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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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hätte er es verkraften können. Statt dessen jedoch irrte er auf der Brücke umher, als suchte er einen Ausweg aus seinem Dilemma. Eine Lösung.
    Er fand keine. Seine Furcht war zu groß.
    Uns wird die Zeit knapp, hatte er zu Morn gesagt. Wir dürfen das denen nicht durchgehen lassen. Was sollen wir unternehmen? Geradeso als ob er wünschte, daß sie ihm eigene Entschlüsse ersparte. Aber darauf war er keinesfalls aus. Sein Zureden beruhte auf gänzlich anderen Gründen.
    Seit dem Tag seiner Geburt hatte er nichts oder wenig getan, um das eigene Schicksal zu lenken. Nick Succorso hatte ihn an die Amnion verschachert. Von Morn war er zum Kassierer geschickt worden. Gerettet hatte ihn Angus. Angus’ Rücken hatte er auf Morns Geheiß aufgeschnitten, um seinem Vater die Möglichkeit zu geben, den Data-Nukleus zu manipulieren. Immer wenn die Lage verzweifelt ernst geworden war, hatten Mikka, Morn, Vector, Angus oder sogar der arme Sib den Mangel seiner Unzulänglichkeit ausgeglichen.
    Er wollte keine Auswege mehr gezeigt bekommen. Er suchte nach Hinweisen, die ihm offenbaren mochten, wie er eigenständig sein Heil erringen könnte. Wenn er wußte, was Morn beabsichtigte, wurde es ihm vielleicht möglich, klarer über sein Schicksal nachzudenken.
    Aber niemand sprach mit ihm. Niemand erhellte die Lage. Morn schindete einfach nur Zeit. Angus hatte sozusagen die Tür zugeschlagen; sich hinter Furcht und Abweisung verbarrikadiert. Mikka war zu müde bis in die Knochen und zu beschäftigt mit dem eigenen Jammer, als daß sie sich mit etwas anderem als der Waffensysteme-Kontrollkonsole hätte befassen können. Vectors Sicht der Situation war zu schlicht, als daß sie sich geeignet hätte, um Davies’ Konfusion zu beheben, und Ciro war verrückt geworden.
    Und was Min Donner betraf, die immerhin die Wahrheit so hoch schätzte, daß sie sie nicht verschwieg…
    Sie äußerte rätselhafte Bemerkungen über ›Wiedergutmachung‹; stellte sich den Umständen wie eine Frau, die einen Begriff von Ausmaß und der Krise hatte, wogegen sie Davies gänzlich entgingen. Und ihre wenigen Erklärungen machten die Verhältnisse noch verworrener, anstatt auf irgend etwas Licht zu werfen. Nick Succorso und Milos Taverner hatten Angus übertölpelt, um die Macht des Drachen über den Human-Kosmos zu stärken. Und Warden Dios hatte es für ihn erledigt? In die Wege geleitet? Min Donner hatte mitgespielt? Sie enthüllte Fakten; doch sie erzählte nichts über das, was sich dahinter verbarg.
    Denken Sie darüber nach. Sie finden es bestimmt heraus.
    Möglicherweise hatte Morn es schon erkannt. Vielleicht konnte sie deshalb das Warten ertragen. Aber nicht sie war es, auf die die Stiller Horizont es abgesehen hatte.
    Mittlerweile führte Direktorin Donner ihr Funkgespräch mit der VMKP-HQ-Stationszentrale. Außer Sergei Patrice, dem Steuermann, und Cray, die an den Kommunikationsanlagen saß, war die Direktorin die einzige Person auf der Brücke, die etwas zu tun hatte. An Scanning- und Datensysteme-Kontrollkonsole wurden andauernd nur die gleichen Daten verarbeitet; Mikka überzeugte sich immer wieder von dem, was sie über den Status der Bordartillerie der Rächer längst wußte; Angus und Ciro tuschelten miteinander wie verbitterte Verschwörer; Morn, Dolph Ubikwe und Vector verhielten sich passiv, als hätten sie vergessen, wie man etwas anpackte.
    Im Gegensatz dazu stand Min Donner an der Kommunikationskontrollkonsole wie eine Waffe in leibhaftiger Frauengestalt. Eine Hand hatte sie über den Ohrhörer gebreitet, damit nur sie die Mitteilungen der Stationszentrale hörte. Sie sprach mit deutlicher, gedämpfter Stimme, die nicht weit trug, sehr schnell ins Kehlkopfmikrofon; meistens verstand Davies nichts von ihren Worten.
    Das Gewicht der Impacter-Pistole in Davies’ Tasche der Dienstwaffe der OA-Direktorin – lastete auf seinem Oberschenkel.
    Einmal glaubte er zu hören, daß sie sich mit Hashi Lebwohl unterhielt. Doch nahezu alles, was sie mit dem DA-Direktor besprach, blieb verschwommen, und Davies beachtete es nicht weiter. Donners und Lebwohls Maßnahmen tangierten seine Zwangslage nicht.
    Später nannte sie die Namen von VMKP-Raumschiffen: Heros, Abenteurer und andere. Anhand der Scanningmonitoren Porsons erlangte Davies die Informationen, daß sie an den um die Stiller Horizont gezogenen Kordon Veränderungen veranlaßte. Wohlüberlegt schickte sie die Einheiten an Positionen, wo sie alle ein freies Schußfeld sowohl auf die Stiller

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