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Warum französische Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris (German Edition)

Warum französische Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris (German Edition)

Titel: Warum französische Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Druckerman
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Französische Kinder werfen nicht mit Essen
    Als meine Tochter Bean anderthalb Jahre alt ist, beschließen mein Mann und ich, gemeinsam in den Sommerurlaub zu fahren. Wir entscheiden uns für einen Küstenort, der nur wenige Zugstunden von unserer Wahlheimat Paris entfernt ist. (Ich bin Amerikanerin, mein Mann ist Brite.) Wir buchen ein Hotelzimmer mit Kinderbett. Noch ist Bean unser einziges Kind, kein Wunder dass wir so naiv sind zu denken: So schwer kann das doch nicht sein!
    Wir frühstücken im Hotel, aber das Mittag- und Abendessen müssen wir in den Fischlokalen um den alten Hafen einnehmen. Wir merken schnell, dass es die Hölle ist, zweimal täglich mit einem Kleinkind ins Restaurant zu gehen. Bean interessiert sich nur am Rande für Essbares: für ein Stück Brot oder für etwas Frittiertes. Es dauert nur wenige Minuten, und sie beginnt, Salzstreuer umzuwerfen oder Zuckertütchen aufzureißen. Dann will sie unbedingt aus ihrem Hochstuhl gehoben werden, damit sie durchs Lokal rennen und den Anlegestegen am Kai gefährlich nahe kommen kann.
    Unsere Strategie besteht darin, möglichst schnell zu essen. Wir bestellen schon, bevor man uns einen Platz zugewiesen hat, und flehen den Kellner an, uns rasch etwas Brot und unser Essen zu bringen – Vorspeise und Hauptgericht bitte gleichzeitig. Während mein Mann ein paar Bissen von dem Fisch nimmt, passe ich auf, dass Bean nicht von den Kellnern umgerannt wird oder ertrinkt. Anschließend tauschen wir die Rollen. Wir geben Unmengen von Trinkgeld, um uns für die zerfetzten Servietten und die überall herumliegenden Calamari zu entschuldigen.
    Auf dem Rückweg zum Hotel schwören wir uns, dass wir nie wieder verreisen und nie wieder ein Kind bekommen werden. Diese »Ferien« beweisen uns einmal mehr, dass unser Leben nie mehr so sein wird, wie es vor Bean war. Ich weiß auch nicht, warum uns das dermaßen erstaunt.
    Nach mehreren Restaurantbesuchen fällt mir auf, dass die französischen Familien überhaupt nicht so aussehen, als litten sie Höllenqualen. Seltsamerweise sehen sie sogar wirklich so aus, als machten sie Ferien. Französische Kinder in Beans Alter sitzen zufrieden in ihren Hochstühlen und warten aufs Essen. Oder sie essen Fisch, ja sogar Gemüse. Sie kreischen und quengeln nicht. Die Gänge werden nacheinander serviert, und die Tische sehen auch nicht komplett zugemüllt aus.
    Obwohl ich bereits seit einigen Jahren in Frankreich lebe, kann ich mir das nicht erklären. In Paris sieht man in Restaurants eher selten Kinder. Und wenn, habe ich nicht auf sie geachtet. Bevor ich selbst ein Kind hatte, habe ich nie auf fremde Kinder geachtet. Und auch jetzt achte ich zwangsläufig hauptsächlich auf mein eigenes. Doch angesichts unseres Urlaubsstresses muss ich feststellen, dass es anscheinend auch anders geht. Aber wie funktioniert das? Sind französische Kinder einfach von Geburt an ruhiger als unsere? Wurden sie bestochen (oder bedroht), dass sie so brav sind? Sind sie das Produkt veralteter, kruder Erziehungsmethoden?
    Eigentlich machen sie nicht den Eindruck. Die französischen Kinder sehen nicht eingeschüchtert aus, sie sind fröhlich, lebhaft und neugierig. Ihre Eltern sind liebevoll und aufmerksam. An ihren Tischen, ja vermutlich in ihrem gesamten Leben, scheint eine unsichtbare, zivilisatorische Kraft zu walten, die uns abgeht.
    Kaum habe ich damit angefangen, mir über französische Erziehungsmethoden Gedanken zu machen, merke ich, dass nicht nur die Mahlzeiten anders ablaufen. Plötzlich habe ich jede Menge Fragen. Wie kommt es beispielsweise, dass ich in Hunderten von Stunden auf französischen Spielplätzen kein einziges Kind mit einem Tobsuchtsanfall erlebt habe (außer meinem eigenen natürlich)? Warum müssen meine französischen Freundinnen nie abrupt auflegen, wenn wir gerade telefonieren, weil ihre Kinder irgendwas von ihnen wollen? Warum geben in ihren Wohnzimmern keine Tipis und Kinderküchen den Ton an, so wie bei uns?
    Und das ist noch längst nicht alles! Warum ernähren sich so viele Kinder bei uns dermaßen einseitig, nämlich ausschließlich von Nudeln, weißem Reis oder einer schmalen Auswahl von Kindergerichten, während die kleinen französischen Freundinnen meiner Tochter Fisch, Gemüse und eigentlich so gut wie alles essen? Und wie kommt es, dass französische Kinder, bis auf einmal am Nachmittag, nicht naschen?
    Ich war nicht darauf gefasst, die Franzosen für ihre Kindererziehung zu bewundern. Sie ist längst nicht so en

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