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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Entschluß gefaßt.
    »Du ruhst dich aus«, empfahl sie in gelassenerem Ton. »Das dürfte fürs erste genügen. Bis auf weiteres hat’s überhaupt keinen Sinn, irgendwelche Pläne zu schmieden. Wir wissen ja nicht einmal, wieviel Zeit uns noch zur Verfügung steht. Oder wen man uns auf den Hals schickt. Oder wie schlecht es um Angus wirklich steht. Es könnte sein, daß seine Cyborg-Komponenten beschädigt sind. Oder womöglich hat sein Gehirn etwas abbekommen. Eventuell zaubert er noch mehr Tricks aus dem Hut. Oder nicht. Falls ja, kann es sein, daß er bei dem, was wir wollen, willig mitzieht oder sich dagegen stemmt. Das sind zu viele Unklarheiten, um dir darüber den Kopf zu zerbrechen, wenn du nicht mal die Augen offenhalten kannst. Überlaß diese Sachen vorerst mir.« Leise schnaubte sie, als amüsierte sie etwas. »Hinge die Sicherheit des Human-Kosmos nur von meiner Neigung ab, mir um alles und nichts Sorgen zu machen, brauchten wir überhaupt keine Astro-Polizei.«
    Als Davies keine Antwort gab, stieß sie sich von der Kante der Koje ab und zog ihn mit.
    Jede Fähigkeit, sich zu rühren, war aus ihm gewichen. In der Nullschwerkraft war er gewichtslos: Nur seine Übermüdung spürte er. Er ließ sich von Morn in der Schwebe zu seiner Koje bugsieren und in den Anti-G-Kokon schieben.
    Ihre Lippen streiften seine Wange. »Danke«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Zu wissen, was dich so verstimmt hatte, ist mir eine Hilfe.«
    Unversehens sank Davies in die Finsternis hinab, als ob Morns Kuß ihm den Schlaf bescherte.

 
MORN
     
     
    Irgendwann muß ich mir mal was Vernünftigeres ausdenken.
    Aus irgendeinem Grund waren ihre eigenen Äußerungen alles, an das Morn sich aus dem Zeitraum erinnerte, in dem die Posaune sich im Griff des Schwarzen Lochs gewunden hatte. Für kurze Frist war ihre Besinnung wiedergekehrt gewesen, gerade so lange, daß sie ein paar Worte mit Davies wechseln, sich davon überzeugen konnte, daß er lebte. Dann hatte der Schmerz ihres zerschmetterten Arms sie in die Dunkelheit der Ohnmacht zurückgestoßen. Und danach…
    Noch einmal bringe ich so was nicht über mich. Wenn ich in Schwierigkeiten stecke, fällt mir nie etwas anderes ein, als mir weh zu tun.
    Jemand mußte sie ins Krankenrevier befördert haben. Vermutlich Davies. Der Gußverband um ihren Arm und die Bänder, die ihn an ihren Oberkörper fixierten, konnten nur das Resultat der Arbeit des Medi-Computers sein. Ebenso unverkennbar war die starke Unterdrückung der Beschwerden. Sie hatte Medikamente bekommen: jede Menge Medikamente. Und ohne sie hätte sie nicht so lange geschlafen.
    Doch an nichts von allem erinnerte sie sich. Nur den spontan gefaßten Vorsatz hatte sie im Gedächtnis behalten. Trotz des Gesprächs mit Davies kreisten ihre Gedanken noch langsam, schleppten sich nur mühevoll durch verbliebene Nebelschleier des Schlummers und der Medikamente. Irgendwann muß ich mir mal was Vernünftigeres ausdenken.
    Leicht gesagt. Den Vorsatz zu verwirklichen, war viel schwieriger.
    Auf den Interspatium-Scout veranstalteten Mächte Jagd, die sie nicht einzuschätzen vermochte und auf die sie keinen Einfluß hatte. Und solange ein Gruppe-Eins-Peilsignal ihnen den Weg wies, bestand kaum eine Aussicht, daß sie ihn verfehlten. Und die Posaune war beschädigt worden: durch Sabotage. Armer Ciro… Bestimmt wußte Angus, wie man die Reparaturen durchführen mußte. Nachdem er außerhalb des Raumschiffs durch die Hölle gegangen war, befand er sich allerdings vielleicht nicht mehr in der geeigneten Verfassung, um sich damit abzugeben. Es mußte damit gerechnet werden, daß er Beeinträchtigungen davongetragen hatte, die der Medi-Computer nicht beheben konnte. Oder daß seine Programmierung – oder die eigene Verdrehtheit der Heilung im Weg standen.
    Irgendwann kam es unvermeidbar dahin, daß sie sich mit dem Problem der Verfolgung beschäftigen mußten. Im Moment jedoch sah Morn dazu keine Möglichkeit, ohne sich selbst zu opfern; ohne das Überleben ihrer Leidensgefährten mit dem eigenen Leben zu erkaufen.
    Ihr Arm hätte stärker schmerzen müssen.
    Wenn sie sich etwas Vernünftigeres auszudenken beabsichtigte, war es ratsam, allmählich damit anzufangen.
    Dennoch blieb sie noch einige Minuten lang in der Kabine bei ihrem eingeschlafenen Sohn, verdeutlichte sich, daß sie immerhin lebte und bisher sogar einigermaßen heil durchgekommen war; daß es durchaus Sinn hatte, den Kampf fortzusetzen.
    Vom Anti-G-Kokon fast völlig

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