Liebe geht durch den Döner 1 (German Edition)
Ein Imbiss in Hamburg Mitte ist mein Schicksal: Ich muss dort eine Ausbildung machen, das hat mein Bewährungshelfer so vereinbart. Gian Luca, mein fieser Chef mit Hang zu italienischen Opern, macht mir das Leben zur Hölle. Sein Freund, ein Teddy-ähnlicher Kerl namens Pascal, inszeniert dann einen Übergri ff auf meine empfindliche Seele der Folgen hat, in denen ein Cockerspaniel eine Hauptrolle spielt. Doch es kommt noch schlimmer…
Liebe geht durch den Döner
Der Laden glänzt und blitzt. Ich gucke mich um und sehe einen Haufen Gemüse, der geschnitten werden muss. Mein Chef, Gian Luca, wäscht sich zum hundertsten Mal die Hände und erklärt dabei: „Hygiene ist das Wichtigste überhaupt.“
„Ja-ja“, murmele ich und überlege, ob ich einfach mit dem Schneiden anfangen soll.
Ich bin seit fünf Tagen Auszubildender hier, in einem Dönerladen unweit des Hamburger Rathauses. Mittags ist hier die Hölle los, weil unsere Döner – sorry, die Döner von Gian Luca – so lecker sind. Ich selbst esse kein Fleisch, höchstens mal Geflügel. Wieso ich trotzdem hier arbeite? Gut, ich erzähl es euch.
Ich habe keine Wahl. Mein Bewährungshelfer, eigentlich ein netter Typ, meinte: „Entweder du machst das jetzt und ziehst das durch, oder…“ Das ‚oder‘ musste ich nicht erfragen. Ich habe mich irgendwie bis hier durchgemogelt, doch nun ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Also heißt es für mich: Arschbacken zusammenkneifen und durch. „Deine letzte Chance“, hat mein lieber Bewährungshelfer noc h gesagt, dann war er gegangen.
Gut, das ist nicht meine ganze Geschichte, aber die ist eh langweilig und gehört nicht hierher. Ich arbeite jetzt für Gian Luca, der endlich fertig ist mit Händewaschen und auf den Müllbeutel zeigt.
„Bring den raus“, sagt er.
Ich gehorche zähneknirschend, obwohl ich lieber das Gemüse geschnitten hätte. Es stinkt im Hinterhof und ich bekomme den Müllbeutel kaum in den Container, dazu ist der zu voll. Gian Luca steht in der Tür und guckt mir grinsend zu, mit vor der Brust verschränkten Armen.
„Du musst da rein klettern und den Müll runtertreten“, ruft er.
Nicht sein Ernst. Ich zögere, aber dann packt mich die Wut und ich erklimme das stinkende Ding und springe hinein. Die Tüten geben nach, ein bestialischer Geruch steigt auf und nimmt mir den Atem, aber jetzt ist Platz. Ich klettere aus dem Container und werfe die Tüte hinein.
Als ich Gian Luca passiere schnüffelt der und sagt: „Du solltest dich mal waschen.“
Boah! Echt jetzt? Ich knirsche mit den Zähnen und gehe in den Personalraum. Dort streife ich den Kittel ab und will gerade einen frischen überziehen, als mein Chef den Kopf durch die Tür steckt. Er mustert mich kurz, dann grinst er und sagt: „War nur ein Scherz.“
Das Lachen bleibt mir im Hals stecken. Ich schlüpfe in den Kittel und darf dann endlich das Gemüse waschen und schneiden. Solche Arbeiten mache ich gern, sie haben etwas Meditatives an sich. Außerdem liebe ich Grünzeug.
Gegen zwölf Uhr beginnt das Mittagsgeschäft. Es ist so, als wenn jemand eine Glocke geläutet hat, so wie früher das Pausenzeichen in der Schule: die Leute strömen aus den Gebäuden, auf der Suche nach Nahrung oder Entspannung. Auch bei uns klingelt es ab diesem Zeitpunkt ständig, bis Gian Luca nach zehn Minuten die Türglocke außer Betrieb setzt, wie jeden Tag.
Ich darf die Fladenbrote vorbereiten, an die Spieße darf ich nicht. Mit einer Art Handrasenmäher schneidet Gian Luca hauchdünne Schnipsel von den sich drehenden Fleischrollen, die er mit einem Kehrblech auffängt und in die von mir bereitgehaltene Teigtasche wirft. Er händigt dann dem Kunden den Döner aus und kassiert, auch das darf ich nicht. Eigentlich darf ich gar nichts.
Nach dem Mittagsgeschäft wird es ruhig. Gegen fünfzehn Uhr läutet die Türglocke (Gian Luca hat sie natürlich wieder angestellt) und ein großer, dunkler Kerl erscheint. Er erinnert an einen Teddybären, mit seiner behaarten Brust, den dunklen Haaren und Augen. Warum er das Hemd bis zum Nabel offen trägt verstehe ich allerdings nicht, sexy sieht es zwar aus, aber auch ein wenig machohaft.
„Pascal“, ruft mein Chef und läuft dem Mann entgegen.
Die beiden umarmen sich, und die Art, wie sie sich dann küssen, macht mir klar: hier handelt es sich nicht um Brüder. Allerdings sieht es auch nicht zärtlich aus, sondern nur lüstern. Woran ich das festmache? Keine Ahnung, es ist der
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