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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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Ansätzen, was das alles zu bedeuten haben sollte.
    Dennoch erklärte es, warum Cleatus Fane dagegen war, daß sie Maxim Igensards Fragen beantwortete. Die Tatsache, daß Morn Hyland da war – und die Rächer kommandierte –, mußte Holt Fasner argen Schrecken eingejagt haben. Sie verkörperte eine Gefahr für ihn; eine viel größere Bedrohung als Koina. In Warden Dios’ Abwesenheit war Morn Hyland gefährlicher als jeder andere Mensch.
    Fasner erkannte, ihm war die Kontrolle über die VMKP entrissen. Cleatus Fane wußte es von ihm.
    Beiden war klar, daß sie Koina nicht trauen durften.
    Und ohne die Scanningsysteme mußte die VMKGD – genau wie das VMKP-HQ – sich auf die eigenen Instrumente verlassen. In diesem Umfang war der Drache geblendet worden. Er konnte nicht mehr alles beobachten, was sich ereignete.
    »Direktorin Hannish«, mahnte Maxim Igensard in strengem Ton, »wir warten.“
    Koina erhob sich. »Ich bin soweit, Sonderbevollmächtigter«, gab sie zur Antwort, als zeichnete sie sich durch soviel Selbstsicherheit wie der GOD aus.
    Sie log. Sie war ungenügend vorbereitet. Ohne Beweise war es unmöglich, vorbereitet zu sein. Trotzdem nahm sie Igensards Herausforderung an, als hätte er eine persönliche Auseinandersetzung mit ihr angefangen: die Frage der Ehre gestellt.
    Sie hatte von Warden Dios eindeutige Befehle erhalten. Und Cleatus Fane wollte, daß sie auf ihrem Platz blieb; daß sie schwieg. Aber jetzt, da es ernst wurde, fiel es ihr nicht schwer, sich zwischen beidem zu entscheiden.
     
    HASHI
     
    Von den Obliegenheiten des befehlshabenden VMKP— Direktors befreit, verließ Hashi Lebwohl die Stationszentrale, um Lane Harbingers Laboratorium aufzusuchen.
    Trotz seines schlurfenden Gangs und des zerstreuten Gehabes beeilte er sich; nach seinen Maßstäben rannte er sogar regelrecht. In den vergangenen paar Stunden hatte sich rings um ihn die Krise mit schockierender Schnelligkeit kompliziert und verschlimmert. Die Unscharfen der Quantenmechanik griffen um sich wie eine Kettenreaktion. Zur gleichen Zeit – und aufgrund der gleichen Logik – war das Fenster geschrumpft, durch das er im Rahmen seiner Möglichkeiten auf die Geschehnisse Einfluß nehmen konnte. Endorphine und Notstand brachten seine Synapsen zum Glühen: Dringlichkeit beschleunigte seinen Puls. Er hatte Arbeit zu verrichten.
    Die VMKP-GD hatte ihre Artillerie geladen. Allerdings zielten die Kanonen unzweifelhaft nicht auf die Stiller Horizont. Der Lindwurm in seinem Bau wünschte gegenüber Mark Vestabule klarzustellen, daß er bereit war zur Verteidigung, gleichzeitig jedoch zu verdeutlichen, daß er die riesige Defensiveinheit nicht als Feind einstufte, solange man ihn nicht dazu zwang.
    Zeit war knapp und kostbar geworden.
    Auf feingeistige Weise fand der DA-Direktor daran durchaus insgeheimes Vergnügen. Geringere Frauen und Männer, kleingeistigere Gemüter, wären durch die wachsende Bedrängnis der Situation längst aus der Bahn geworfen worden. Nun mochte nur noch Genialität hinreichen, um die Katastrophe abzuwenden.
    Hashi Lebwohl brannte nachgerade darauf, sich Warden Dios’ weitgespannten, gefahrvollen Intentionen als gewachsen zu zeigen.
    Lane Harbingers Labor lag einige Etagen und mehrere Hundert Meter von der Stationszentrale entfernt. Der Weg ließ sich jedoch nicht nur per Lift, sondern auch durch die Benutzung der Wartungsstollen abkürzen, und Hashi kannte sie allesamt. Schon wenige Minuten, nachdem er Min Donner zur befehlshabenden Direktorin eingesetzt hatte, erreichte er Harbingers Diensträume.
    Doch als er das Labor betrat – angesichts der begrenzten Abmessungen der Orbitalstation ein ziemlich großer Raum –, blieb er vor Überraschung ruckartig stehen.
    Lane Harbinger war allein. Abgesehen von der Ausstattung, der wirren Ansammlung von Tischen und Computerterminals, Tastaturen, Instrumentarien aller Art, keimfreien Kammern und Autoklaven, Retorten und Flaschen, Sonden, Sensoren, Stimulantia-und Hype— Päckchen, Kaffeekannen sowie mit Asche und Stummeln übervollen Aschenbechern war das Labor leer. Die zahlreichen Techniker und sonstigen Mitarbeiter, die er ihr zur Unterstützung zugeteilt hatte, waren fort – von ihr weggeschickt worden, vermutete er, weil er nicht glauben konnte, daß irgendwelche seiner Untergebenen so ein hochwichtiges Projekt einfach im Stich ließen.
    Und Lane Harbinger hatte sich hingesetzt. Schon das mußte als durch und durch untypisch für sie gelten: Hashi Lebwohl war

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