiffe, die aus den Docks gestartet waren und so ernstere Verwicklungen zu vermeiden versuchten.
Es blieb der Countdown.
Angus brauchte Hilfe. Er könnte die Posaune ohne zeitliche Beschränkung ganz allein fliegen: darauf war er eingestellt worden. Allerdings hatten er und sein Schiff eine bessere Chance, wenn er sich auf Hilfe stützen konnte.
Sib Mackern und Vector Shaheed waren schon Kabinen suchen gegangen, um sich dort aufs Durchstehen hoher G-Belastungen einzurichten. Davies mußte bei Morn Wache halten. Damit begrenzte sich die Auswahl auf Mikka und Ciro Vasaczk – und Nick Succorso.
Angus’ Durst war zu stark, als daß der Inhalt einer G-Flasche ihn hätte stillen können. Seine Z-Implantate ermöglichten es ihm jedoch, über seine Gier nach Wasser hinwegzugehen. Sein Interncomputer hatte registriert, daß keine akute Dehydration mehr drohte.
Sich für Mikka zu entscheiden, sie heranzuziehen, lag nahe. Sie war Succorsos Erste Offizierin gewesen und kannte sich seit langem mit den einschlägigen Aufgaben aus. Aber Angus mißtraute Nick Succorso viel zu sehr, um ihn aus den Augen zu lassen…
Unter Mißachtung der Möglichkeit, daß er jemanden überraschte, derjenige stürzte und sich verletzte, schaltete Angus auf Schub. Ein heftiger Ruck fuhr durch das Raumschiff, als die Posaune sich in Kassaforts Astro-Parkbucht gewaltsam von den Kabeln und Greifern trennte.
Mikka fing sich an der Vorderseite der Kommandokonsole ab, Ciro klammerte sich an die Schultern seiner Schwester. Succorso taumelte, verlor fast das Gleichgewicht. Seine Augen sahen glasig aus, der Mund war erschlafft: nach wie vor verwirrte ihm das Stunning die Neuronen.
Bei der Vorstellung, daß irgend jemand Milos Taverners Waffe gefunden und gegen Nick Succorso verwendet hatte, mußte Angus unwillkürlich grinsen.
»Sie beide verschwinden schleunigst von der Brücke«, sagte Angus zu Mikka und Ciro. »Sie haben wenig Zeit. Ich will, daß Sie in Sicherheit sind. Und Sie« – seine Anrede klang wie ein Peitschenknall – »betätigen sich hier als Erster Offi. Setzen Sie sich und gehen Sie an die Arbeit.«
Mikkas Miene verriet Neigung zum Widerspruch. Mit Mühe verkniff sie ihn sich. »Na, dann komm mal mit«, brummelte sie ihrem Bruder zu, der sie konsterniert anblickte. »Nick ist kein Problem für Angus. Wenn die zwei uns nicht aus diesem Schlamassel rausbringen können, schaffen wir’s überhaupt niemals.«
Wie zur Warnung schwang Ciro noch einmal den Stunnerknüppel in Nick Succorsos Richtung; dann folgte er Mikka von der Brücke.
Succorso beachtete den Burschen nicht. Mit hastiger Schnelligkeit zwinkerte er Angus an, versuchte seine Sicht zu klären.
Angus erhöhte den Schub, schwenkte die Posaune auf eine Abflugstrajektorie ein, die es erlaubte, umgehend Kurs auf die Stiller Horizont zu nehmen. Indem das Raumschiff sich langsam entfernte, sank der Einfluß der Schwerkraft Thanatos Minors.
»Ich habe gesagt«, schnauzte Angus, »Sie sollen…!«
»Ich hab’s verstanden«, ächzte Succorso. »Ich tu’s, ich tu’s… Nur ’n Momentchen noch…«
Er atmete jedesmal tief durch, um die Benommenheit aus seinem Kopf zu vertreiben, während er sich in den G-Andrucksessel des Ersten Offiziers lehnte und mit zittrigen Händen den Gurt schloß.
»Was soll ich machen?«
Angus führte Schaltungen aus. »Sie übernehmen die Steuerung. Die Scanningdaten sind schon auf den Monitoren. Ich erledige den Rest.« Gleichzeitig schaltete er sich Zielerfassung und Kommunikation auf die Kommandokonsole. »Bringen Sie uns auf direkten Kurs zur Stiller Horizont. Andruckbelastung nicht höher als ein Ge. Feuert jemand auf uns, weichen Sie aus. Dafür dürfen Sie soviel Schub aufwenden, wie nötig ist. Ansonsten halten Sie uns auf langsamem Rendezvouskurs mit dem Kriegsschiff.«
Der Countdown vertickte geradeso wie das Zählwerk einer Zeitbombe. Succorso rieb sich mit den Händen die Augen, preßte die Handballen auf seine Narben. Einen Moment später warf der Andruck Angus in den Sitz, als Nick Succorso die Triebwerke zündete.
Der Andruck stabilisierte sich bei rund einem Ge. Succorso tippte eine geringfügige Korrektur ein. Fast sofort zeigten die Radarechos der Scanningmonitoren an, daß die Posaune auf geradlinigem Kurs auf die Stiller Horizont zuflog.
Gut. Vielleicht war Succorso immerhin so schlau, um einzusehen, daß er, wenn er nun keine Befehle
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