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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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der Rächer durch den Zentralkorridor in die Rotationsschwerkraft des Polizeikreuzers. Im Aufzug fuhr er mit ihm nach oben. Doch sobald sie die Liftkabine verlassen hatten, blieb er stehen.
    »Schön, Dicker«, sagte er. »Das langt. Ich hab’s mir anders überlegt.«
    Wachsamen Blicks drehte Dolph Ubikwe sich langsam um. »Sie haben vielleicht Nerven«, brummte er mit tiefer Stimme, »mich als ›Dicken‹ zu bezeichnen.«
    Angus feixte, klatschte sich in halbirrer Bekundung guter Laune die Hand auf den Wanst. »Das ist kein Fett, sondern Gehirn. Ich denke aus dem Bauch. Deshalb bin ich noch am Leben.«
    Der Kapitänhauptmann prustete. »Sind Sie sicher, daß Sie’s sich anders überlegt haben? Vielleicht ist’s bloß ’ne Verdauungsstörung.«
    Angus schüttelte den Kopf. »Ich traue Ihnen nicht, Dicker. Bei Ihnen in der Kabine zu sitzen und achtzugeben, daß Sie friedlich sind, macht theoretisch einen recht vernünftigen Eindruck. In der Praxis habe ich damit einige Probleme.«
    Dolph Ubikwe hob die Brauen; wartete auf Angus’ nächste Äußerungen.
    »Was mich betrifft«, legte Angus ihm mit unaufrichtiger Offenheit dar, »sind Sie der gefährlichste Mann an Bord. Wegen der großmächtigen Min Donner sorge ich mich kein bißchen. Sie hat dafür ihre Gründe, daß sie Morn das Kommando überläßt. Mensch, sie ist so leicht durchschaubar, als hätte sie Denkblasen überm Kopf schweben, sie kann nichts verheimlichen.« Mit einem Achselzucken tat er die OA-Direktorin ab. »Außerdem kann Morn sie in Schach halten.«
    »Aber Sie bezweifeln«, grummelte Kapitänhauptmann Ubikwe bedächtig, »daß Sie mich in Schach halten können?«
    Erneut grinste Angus. »Sie durchschaue ich auch, Dicker. Das ist Ihr Raumschiff. Für Sie ist es keine Bagatelle, das Kommando abzugeben. Ich gehe davon aus, daß es Sie keinen Deut interessiert, was Direktorin Donner Ihnen befiehlt. Vielmehr glaube ich, daß Sie schon Pläne schmieden, um das Kommando wieder an sich zu reißen.«
    Dolph Ubikwe spielte den Ungläubigen. »Wie denn?«
    »Keine Ahnung«, höhnte Angus. »Kann sein, Sie haben im Scheißhaus ’n Kommunikator versteckt. Vielleicht können Sie ’n Code furzen und so die Besatzung zur Meuterei anstiften, ohne ein Wort zu sprechen.« Er lachte humorlos. Den Zonenimplantaten entsprang eine manische Erheiterung, die an Frohsinn grenzte. »Es könnte lustig sein, abzuwarten und zu sehen, wie Sie’s anstellen. Aber es gibt noch ein Problem.«
    »Irgendwie ahne ich schon«, knurrte Dolph Ubikwe, »daß Sie mir gleich verraten welches.«
    »Da haben Sie verdammt recht.« Wut und Furcht, denen er keinen Ausdruck geben konnte, verzerrten Angus’ Stimme. »Im Moment haben wir Oberwasser« – Morn, Davies, Mikka und Vector hielten die Brücke besetzt –, »aber das ändert nichts an der Tatsache, daß das Ganze ein Selbstmordunternehmen ist. Sie Scheißbullen wollen unseren Tod. Sie wünschen uns den Tod, selbst wenn Sie sich einreden, es wäre ausnahmsweise mal nicht so. Und es sind einfach zu viele Ihresgleichen auf diesem Kahn. Deshalb brauchen wir« – Angus sagte es mit Betonung – »ein Hintertürchen. Einen letzten Ausweg.«
    Dolph Ubikwe schwieg. Stumm musterte er Angus, als vermutete er, der Illegale hätte den Verstand verloren.
    »Morn macht sich um so was keine Gedanken.« Allmählich verdrängte Angus die Furcht durch Sarkasmus. »Darum ist sie hart genug, um Min Donner gewachsen zu sein. Wenn sie etwas anpackt, dann ohne Vorbehalte. Aber mir gefällt so was nicht. Ich kriege dabei Magenschmerzen.«
    »Kommen Sie auf den Punkt«, forderte Kapitänhauptmann Ubikwe verdrossen. »Ich stehe ungern hier rum.«
    Angus bleckte die Zähne. »In Wirklichkeit möchten Sie gar nicht in Ihrer Kabine sitzen.« Er hatte sich auf einen Tonfall giftiger Freundlichkeit verlegt. »Wenn Sie keine Meuterei anzetteln können, zerfließen Sie vor Selbstmitleid. Also lasse ich Sie lieber mit mir gehen. Helfen Sie mir dabei, ’n Hintertürchen zu schaffen.«
    »Und wenn ich ablehne?« fragte Ubikwe. »Wenn es mir gefällt, mich in Selbstmitleid zu suhlen?«
    »Darauf legen Sie bestimmt keinen Wert«, behauptete Angus. »Erstens müßte ich Sie fesseln und mit mir umherschleifen, und das wäre ziemlich würdelos. Und zweitens« – er spreizte die Hände – »erfahren Sie dann nicht, was für’n Hintertürchen ich mir ausgedacht habe.«
    Dolph Ubikwe maß Angus mit abschätzigem Blick. »Bilden Sie sich wirklich ein, Sie könnten mich

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