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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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Igensard«, rief sie so laut, daß jeder im Saal es hören mußte. »›Verrat‹ ist ein höchst emotionsbefrachtetes Wort. Bisher haben Sie keinerlei Berechtigung, um es zu benutzen.« »Die Berechtigung wird mir noch zufallen, Direktorin Hannish«, entgegnete Maxim Igensard sofort. »Zu diesem Zweck habe ich vor, Sie einer kurzen Befragung zu unterziehen. Vielleicht nehmen Sie meine Anklagen ernst genug, um die Fragen wahrheitsgetreu zu beantworten. Aber ich erlange diese Berechtigung mit oder ohne Ihre Mitwirkung.« Anschließend richtete er seine Aufmerksamkeit wieder aufs Regierungskonzil.
    »Wie Sie sich entsinnen, ist die Krisensitzung durch den Konzilsvorsitzenden Len vor der Ankunft der Stiller Horizont anberaumt worden. Der Anlaß war, daß er von VMKP-Polizeipräsident Warden Dios die offizielle Mitteilung erhielt, eine Amnion-Defensiveinheit der BehemothKlasse – offenbar eben dieses Raumschiff namens Stiller Horizont – sei ins Massiffünf-System eingedrungen. Die Information hatte Polizeipräsident Dios mittels Interspatium-Kurierdrohnen des Kosmo-Industriezentrums Valdor und des VMKP-Kreuzers Rächer erreicht. Die erste Nachricht, die aus dem Valdor-System kam, meldete ihm die Grenzverletzung seitens der Stiller Horizont und das Einschreiten der Rächer. Die zweite Meldung, diesmal von VMKP-OA-Direktorin Min Donner an Bord der Rächer, hatte zum Inhalt, der Kreuzer hätte das Gefecht abgebrochen, zum einen, weil er zu schwer beschädigt sei, um es mit Erfolgsaussichten fortsetzen zu können, zum zweiten, um den Schutz eines anderen VMKP-Raumfahrzeugs zu übernehmen, des Interspatium-Scouts Posaune, dem angeblichen Ziel des Eindringens der Stiller Horizont in den Human-Kosmos…« Der Sonderbevollmächtigte benutzte keine Notizen.
    Offensichtlich hatte er keine nötig. Er erweckte den Eindruck, nie etwas zu vergessen. Während des Sprechens gewann seine Stimme einen immer schärferen Ton, seine körperliche Präsenz schien sich aufzublähen, als ob das, was er vortrug, ihn ausdehnte.
    »Weil wir alle, was ganz natürlich ist, durch Polizeipräsident Dios’ Mitteilung erschreckt und aufgewühlt worden sind«, fügte er hinzu, »haben wir vielleicht übersehen, daß ihr Inhalt eigentlich keinen vernünftigen Sinn ergibt. Tatsächlich erachte ich die Benachrichtigung als viel bedeutsamer hinsichtlich der Dinge, die sie verschweigt, als wegen der Aufschlüsse, die sie uns liefert.« »›Verschweigt?‹« wiederholte Kapitän Vertigus ver ächtlich. »In Gottes Namen, er hatte es wohl eilig. Was verlangen Sie denn von ihm, verdammt noch mal? Daß er Ihnen dazu ‘n Weißbuch über die Beziehungen zwischen Amnion und Menschheit schreibt?« »Was ich will, ist etwas Einfaches, Kapitän Vertigus«, konstatierte Maxim Igensard grob. »Die Wahrheit. Nicht mehr und nicht weniger.« Im stillen applaudierte Koina dem alten Kapitän; doch sie verzichtete darauf, sich seinem Einwand anzuschließen. Statt dessen nutzte sie die kurze Ablenkung für etwas anderes aus. Sie glaubte zu wissen, worauf Igensards Bramarbasieren abzielte.
    Zu diesem Zweck habe ich vor, Sie einer kurzen Befragung zu unterziehen… Sie wandte sich ihren Kommunikationstechnikerinnen zu. »Kontaktieren Sie per Blitz Sicherheitschef Mandich«, wisperte sie, bewegte kaum die Lippen. »Und Direktor Lebwohl. Geben Sie ihnen durch, daß die Zeit drängt.“
    Die für die Informierung des VMKP-HQ verantwortliche Expertin nickte. »Sofort, Direktorin«, flüsterte sie.
    Während die Frau die Anweisung ausführte, straffte sich Koina, um weiter zuzuhören. Cleatus Fane warf ihr ein kaltes Lächeln zu, das sie jedoch mißachtete.
    »Immer wieder«, rief Maxim Igensard, »hat man uns Gründe genannt, denen zufolge die Amnion keinen Wunsch nach Krieg verspüren. Ihr Hegemonismus, wie eklatant er auch sein mag, ist von einer unserer Mentalität fremden Art. Und ihre Produktionsmethoden sind, um es kurz zu machen, zu unzulänglich, um Raumschiffe und Material in solchen Mengen zu fabrizieren, die ein Krieg erfordern würde. Dadurch erhebt sich eine Reihe von Fragen. Weshalb haben die Amnion sich jetzt dahin verstiegen, einen Frieden zu brechen, von dem sie abhängig sind? Und wieso ausgerechnet im Massiffünf-System, einer Gegend des Alls, die über eine wesentlich bessere Verteidigung als die Erde verfügt? Das Valdor-System hat die Möglichkeit, eine Defensiveinheit ohne Mühe abzuschlagen, ja sogar zu vernichten. Inwiefern sollte ein kleines

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