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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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bringt diese Sesselfurzer von der Regierung dazu, dir zuzuhören.« Anscheinend war er sich wirklich und wahrhaftig vollkommen sicher. Erwartungsvolle Vorfreude tanzte wie Wahnsinn in seinen Augen. »Den Rest überläßt du mir.« Seine Worte ergaben keinerlei Sinn. Was hatte sich geändert? Was hatte Warden Dios mit ihm gemacht? Gütiger Gott, sie mußte die Ereignisse verstehen. »Welchen Rest?« stieß sie hervor, während sie noch um Atem rang.
    Er rückte mit keiner Erklärung heraus, als bereitete es ihm diebisches Vergnügen herauszufinden, wie weit er bei ihr Konfusion hervorrufen konnte. »Gib mir Mikka und Ciro mit«, verlangte er statt dessen. »Und den Dicken da.« Er deutete mit dem Kinn auf Kapitänhauptmann Ubikwe. »Leih mir die Posaune und das Kommandomodul. Dann kannst du dir jeden weiteren Gedanken an Warden Dios sparen. Und an Fasner. Wenn du magst, auch diesen beschissenen Amnioni. Mit denen« – offenbar legte nun er ein Versprechen ab »befasse ich mich.“
    Kaum erwähnte Angus das Kommandomodul, fing Ubikwe zu zetern an. »Das langt, Thermopyle«, schnauzte er. »Sie gehen endgültig zu weit. Das ist mein Raumschiff, zum Donnerwetter. Sie glauben doch wohl nicht, ich traue Ihnen genug, um…“
    »Die Entscheidung liegt nicht bei uns, Dolph«, unterbrach Min Donner ihn mit ruhiger Stimme; dennoch merkte man, zu welchem Maß an Selbstbeherrschung sie sich zwang. »Das ist Morns Angelegenheit.« Allem Anschein nach erachtete sie es inzwischen als irrelevant, ob sie die Vorkommnisse noch durchschaute oder nicht. »Dafür hat sie ja das Kommando. Um sich mit diesen Fragen zu beschäftigen. Und nicht Sie oder ich.
    Sie hat sich das Recht dazu erworben. Zum Teufel, und Angus auch. Wir sind längst disqualifiziert. Kompromittiert…« »Kompromittiert?!« brauste Kapitänhauptmann Ubikwe auf. »Wieso?“
    Direktorin Donner hob die Schultern. »Wir befolgen Warden Dios’ Befehle. Wir sind Polizisten, darum bleibt uns keine Wahl. Wir gehorchen. Und manche dieser Befehle stammen in Wahrheit von Holt Fasner. Es ist…« sie wiederholte die Feststellung, obwohl es ihr anscheinend weh tat – »Morns Angelegenheit.“
    Möglicherweise hätte Dolph Ubikwe ihr Widerspruch entgegengeschleudert; doch Min Donners Selbstkritik schmerzte wohl auch ihn, so daß er sich zusammennahm. Die Vorstellung, daß auch er kompromittiert sein sollte, verfinsterte sein dunkles Gesicht mit einem düsteren Ausdruck.
    Morn blickte Angus fest in die Augen. »Und warum soll ich das alles tun?« fragte sie bitter. »Kapitän Ubikwe hat dagegen ein schwerwiegendes Argument genannt. Weshalb soll ich dir Vertrauen schenken?« Obwohl sie ihn von den Prioritätscodes befreit und wiederholte Male ihr Leben von seiner Willigkeit abhängig gemacht hatte, wußte sie noch immer nicht, was sie von ihm halten sollte.
    Angus prustete los, ein irres, keckerndes Lachen.
    »Weil ich darauf programmiert worden bin, dein Leben zu schützen.« Seine Stimme krächzte vor boshafter Belustigung. »Ursprünglich war’s anders. Hashi Lebwohl hat jedem erzählt, meine Instruktionen sähen es nicht vor. Du solltest den Tod finden. Aber in letzter Minute hat Warden Dios mir einen anderen Data-Nukleus eingesetzt. Unmittelbar vorm Abflug vom VMKPHQ. Er hat mich nach Kassafort geschickt, damit ich dich aus Succorsos Pfoten rette. Wahrscheinlich nur aus diesem Grund. Die Schwarzwerft zu sprengen, war bloß ‘n Vorwand. Erst hat er dich Succorso überlassen, um dich vor Fasner zu schützen. Damit Fasner deine Aussage nicht unterdrücken konnte. Was den allmächtigen Warden Dios betrifft, so kann’s sehr wohl sein, daß du ihm wichtiger als der liebe Gott bist.“
    Morn sackte das Kinn herunter. Davies, der hinter Angus stand, starrte sie mit offenem Mund an, als wäre er ihr Zwillingsbruder. Er hatte wohl nicht im entferntesten damit gerechnet – weil auch sie nie auf diese Idee gekommen war –, daß Warden Dios einen Grund dafür gehabt haben könnte, sie Nick Succorso zu überlassen.
    Aber Angus war noch nicht am Ende seiner Enthüllungen. Ohne in seinem Wortschwall zu stocken, reckte er plötzlich den Kopf zur Decke empor und streckte die Arme nach den Seiten aus. »Und du wirst mir vertrauen«, brüllte er, während er starr auf der Stelle verharrte, als gedächte er einer Kreuzigung, »weil ich frei bin!« Die pure, wüste Leidenschaftlichkeit seines Aufschreis erschreckte sämtliche Anwesenden auf der Brücke wie eine überraschend heftige

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