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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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mißbrauchen zu können. Von dem sie so gut durchschaut worden war, daß er ahnte, er konnte sie Angus Thermopyle und Nick Succorso überlassen und trotzdem daran glauben, daß sie sich fortgesetzt nach den Idealen richtete, die er verraten hatte; sie an seiner Stelle diesen Idealen treu blieb.
    Du bist Polizist, hatte sie einmal zu Davies gesagt. Und ich will künftig auch Polizistin sein. Und sie hatte ihr Versprechen gehalten. Wir verhalten uns nicht so. Wir benutzen keinen Menschen wie ein Ding.
    Zu guter Letzt hatte Warden Dios wirklich damit Schluß gemacht.
    Durch einen Tränenschleier tappte sie zu dem Sessel vor dem Computerterminal. Ihre Hände zitterten, während sie Tasten tippte und die Datei mit Dios’ Abschiedsbrief öffnete. Die Arme um den Oberkörper geschlungen, als könnte sie all die Traurigkeit ein letztes Mal niederringen, entzifferte sie mühsam die Worte, die auf dem Monitor glommen.
    Vor zwei Tagen hatte Dios folgenden Text geschrieben:
    WARDEN DIOS an MORN HYLAND
    Morn, es tut mir sehr leid, daß ich keine Gelegenheit mehr erhalte, um persönlich mit Ihnen zu sprechen. Ich hätte Ihnen soviel zu sagen, aber es bleiben mir nur noch ein paar Minuten. Darum muß diese Mitteilung genügen, weil es nicht anders geht. Am wichtigsten ist es mir, Ihnen ganz klar zu versichern, daß es mir keineswegs um Sie ging. Ich habe Ihnen diese schwere Prüfung nicht aufgezwungen, weil Sie Morn Hyland sind. Sie haben sie nur auf sich nehmen müssen, weil Sie im passenden Augenblick verfügbar waren – an Bord der Strahlenden Schönheit, in Kapitän Angus Thermopyles Gewalt, als ich genau Sie beide dringend brauchte. Ich hätte mich jedes Mitarbeiters, jeder Mitarbeiterin der VMKP bedient, der sich in Ihrer Lage befand. Von da an habe ich einfach gehofft, daß Sie genügend Kraft finden, um die Herausforderung, vor die ich Sie stellte, zu bewältigen.
    Und das ist Ihnen gelungen. Sie haben alles geleistet, worum ich Sie – wäre ich dazu berechtigt gewesen – hätte bitten mögen, und darüber hinaus noch mehr. Von Anfang an sind Sie verwegener gewesen, als ich es mir je auszumalen gewagt hätte. Sie sind nach Station Potential geflogen, um Davies das Leben zu schenken – und haben mir dadurch die Stiller Horizont auf den Hals geholt.
    Selbstverständlich liegt die Schuld bei mir. Sie brauchen sich keine Vorwürfe zu machen. Ich kann nur zu meiner Verteidigung anführen, daß von dem Moment an meine Planung aus dem Ruder lief. Das Ausmaß der Geschehnisse wuchs mir über den Kopf, ich konnte sie nicht mehr lenken.
    Aber das haben dann Sie für mich getan. Indem das Risiko zunahm, zeigten sie sich der Entwicklung jedesmal doch ebenbürtig. Sie haben Schwierigkeiten gemeistert, die ich als vollkommen unlösbar bezeichnet hätte.
    Seien Sie in dieser Frage nicht zu bescheiden, Morn. Reden Sie sich nicht ein, Angus Thermopyle hätte das Wichtigste verrichtet, Davies das eigentliche Risiko getragen, Min Donner die wirkliche Befehlsgewalt gehabt. Was es zu tun galt, ist von Ihnen geleistet worden. Sie haben für Davies’ Überleben gesorgt. Sie haben Angus Thermopyle, nachdem Holt Fasner mich gezwungen hatte, Ihnen in den Rücken zu fallen, von seinen Prioritätscodes befreit. Sie haben das Kommando über die Rächer an sich gerissen und sind zur Erde geflogen, um die einzigen Maßnahmen einzuleiten, dank der die Menschheit meine Fehler überstehen konnte.
    Ihre dem Regierungskonzil gemachte Aussage habe ich nicht gehört, bin aber der Überzeugung, daß sie eine ausschlaggebende Bedeutung gehabt hat.
    Ist Ihnen klar, was ich darlegen will? Nicht ich habe Sie ausgewählt. Sie sind durch sich selbst auserwählt worden.
    Oder vielleicht sollte ich es so ausdrücken: Sie haben sich zum Erwähltsein aufgerafft, nachdem ich Sie häufig genug mit härtesten Zumutungen konfrontiert hatte, unter denen jeder andere Mensch zerbrochen wäre. Sie haben sich auf die Hinterbeine gestellt und sind zu einem größeren Menschen als jeder andere Mann und jede andere Frau geworden, die ich je gekannt habe.
    Letztlich ist wohl die Zukunft der Menschheit in größerem Maße von Einzelnen wie Ihnen abhängig, als von Organisationen wie dem EKRK oder der VMKP.
    Ein Schluchzen drang aus Morns Brust, noch ehe sie zu Ende gelesen hatte. Aus Sehnsucht nach Trost kauerte sie sich zu der gleichen Körperhaltung zusammen wie damals, als ihr Vater sie in die Arme genommen hatte, um ihr beizubringen, daß ihre Mutter tot war.
    Und sagen Sie

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