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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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eingehüllt, lag Davies reglos, in schwerem Erschöpfungsschlaf in der Koje. Wenigstens bis auf weiteres war die innere Hochspannung, die ihn gewöhnlich an- und umtrieb, aus ihm gewichen. Ab und zu deutete sich in seiner Kehle ein heiseres Schnarchen an, ohne sich je voll zu entfalten.
    Im Schlummer sah er mehr wie ein Kind aus, ähnelte weniger seinem Vater; wirkte unfertiger und schutzloser als sonst, nicht mehr so sehr an Brutalität gewöhnt. Eher so, als brauchte er viel Zuwendung.
    Während Morn ihn betrachtete, empfand sie trotz der Medikamente eine Anwandlung vielschichtigen Wehs. Angus hatte sie vergewaltigt und mißhandelt; alles getan, was in seiner damals beachtlichen Macht stand, um ihren Geist zu brechen. Und hier sah sie das Ergebnis. Sie hatte einen Sohn, der ihr lieb war und teuer. Und überdies Freunde gewonnen – Vector und Mikka, den unvermutet tapferen, verschollenen, höchstwahrscheinlich inzwischen toten Sib Mackern –, die alle Bereitschaft aufbrachten, zu ihr zu halten.
    Und trotzdem war Angus der einzige Mensch an Bord, der möglicherweise dazu imstande war, sie zu retten.
    Wahrhaftig, das Leid, das ihr das Herz zerriß, war vielseitiger Natur.
    Genötigt durch die Zwänge seiner zermarterten Seele, hatte Angus ihr gestattet, maßgeblich auf seine Entschlüsse einzuwirken. Erst war sie durch ihn aus der Gefangenschaft der Amnion befreit worden. Dann hatte er sich von ihr überreden lassen, Vector zu Deaner Beckmanns Schwarzlabor zu fliegen – und anschließend das Resultat der Analysen Vectors ins All hinauszufunken. Während der Zeitspanne, in der er Nicks Befehle hatte befolgen müssen, hatte er geradezu Qual geschwitzt.
    Ich habe mich vor Gericht überhaupt nicht verteidigt, hatte er erklärt, während er sich darum bemühte, sie davon zu überzeugen, daß es sinnvoll war, ihn von den Prioritätscodes zu befreien. Dem Sicherheitsdienst der KombiMontan-Station war es mißlungen, genug Beweismaterial zusammenzukratzen, um ihn eines Schwerverbrechens zu überführen; aber im Laufe der Haft hatte Milos Taverner ihn gefoltert, ihn Schmerzen und Demütigungen unterworfen, um ihm seine Geheimnisse zu entlocken. Trotzdem hatte Angus, obwohl er sich das Los hätte erleichtern können, nichts ausgeplaudert. Ich habe sie mit mir anstellen lassen, was sie wollten… Damit du entkommen konntest.
    Und warum?
    Weil ich eine Abmachung mit dir getroffen hatte. Ich hatte dir das Zonenimplantat-Kontrollgerät gegeben. Du hast mir weiterzuleben ermöglicht. Und ich habe mich nach der Vereinbarung gerichtet. Unabhängig davon, ob du’s auch so hältst oder nicht…
    Es mußte so sein, daß er damit die Wahrheit sprach. Anders war es gar nicht möglich. Er hatte über Taverner zuviel gewußt. Hätte er irgend etwas davon durchblicken lassen, wäre das Komplott der VMKP-DA mit Nick Succorso und Milos Taverner aufgeflogen. Aus Angus wäre kein VMKP-Cyborg unter der Fuchtel des Mannes geworden, auf dessen Weisung man ihn so ausgiebig malträtiert hatte.
    Morn konnte nicht leugnen, daß er ihr auf seine Weise und zu seinen Bedingungen die Treue gehalten hatte.
    Immer wenn ich dir Leid zugefügt habe, lautete seine jammervolle Beteuerung, habe ich mir selbst weh getan.
    Und seit ihm durch Morn und Davies zur Freiheit zurückverholfen worden war, hatte er alles unternommen, sie und die Menschen, die ihr etwas bedeuteten, zu schützen.
    Sie wußte nicht, ob es was Vernünftigeres gewesen war, Angus das Manipulieren seines Data-Nukleus zu erlauben, ihm dafür die Voraussetzungen zu verschaffen. Es mochte sein, daß diese Entscheidung sich nachträglich als verschleierter Weg zur Selbstvernichtung erwies. Aber daran hegte sie Zweifel. Und selbst falls sie sich irrte: Wo sonst sollte sie den Anfang machen mit ihrem Bestreben, ihre Integrität wiederherzustellen, wenn nicht bei dem Mann, der den Ursprung all der Scham im Innersten ihres Herzens entblößt hatte?
    Recht unbeholfen, da sie es nicht gewöhnt war, sich in Nullschwerkraftverhältnissen mit nur einem Arm fortzubewegen, entfernte sie sich von Davies’ Koje zur Tür.
    Zunächst bereitete es ihr Mühe, genug Halt zu bewahren, um nicht von allem abzuprallen, was sie berührte. Schnell fand sie jedoch heraus, daß sie trotz des Gußverbands und der Fixierung den rechten Arm ein paar Zentimeter weit bewegen konnte, gerade soviel, daß sie die Finger um einen Haltegriff schlingen konnte. Froh darüber, daß noch Analgetika in ihrem Körper wirksam waren, hielt

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