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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Ausstrahlung blickten seine blauen Augen stumpf drein, die sonst rundlichen Wangen wirkten unnatürlich eingefallen, als ob sich die Haut straffer um die Schädelknochen gespannt hätte.
    »Und wie geht’s dir!« fragte sie. »Davies hat mir erzählt, daß du Angus geborgen hast. Das muß bei deiner Arthritis doch eine Quälerei für dich gewesen sein.« Vor langem war Vector von Orn Vorbuld dermaßen zusammengeschlagen worden, daß seine Gelenke unbehebbaren Schaden genommen hatten. »Wieso gönnst du dir keine Erholung? Du siehst aus, als ob du’s vertragen könntest.«
    Vector zuckte die Achseln. Ungeachtet der Nullschwerkraft verzerrte sich unwillkürlich seine Miene. »Ihn zu bergen«, erwiderte er so unpersönlich, als ob die Sache ihn selbst gar nichts anginge, »war das härteste, das ich je getan habe. Ich meine, in körperlicher Hinsicht. Wir waren noch innerhalb der Gravitationsquelle. Ich mußte eine Winde benutzen, sonst wären wir nicht vom Fleck gelangt. Nun muß mir wahrscheinlich ’n halbes Dutzend neuer Gelenke eingesetzt werden. Oder wenigstens sollte ich mir erst mal, wenn nichts anderes, vom Medi-Computer ’n komplettes Sortiment Pseudoserotonin-Multikortisone verabreichen lassen. Aber eigentlich ist’s nicht so wichtig. Die Nullschwerkraft erleichtert mir das Dasein. Und wir müssen uns über bedeutsamere Angelegenheiten Gedanken machen.«
    Morn öffnete den Mund, um Einwände zu erheben; doch Vector war noch nicht am Ende seiner Ausführungen. »Mikka hat gesagt, sie wollte sich schlafen legen, sobald sie« – sein Ton wurde schärfer – »nach Ciro geschaut hat. Aber ich traue ihr nicht so recht. Ich glaube, sie wird aus Kummer über das, was er angestellt hat, noch verrückt. Wenn nicht einer von uns wach bleibt, um sie daran zu hindern, versucht sie wahrscheinlich als nächstes, eigenhändig die Antriebe zu reparieren.«
    Morn furchte die Stirn. Diese Möglichkeit bewertete er doch wohl nicht als ihr ernstestes Problem? Andererseits fühlte sie sich aufs Anpacken größerer Herausforderungen noch nicht ausreichend vorbereitet. Und sie machte sich Sorgen um Mikka – genau wie um Mikkas schwergeprüften Bruder.
    »Wie ist denn inzwischen Ciro dran?«
    Vector spreizte die Hände. »Keine Ahnung. Um ehrlich zu sein, ich habe mich noch nicht nach ihm erkundigt. Bis Mikka und Davies das Krankenrevier verlassen haben, hatten wir hier viel zuviel zu erledigen.«
    »Inwiefern?« Über die Vorgänge im Krankenrevier harte Davies sich kaum geäußert.
    Vector zögerte. Vielleicht fragte er sich, wieviel Davies verschwiegen haben mochte; oder warum. Doch als er den Kopf drehte, hatte es den Anschein, als mäße er dieser Frage keine Bedeutung mehr bei.
    »Er war…« – der Genetiker wies auf Angus – »nicht bewußtlos oder eingeschlafen, als ich ihn an Bord zurückgeholt habe, sondern in Stasis. Gewissermaßen von seinem Data-Nukleus abgeschaltet. Zunächst blieb’s uns ein Rätsel, wie wir die Stasis beenden könnten. Wir waren schon der Meinung, es sei unmöglich. Eine ganze Weile lang haben wir uns damit abgeplagt, die Stasis rückgängig zu machen, aber es wollte nicht gelingen. Da kam Davies auf die Idee, den Data-Nukleus abzustöpseln«, erklärte Vector in phlegmatischem Tonfall. »Sobald wir ihn wieder einsetzten, hat Angus’ Interncomputer ’n Neustart durchgeführt. Nahm ihn quasi wieder in Betrieb. Und danach« – Vectors Ton blieb lakonisch – »haben die Zonenimplantate den Genesungsschlaf induziert.«
    Den Data-Nukleus abzustöpseln…? wiederholte Morn in Gedanken voller Staunen. Allmählich schwand die Dumpfheit aus ihrem Geist: Sie vermochte richtiges, ehrliches Erstaunen zu empfinden. Den Data-Nukleus herauszunehmen, war ein wahrhaft genialer Einfall gewesen. Sie bezweifelte, daß sie ihn auch gehabt hätte.
    Und davon hatte Davies nichts erwähnt?
    »Tja, nein, das hat er nicht erzählt«, antwortete sie verspätet auf Vectors Zögern. »Ich kenne von ihm eine Zusammenfassung der Ereignisse, aber eine nur kurze.« Aufgrund seiner Ermattung, hatte sie unterstellt. »Über Angus’ Stasis ist kein Wort gefallen. Auch nichts darüber, daß er es geschafft hat, sie zu beenden.«
    Vector enthielt sich mit freundlichem Blick dazu jeden Kommentars.
    »Kannst du dir denken«, fragte Morn, »weshalb er’s für sich behalten hat?«
    Vector spitzte den Mund und überlegte. Obwohl Müdigkeit seine Augen trübte, schien er intensiv nachzudenken.
    »Man kann nicht behaupten, daß

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