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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Datenakquisition. Die Bezeichnung ›Vereinigte-Montan-Kombinate-Polizei‹ ist systemresident. Der Name der Organisation war inzwischen geändert, die VMKP in SDP [i] umbenannt worden. Allerdings verstrichen mehrere Monate, bis die Umbenennung sich auf allen Ebenen des KDP-HQ-Computerverbunds niedergeschlagen hatte.)
    …eine in mehrerlei Hinsicht außergewöhnliche Veranstaltung.
    Auf alle Fälle war es bemerkenswert, daß unser verehrtes, ebenso gerechtes wie erhabenes Erd- und Kosmos-Regierungskonzil es für angebracht gehalten hat, mich wieder mit der Wahrnehmung meiner bisherigen Pflichten zu betrauen. Soviel Weitsicht hatte ich nicht erwartet. Vielmehr hatte ich den Verdacht, daß das EKRK einen Sündenbock braucht. Mangels der naheliegendsten, aber nicht mehr greifbaren Anwärter – Warden Dios und der große Drache – und angesichts der offenkundigen Unzulänglichkeit, die es Maxim Igensard nicht möglich macht, die Bürde dieser Verantwortung zu tragen, war es nach meiner Einschätzung wahrscheinlich, daß ich an der Reihe bin…
    Ohne Zweifel waren die für meine Wiedereinsetzung angeführten Gründe in bestimmtem Umfang ehrlich gemeint. Es ist allgemein bekannt, daß Polizeipräsidentin Donner sie befürwortet hat. Auch weiß man, daß sie in Warden Dios’ letzter Mitteilung dazu gedrängt worden ist. Insgeheim bin jedoch der Überzeugung, daß der hauptsächliche Beweggrund für meine öffentliche ›Reinwaschung‹ das Interesse an der funktionalen (zu unterscheiden von der moralischen) Integrität der neuen Space Defence Police war und ist. Die Konzilsmitglieder befürchten einen Präventivschlag der Amnion, einen Versuch, unsere Verteidigung zu eliminieren, ehe wir das Antimutagen im ganzen Human-Kosmos verbreiten und sie angreifen. Daher hat man meiner Erfahrung und meinen Kenntnissen höheres Gewicht beigemessen als allen Unstimmigkeiten, die mir zur Last gelegt werden könnten.
    Zynischer ausgedrückt: Die Konzilsparlamentarier haben Sorge, daß Min Donner zu offen und ehrlich ist, um den Amnion wirksam entgegenzutreten. Sie glauben, sie müßten einen Mann wie mich zur Verfügung haben, dem dehn- und beugbare Skrupel nachgesagt werden.
    …gleichfalls eine bemerkenswerte Entscheidung, Warden Dios Amnestie zu gewähren. Ich habe mich darüber gefreut, obwohl es mir Dios’ Verlust kaum lindert. Aus meiner Warte wäre es richtig und gerecht, ihn als Helden und Märtyrer zu ehren. Wenige von uns hätten an dem Schicksal, das Holt Fasner für uns anbahnte, Vergnügen gefunden. Allerdings denke ich mir, daß sein Opfergang dann bei den Konzilsdelegierten auf Widerwillen stieße. Sein Handeln hat die Parlamentarier in der entlarvendsten und erniedrigendsten Art und Weise an ihr eigenes Versagen als Repräsentanten der Menschheit erinnert. Deshalb wäre es sofort ihr spontanes Bestreben, seine Großtat herunterzuspielen, um ihr Selbstwertgefühl zu stärken…
    …ist anscheinend von Abrim Len nicht erlaubt worden. In seinem Verhalten – der Klarheit und Einigkeit, die Konzilsvorsitzender Len unverzüglich nach dem Zerfall der Macht Holt Fasners geschmiedet hat – sehe ich einen weiteren besonderen Aspekt der Konzilssitzung. Ich hätte nicht gedacht, daß er hinter der Fassade seiner für ihn typischen Versöhnlichkeit soviel Resolutheit in Reserve hält.
    Trotz allem war aus meiner Sicht ein Vorfall bemerkenswerter als alle anderen Vorgänge – bemerkenswert allemal in der Beziehung, daß ich ungeachtet des Charakters dieser Begebenheit nicht im geringsten den Hang verspüre, sie in meinen Aufzeichnungen zu verschweigen. Ich meine das Betragen Davies Hylands jr. mir gegenüber.
    Während der beiden Tage zwischen seiner Ankunft im VMKP-HQ und seinem Erscheinen vor dem EKRK zeichnete sein Benehmen sich durch äußerste Korrektheit aus. Er beantwortete alle an ihn gerichteten Fragen nach Maßgabe der Umstände wahrheitsgetreu – im wesentlichen betrafen sie Morn Hyland und Kapitän Thermopyle –, machte über sich selbst jedoch keinerlei Aussagen. Genausowenig ließen sich ihm vor dem Regierungskonzil irgendwelche persönlichen Emotionen in bezug auf mich anmerken. Aber nach Abschluß der Konzilssitzung kam Davies Hyland jr. zu mir und versetzte mir vor den Augen aller Parlamentarier und ihrer Mitarbeiter einen Faustschlag, der mir an drei Stellen die linke Seite des Unterkiefers brach.
    »Schönen Gruß von Angus«, sagte er dabei zu mir. »Er hätte Ihnen lieber selber was reingesemmelt. Aber er

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