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TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

Titel: TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Kuttner
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1.
     
    Über die Erde hatte sich die Lohe weißer Nacht gesenkt, und auf der Venus breitete sich das Zwielicht der Dämmerung aus.
    Alle wußten von der lodernden Finsternis, die die Erde in einen Stern am wolkenbedeckten Himmel verwandelt hatte. Nur wenige begriffen aber, daß auf der Venus die Morgendämmerung unmerklich in die Düsternis des Abends übergegangen war. Die Lichter in den Tiefen der Meere flammten heller und heller und schufen verzauberte Paläste aus den großen Kuppeln unter der Wasserfläche.
    Vor siebenhundert Jahren glühten jene Lichter am hellsten. Die Zerstörung der Erde lag sechs Jahrhunderte zurück. Man schrieb das siebenundzwanzigste Jahrhundert.
    Die Zeit verstrich langsam. Anfangs war sie schneller vergangen, weil viele Hindernisse ihrer Bewältigung harrten. Die Venus erwies sich als unbewohnbar, aber der Mensch mußte auf ihr leben.
    Die Juraperiode war auf der Erde vorüber, ehe der Mensch sich zu einem denkenden Geschöpf entwickelte, zu einem zähen, aber auch schwachen Geschlecht. Wie schwach, enthüllte ein Vulkanausbruch. Wie zäh, bewies die Tatsache, daß zwei Monate lang Kolonien auf den Kontinenten der Venus bestanden.
    Auf der Erde hatte der Mensch nie die wilde Wut des Jurazeitalters erlebt. Was er auf der Venus vorfand, war schlimmer. Der Mensch besaß keine Waffen, um sich die wuchernden Dschungel der Venus zu unterwerfen. Seine Waffen waren entweder zu schwach oder zu mächtig, Er konnte damit leicht verwunden oder restlos zerstören. Aber leben auf der Oberfläche der Venus konnte er nicht. Er sah sich einem Feind gegenüber, wie kein Mensch ihn je gekannt hatte.
    Er stand vor entfesselter Wildheit – und er floh.
    Die Tiefen des Meeres boten Sicherheit. Die Wissenschaft hatte die Raumfahrt verwirklicht und die Erde vernichtet; sie war auch in der Lage, künstliche Umweltbedingungen auf dem Grunde der See zu schaffen. Die Imperviumkuppeln entstanden. Unter ihnen wuchsen die Städte.
    Sie wuchsen und nahmen Gestalt an. Als sie vollendet waren, wandelte sich die Morgenröte auf der Venus zum dämmrigen Zwielicht. Der Mensch war ins Meer zurückgekehrt, dem er entstiegen war …
     
     
    Sam Harkers Geburt bildete in zweifacher Hinsicht ein Vorzeichen. Sie beleuchtete, was sich in den großen Kuppeln abspielte, in denen immer noch die Lichter der Zivilisation brannten. Und sie ließ Sams Leben in und außerhalb dieser Unterwasserfestungen bereits ahnen.
    Seine Mutter Bessi war ein hübsches, aber zerbrechliches Geschöpf. Sie hätte besser daran getan, wenn sie darauf verzichtet hätte, einem Kind das Leben zu schenken. Weil sie schmal und zierlich war, starb sie bei dem Kaiserschnitt, der Sam in die Welt setzte – in eine Welt, die er vernichten mußte, bevor sie ihn unter die Füße treten konnte.
    Darum empfand Blaze Harker einen solch blinden, grausamen Haß gegen seinen Sohn. Wenn er an den Jungen dachte, fielen ihm die Vorgänge in jener Nacht wieder ein. Und wenn er Sams Stimme hörte, hallten Bessis dünne, angstvolle Schreie in seinen Ohren wider. Die Betäubung hatte ihre Schmerzen kaum gelindert. Bessi eignete sich weder seelisch noch körperlich zur Mutter.
    Bis zu Sams Geburt waren Blaze und Bessi ein glückliches Liebespaar, das nur dem ziellosen Vergnügen lebte. Sie hatten die Entscheidung getroffen, vor die in den Kuppeln jeder gestellt wurde. Wer Anreiz im Schaffen fand, schloß sich den Künstlern oder Technikern an. Die übrigen ließen sich treiben.
    Die technischen Wissenschaften bildeten ein breites Gebiet, das von der Unterweisung in unterseeischer Politik bis zur rigoros beschnittenen Atomphysik alle Lehren umfaßte. Unbekümmert dahinzuleben, war bequemer für den, der die nötigen Mittel besaß. Und selbst wer nicht darüber verfügte, konnte in den Kuppeln an billige Genüsse gelangen. Die kostspieligen Vergnügen, wie die olympischen Gemächer oder den Besuch der Arenen, verkniff er sich eben.
    Blaze und Bessi schwelgten im auserlesensten Sinnenkitzel, den die Kuppeln boten. Ihr Idyll hätte den Inbegriff eines Lebens abgegeben, das der Lust geweiht war. Und alles sprach dafür, daß es glücklich enden würde, denn in den Kuppeln zählte nicht der einzelne, sondern die Rasse als Ganzes.
    Nach Bessis Tod blieb Blaze nichts übrig als sein Haß.
    Dies war das Geschlecht der Harkers:
    Geoffrey zeugte Raoul; Raoul zeugte Zacharias; Zacharias zeugte Blaze; und Blaze zeugte Sam.
    Blaze streckte auf den Kissen die Beine aus und warf seinem

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