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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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jemanden an den Tasten unserer Bordartillerie haben, dem nicht vor Übermüdung die Augen zufallen.« Morn hörte nicht hin. Mikka wandte nicht einmal den Kopf.
    »Halten Sie sich in voller Bereitschaft«, ermahnte Min Donner die Stationszentrale. Ihre Stimme hatte einen beinahe sanften Klang. »Ich glaube, nun läuft es auf jetzt oder nie hinaus. Wenn die Stiller Horizont das Feuer nicht innerhalb der nächsten zehn Minuten eröffnet, könnten wir wahrhaftig mit dem Leben davonkommen.« »Morn«, drang Warden Dios’ Bescheid aus den Lautsprechern, »die Amnion akzeptieren Ihre Ablehnung. Es ist, wie Sie sagen, sie haben es mit Ihnen schon probiert. Deshalb können sie sich mit Ihrer Weigerung abfinden.« Das wollte ich den Schleimbeuteln auch geraten haben, knirschte Angus bei sich. Der Anblick der Zerrüttung, den Morn geboten hatte, als sie von ihm aus Kassaforts Amnion-Sektion befreit worden war, verfolgte ihn immer noch.
    »Aber sie bestehen auf Angus’ Übergabe«, fügte Dios mit unerbittlicher Härte hinzu. »Er hat soviel Schaden angerichtet, daß sie keinesfalls gewillt sind, auf ihn zu verzichten. Bleibt er stur, werden wir uns nicht einig.“
    Angus verharrte; voller unfreiwilliger Bestürzung glitt sein Blick hinüber zur Kommandokonsole. Min Donner stieß ein paar derbe Flüche aus, ehe sie die Kommunikation mit der Stationszentrale fortsetzte. Davies stierte zwischen Angus und Morn hin und her, als begriffe er die beiden nicht mehr.
    Morns Aufmerksamkeit galt nichts außer ihrem Mikrofon. Davies hatte sich bereiterklärt, zu der Defensiveinheit überzusetzen. Gegenwärtig konnte sie für sonst nichts Gedanken erübrigen. »Zu dumm«, wiederholte sie. Ohne den Kopf zu drehen, hob sie die Stimme zu einer Lautstärke, dank der man sie auf der ganzen Brücke hörte. »Mikka, Waffensysteme fertigmachen zum Feuern. Meinen Befehl abwarten.« Nun regte Angus sich überhaupt nicht mehr. Er starrte Morn an. Sie riskierte Krieg, ein kolossales Massaker… Wieder war sie ihm weit über; hatte sie ihre Entschlossenheit und ihr Selbstbewußtsein zu für ihn unerreichbare Höhen emporgeschwungen. Durch all das, was er, Nick Succorso und Warden Dios ihr zugemutet hatten, war sie ein größerer Mensch als sie alle zusammen geworden. Dolph Ubikwe krächzte einen Fluch, hieb die Faust auf den Öffnungsmechanismus seiner Gurte und wuchtete sich aus dem Andrucksessel, eilte zur Warfensysteme-Kontrollkonsole. »Um Himmels willen, Frau«, fauchte er Mikka an, »lassen Sie doch endlich jemanden an die Tastatur, der nicht im Halbschlaf vor sich hindämmert!« Der Blick, mit dem Mikka ihm antwortete, glich einer Drohung mit der Faust. An den Tasten der Materiekanone waren ihre Finger so ruhig und verläßlich wie Servogreifer geworden.
    »Morn«, warnte Dios hastig, »begehen Sie keine Torheit. Es muß einen Weg geben, um eine bewaffnete Auseinandersetzung zu vermeiden.« Morn verbiß die Kiefer. »Wenn Sie so einen Weg suchen«, sagte sie ins Mikrofon, »machen Sie Ihre Sache gut. Ich verschachere keine Menschen.« Was hatte sie zuvor geäußert…? Als sie beschlossen hatte, Angus bei der Modifikation seines Data-Nukleus zu helfen? Wir sind Polizisten. Wir benutzen keinen Menschen wie ein Ding. Jetzt bewies sie noch einmal, daß sie, was sie gesagt hatte, auch ernst meinte.
    Stumme Schreie brandeten in Angus’ Gemüt gegen die Hemmschuhe seiner Zonenimplantate. Hast du’s gehört, Warden Dios?! hätte er liebend gerne die Lautsprecher angebrüllt. Es gibt wenigstens eine Person in der scheißverdammten VMKP, die ernst meint, was sie redet!
    Einen Moment lang schwieg Warden Dios. Vielleicht hatte Morn ihn beschämt; oder er mußte nochmals mit Vestabule Rücksprache nehmen. Als er von neuem das Wort ergriff, schien es Angus, als gefröre ihm das Blut in den Adern.
    »Da wir gerade vom Verschachern sprechen, ist Angus noch da? Könnte ich mich wohl mit ihm unterhalten?« Angus wollte Nein! schreien, bevor Morn antworten konnte. Laß ihn bloß nicht auf mich los! Aber die Rufe erstickten ihm in der Kehle. Dafür sorgte Morn, indem sie ihn anschaute. Was sie anbetraf, hatte er nichts zu befürchten. Ich bin einen Krieg anzuzetteln bereit, sagte ihr Blick so deutlich wie mit Worten, um deine Freiheit zu bewahren. Und was bist du zu tun bereit?
    Und er wünschte sich, ihr ebenbürtig zu sein. Möglicherweise war es das einzige, was er sich jemals im Leben wirklich gewünscht hatte.
    »Ach, Scheiße«, schimpfte er. Die

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