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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Informationen, die Min Donner per Interspatium-Kurierdrohne geschickt hatte. »Sie könnte die Station binnen fünfzehn Minuten pulverisieren. Trotzdem eröffnet sie nicht das Feuer. Wenn Sie von mir verlangen, als erster mit dem Blutvergießen anzufangen, sagen Sie mir, warum sie nicht schon angegriffen hat.«
    Er verzichtete auf die Klarstellung, daß sich die Gefährdung nicht aufs VMKP-HQ beschränkte. Die Orbitalstation befand sich im Synchronorbit über Suka Bator. Mit dem Protonengeschütz konnte der Alien den gesamten Regierungsapparat des Planeten binnen Minuten eliminieren. Aufgrund ihres Funktionsprinzips hatten Materiekanonen beim Einsatz durch Planetenatmosphären keine effektive Wirkung. Die Luft zerstreute den Strahl, lange bevor er die Oberfläche traf. Superlicht-Protonengeschütze dagegen hatten keinen solchen Nachteil. Es gab kein theoretisches Problem, das es dem Amnion-Kriegsschiff verwehrte, den Planeten zu beschießen, bis die Erdkruste aufbarst.
    Eine Defensiveinheit der Behemoth-Klasse verfügte vermutlich über die Kapazität, Suka Bator zu annihilieren, während sie gleichzeitig mit den übrigen Waffen das VMKP-HQ zerschoß.
    Das wäre eine Katastrophe. Warden Dios’ ärgste Sorgen drückten jetzt in ganz konkreter Gestalt seine ohnehin schuldbeladenen Schultern.
    Aber noch hatte die Defensiveinheit nicht das Feuer eröffnet.
    Beschoß er sie zuerst, feuerte sie zurück. Das war unvermeidlich.
    »Unidentifiziertes Amnion-Raumschiff, hier spricht die VMKP-HQ-Stationszentrale. Sie müssen uns antworten. Sie haben das interstellare Hoheitsgebiet des Human-Kosmos verletzt…«
    »Vielleicht bewahren sie Zurückhaltung, weil sie etwas von uns wollen«, gab Hashi Lebwohl zu bedenken. Trotz seines unbekümmerten Gebarens und der täppischen Fortbewegungsart war er fast so schnell wie Sicherheitschef Mandich im Kommandozentrum angelangt.
    »Und was?« fragte der Sicherheitschef. »Wenn sie keine Absicht haben, hier zuzuschlagen und anschließend das Weite zu suchen, ist es ein Selbstmordunternehmen. Sie können sich doch niemals absetzen. Sobald sie das Bremsmanöver beendet haben, sind sie so gut wie erledigt. In weniger als einer Stunde stehen acht Raumschiffe gegen sie. Neun, rechnet man die Abenteurer mit. Zehn, wenn die Heros eintrifft.« Die Rächer erwähnte er nicht. »Und die Streithammer ist unterwegs. Der Amnioni verwendet Schwachbrisanz-Bremsschub.« Zum Beweis deutete er auf einen Scanning-Meßwert. »Kann sein, er hat ’n höllisch hohen Energiepegel, aber allzu schnell ist er nicht. Er kann unmöglich eine hinlänglich hohe Beschleunigung erreichen, um in die Tach überzuwechseln, ehe die Streithammer da ist.« Vehement zog Sicherheitschef Mandich sein Resümee. »Egal, was er plant, es nutzt ihm nichts. Er geht dabei drauf.«
    Hashi Lebwohl zuckte die Achseln. In seinen blauen Augen glitzerte Humor. »Dann hat er vielleicht vor«, meinte er, »sich uns zu ergeben.«
    »Ergeben?« schnob Mandich. »Ein Amnioni?« Sie sind verrückt, sagte sein Ton so deutlich, als hätte er den Vorwurf in Worte gefaßt.
    Seit Kapitän Vertigus und sein Raumschiff Fernpilger zum ersten Mal mit ihnen Kontakt gehabt hatten, war den Amnion nie auch nur die leiseste Neigung anzumerken gewesen, klein beizugeben. Wahrscheinlich waren derlei Vorstellungen ihnen völlig unverständlich.
    »Auf keinen Fall können wir es uns leisten«, stellte Warden Dios klar, »als erste loszuballern.« Er hatte durch Schießerei nichts zu gewinnen und zuviel zu verlieren. »Im Moment liegt die Initiative bei dem Amnioni. Dabei belasse ich es, bis ich weiß, was er will.«
    Aus der Stationszentrale rief eine mittlerweile heisere Stimme fortgesetzt die Defensiveinheit. »Unidentifiziertes Amnion-Raumschiff, hier spricht die VMKP-HQ-Stationszentrale. Sie müssen antworten. Sie haben das interstellare Hoheitsgebiet des Human-Kosmos verletzt. Wir stufen Ihr Verhalten als Kriegshandlung ein. Wenn Sie nicht antworten, müssen wir davon ausgehen, daß Sie feindliche Absichten verfolgen. Unsere Raumschiffe sind zur Abwehr bereit. Konsultieren Sie Ihre Ortungsdaten. Wenn Sie Ihre Vernichtung zu vermeiden wünschen, müssen Sie uns antworten…«
    Sicherheitschef Mandich konnte sich nicht bezähmen. »Wenn Sie keine Angriffsabsicht haben«, fragte er, »wieso sprechen sie dann nicht mit uns?«
    »Sie werden mit uns reden«, verhieß Warden Dios beherrscht. »Sie sind bloß noch nicht in der richtigen Position.«
    »›Position?‹«

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