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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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in einen Amnioni verwandelte. Der einzige Mensch, der Dios hätte helfen können… Aber sie bestehen auf Angus’ Übergabe. Er schlang die Arme fester um die Knie; buckelte die Schultern. Es schien, als ob er in seinem eigenen Innern irgend etwas erwürgte.
    Guter Gott, Warden Dios! Was hast du angerichtet? »Du meine Güte«, stöhnte Dolph Ubikwe. »So hilf ihm doch jemand…!“
    Kein einziger Diensthabender auf der Brücke regte sich. Auf unterschiedliche Weise wirkten sie alle zu erschüttert, um etwas zu unternehmen; zu verwirrt. Und Mikka konnte keine Kräfte entbehren; sie brauchte bis zum letzten Rest alle Willenskraft, alle Courage, um an den Waffensysteme-Kontrollen die Ruhe zu bewahren.
    Davies dagegen raffte sich mit steifen Bewegungen auf. Von Morn war der Entschluß gefaßt worden, Angus bei der Neutralisierung seiner Prioritätscodes beizustehen; aber einen Großteil der eigentlichen Arbeit hatte Davies geleistet. Er hatte seinem Vater den Rücken aufgeschnitten; die Hände ins Blut seines Vaters getaucht. Als die unwägbaren Belastungen, denen Angus durch die Singularitätsgranate aus der Waffenkammer der Posaune ausgesetzt worden war, ihn in Stasis stürzten, hatte Davies ein zweites Mal keine blutigen Hände gescheut, um ihn aus dieser Verfassung in den Normalzustand zurückzuholen. Betroffenheit und Verblüffung spiegelten sich in seiner Miene, als er an Angus’ Seite trat. Linkisch kniete er sich aufs Deck; packte Angus an der Schulter, wälzte ihn herum.
    »Scheiße, Angus!« brauste er auf, als er seinem Vater ins Gesicht sah, prallte indigniert zurück. »Was soll denn nun das bedeuten?“
    Ein irrwitziges Grinsen verzerrte Angus’ verdreckte Visage. Tränen rannen ihn aus den Augen; die Heiterkeit eines Wahnsinnigen rötete ihm die Wangen. Er ähnelte einem Menschen, der sich mit aller Kraft zusammengekrümmt hatte, um nicht vor Lachen zu brüllen.
    »Nun ist Schluß«, preßte er hervor, als hätte er noch nie etwas Lustigeres von sich gegeben. »Nun ist endlich Schluß.“
    Morn hatte das Gefühl, daß sich zu ihren Füßen ein neuer Abgrund auftat. Sie spürte verborgene Intentionen und enorme Risiken, als wären sie die merkwürdigen Gewalten des Hyperspatiums. Tod ging von ihnen aus, sie brachten allen und jedem den Tod, falls sie ihre Natur nicht unverzüglich durchschaute.
    »Angus…« Ihre Stimme erstickte. Energisch schluckte sie und fing noch einmal an. »Angus, was ist mit dir?“
    Was hat Warden Dios getan? »Zum Teufel, was ist los?« Ich benutze jeden, den ich kann… Während er verschwörerisch die Augen verdrehte, legte Angus einen seiner Wurstfinger an die Lippen.
    »Dios darf nichts merken«, flüsterte er eine eindringliche Warnung. »Vestabule soll nichts erfahren.“
    Ruckartig hob Davies den Kopf; warf Morn einen furchtsamen Blick zu.
    Rasch wandte sich Morn an die Funkoffizierin.
    »Cray?« Cray atmete tief durch; zwang sich zum Ablesen der Anzeigen.
    »Momentan senden wir nicht«, meldete sie. »Die Verbindung über die Stationszentrale mit der Stiller Horizont steht noch, man ist in Bereitschaft. Aber man hört uns drüben nicht.« Ein Abgrund an Unklarheiten… Morn unterdrückte eine Anwandlung bitterbösen Grolls. »Also, Angus, sie können uns nicht hören.« Anscheinend war sie im Augenblick nicht zu mehr imstande, als Crays Feststellung zu wiederholen. Insgeheim rang sie um Selbstdisziplin; sie mußte sich einfach besser bewähren. »Steh auf. Gib mir Antwort.« So plötzlich, wie er niedergestürzt war, streckte Angus die Gliedmaßen und sprang auf; unversehens war sein Anfall vorbei – oder hatte die Natur verändert. Mit den Handrücken wischte sich Angus die Augen, während er sich Morn näherte. Seine Belustigung hatte geendet, aber er grinste noch, als hätte er soeben eines der grundsätzlichen, wesentlichen Geheimnisse des Lebens aufgedeckt.
    »Herrje, Morn«, polterte er heiter, indem er sich über die Kommandokonsole lehnte, »wenn er zu so was fähig ist, wette ich, er kann noch mehr! Ich wette, er hätte mich zum Selbstmord zwingen können. Was glaubst du, weshalb er’s nicht getan hat? Es hinter uns gebracht? Mich aus meinem Elend erlöst?« Man merkte ihm nicht an, ob diese Vorstellung ihn erschreckte. Beide Hände wie zum Trotz ans Kommandopult geklammert, stand er mit hochgereckten Kinn vor Morn und grinste.
    Erbittert mahlte Morn mit den Zähnen. »Darauf weiß ich keine Antwort. Du hast mir noch nicht verraten, was passiert

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