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Tausche Glückskeks gegen Weihnachtswunder (German Edition)

Tausche Glückskeks gegen Weihnachtswunder (German Edition)

Titel: Tausche Glückskeks gegen Weihnachtswunder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Langen
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Unserer Wohnung merkte man kein bisschen an, dass der erste Dezember war. Ganz anders war es bei den Nachbarn der gegenüberliegenden Dachgeschosswohnung. Ich stand hinter meinem Vorhang verborgen und blickte neidisch auf die andere Straßenseite hinüber. Ich wusste nicht, wie die Bewohner dort hießen, aber wer auch immer sie waren, sie wohnten in einem weihnachtlichen Eldorado. Von Lichterketten und Sternen an allen Fenstern, einem beleuchteten Elch auf dem Balkon bis zu roten Herzen an der Balkontür war so ziemlich alles da, was zur Weihnachtsstimmung gehörte. Und das bereits seit Mitte November!
    Mama war in diesem Jahr nicht etwa spät dran mit unserer Adventsdeko, nein, sie würde auch zur Bescherung keine anbringen. Das Höchste ihrer Gefühle war ein Tablett mit lauter verschieden dicken roten Kerzen, das auf dem Wohnzimmertisch stand. Manchmal hätte ich gerne mit meiner allerbesten Freundin Sina getauscht. Sie lebte allein mit ihrem Vater, aber bei ihr war es so richtig schön weihnachtlich geschmückt und ihr Haus war von außen beleuchtet und leuchtete von Weitem durch die Dunkelheit.
    Es war nicht immer leicht, Mamas Tochter zu sein. Neben ihrer Abneigung gegen Weihnachten war sie auch noch Umweltschützerin. Sie arbeitete als Umweltschutzbeauftragte in einer großen Firma, war aber auch nach Dienstschluss stets für die Umwelt im Einsatz. Dagegen war ja erst einmal gar nichts einzuwenden, aber leider hatten wir öfter Diskussionen über meine Kleidung. Sachen wie die Jeans und der süße Kapuzenpulli von H & M, in die ich gerade eilig schlüpfte, verachtet meine ökobewusste Mutter, denn bei der Herstellung wird die Natur zu sehr belastet. Das hatte sie mir schon oft genug erläutert. Natürlich fand ich es richtig wichtig, dass unsere Erde nicht weiter geschädigt wurde. Aber andererseits wollte ich auch in der Schule mit dazugehören und nicht rumlaufen wie ein Opfer. Wir hatten uns inzwischen geeinigt, dass ich die Fairtrade-Sachen, die sie so gerne aus dem Katalog bestellte, nicht mehr tragen musste, wenn ich das nicht wollte. Und noch etwas gab es, was schwierig war: Mama machte sich immerzu Sorgen um mich. Es gab etwas, das sie nicht sehen durfte. Geübt stemmte ich mit meinem Holzlineal das Dielenbrett vor meinem Fenster hoch. Darunter war mein geheimes Wunschbuch versteckt. Das durfte nur eine sehen: meine ABF (allerbeste Freundin). Ich steckte mein Wunschbuch in meinen Seesack, den ich als Schultasche benutzte. Die Kirchturmuhr schlug achtmal. Höchste Zeit für die Schule. Ich schnappte meinen Seesack, nahm rasch mein Pausenbrot vom Küchentresen und flitzte die Treppen hinunter.
    In der ersten Etage kratzte es wie wild von innen an der Wohnungstür. Das war Einstein, ein kleiner weiß-grauer Mischling mit buschigen Augenbrauen. »Heute Nachmittag gehen wir Gassi«, rief ich ihm im Vorbeilaufen zu. Einstein sprang an die Tür und kratzte winselnd mit beiden Pfoten daran. Ihm war das eindeutig zu lang. Auch die anderen Hunde, die ich sittete, wären am liebsten den ganzen Tag bei mir gewesen. Ich war einfach gerne mit ihnen zusammen. Geld hin oder Geld her. Aber durch sie musste ich nicht immer Mama nach Geld fragen, wenn ich mal wieder etwas Süßes zum Anziehen entdeckt hatte. Und zwar keine Fairtrade-Anziehsachen, die Mama bestellte und die nur eines waren: peinlich.
    Ich flitzte über die Straße und rannte zur Schule. Sina stand schon an unserem Treffpunkt. Meine ABF sah in ihrem hellen Mantel wunderschön aus wie Schneewittchen, nur halt mit dunkelroten Haaren. Total stylish trug sie eine Baskenmütze und farblich passende Handschuhe. Aber Sina hätte sich auch ein kariertes Küchentuch um den Kopf wickeln können, bei ihr sah einfach alles super aus.
    Gegen meine ABF kam ich mir immer so struppig vor, wie ein Islandpony mit einer langen, wilden Mähne. Ach, wie ich die verschmuste Liptura, die mich immer mit ihren Nüstern anstupste, vermisste, wie auch den neugierigen Alvar und natürlich die Reitstunden auf dem Isländerhof. Mama hatte es mir freigestellt, meine Reitstunden zu reduzieren und mit dem gesparten Geld mein Outfit zu ergänzen.
    »Grete, da bist du ja«, rief meine ABF mir gerade zu, als ihr plötzlich von Paul, dem Riesen aus unserer Klasse, die Baskenmütze weggeschnappt wurde. Paul warf sie wie eine Frisbeescheibe zu seinen Freunden Fabian und Florian über den Schulhof. Die beiden fingen sie abwechselnd grölend auf und passten sie an ihn zurück. Jungs sind eine

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