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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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wohl für wichtig.
    »Rächer Ende«, schnauzte sie, ehe Vertigus – oder Len – irgendwelche Fragen an sie richten konnte. Es knackte laut, als sie ihr Mikrofon abschaltete.
    Cleatus Fane befürchtete schon, die Verbindung zur Rächer wäre abgebrochen worden. Doch das hohle Knistern und Knattern aus den Lautsprechern zeigte an, daß der Funkkontakt noch bestand.
    An die Arbeit! befahl Holt Fasner. Los doch!
    Fane zuckte zusammen. Im Moment war Vertigus zu erschüttert, um Worte zu finden. Auch Len brachte, anscheinend vor Verwirrung, keinen Laut heraus. Unter den übrigen Konzilsdelegierten herrschte offenkundig völlige Ratlosigkeit.
    Der GOD gab keinen Ton von sich; bot Len keinen Verwand für einen Hinauswurf. Er sprang auf und winkte so heftig mit der Hand, als bestürmte er den Konzilsvorsitzenden mit stummen Schreien.
    Hannish öffnete den Mund zu einem Einwand, aber verkniff ihn sich.
    In Anbetracht dieser Umstände konnte Len ihn unmöglich übergehen. Aus Bestürzung flackerten ihm die Augen, sein Blick huschte umher. Es hatte den Anschein, als könnte er ohne den Halt, den er am Rednerpult bewahrte, nicht auf den Beinen bleiben.
    »Leutnantin Hyland…« Ihm erstickte die Stimme. Er schluckte schwer und fing noch einmal an. »Leutnantin, würden Sie eine Frage des Geschäftsführenden Obermanagementdirektors Fane beantworten?« Vielleicht bildete diese verdammte Irre sich ein, sie hätte nichts mehr zu befürchten. »Wir müssen hier eine Frist beachten, Konzilsvorsitzender.« Man merkte, daß ihre Aufmerksamkeit schon anderen Dingen galt. »Ich gebe ihm zwei Minuten.« Len warf dem GOD einen Blick zu, der einem Aufstöhnen glich. »Mr. Fane.« Cleatus Fane bändigte seine Nervosität. »Leutnantin Hyland«, fragte er ruhig, um seine Hoffnungen zu verhehlen, »Sie sagen, ›es hört sich so an‹, als sei Polizeipräsident Dios ›wohlauf‹. Das erregt bei mir das Empfinden, als ob Sie in dieser Hinsicht unsicher sind. Wieso? Was macht Ihnen Sorge?“
    Damit traf er einen wunden Punkt. Erneut zauderte sie. Die Hintergrundgeräusche der Lautsprecher vermittelten den Eindruck verlegenen Grübelns.
    Cleatus Fanes Herz hämmerte.
    Plötzlich rückte Hyland mit einer Antwort heraus. »Die Amnion verfügen über ein ganz besonderes Mutagen, Mr. Fane.« Ihre Stimme hatte sich verändert. Schmerz klang darin mit, dessen Ursprung Fane nicht ersah.
    »Ein Mutagen mit verzögerter Wirkung. Der Effekt tritt erst ungefähr zehn Minuten nach Injektion ein. Und es gibt ein Gegenmittel. Ein Gegen-, kein Heilmittel. Das Mutagen wird dadurch lediglich dormant. Solange man das Gegenmittel im Blut hat, erfolgt keine Mutation.
    Aber sobald es sich erschöpft hat, tritt die Mutation zum Amnioni ein. Die Amnion benutzen dieses Mutagen zur Erpressung. Sie injizieren es jemandem, der dann tun muß, was sie verlangen, oder er erhält kein Gegenmittel. Wir wissen davon, weil sich ein derartiges Vorgehen bei einem von uns ereignet hat, bei Ciro Vasaczk.« Sie schwieg, überlegte noch einmal. »Unsere Befürchtung ist«, räumte sie dann gedämpft ein, »daß Warden Dios auf diese Weise erpreßt wird. Er hat gesagt, er hätte eine Giftkapsel dabei. Daran habe ich keinen Zweifel. Aber ich bin nicht sicher, ob selbst so etwas ausreichenden Schutz bietet…“
    Jetzt erkannte Fane, welcher Ursache der Kummer in ihrem Tonfall entsprang. Der Grund war insgeheime Abschiednahme. Sie hatte bereits jede Hoffnung für Warden Dios aufgegeben.
    Adieu.
    Auf Nimmerwiedersehen.
    Mehr brauchte Cleatus Fane nicht von ihr zu hören.
    Er blieb stehen, obwohl seine Frage beantwortet war und rundherum die Konzilsdelegierten wieder die Hände emporstreckten, damit fuchtelten, als schüttelte eine Schar Krähen die Flügel. Wegen der krampfartigen Verknotung seiner Magengegend und des Hämmerns in den Schläfen war er sich intuitiv vollauf sicher, daß Hyland nicht die Wahrheit gesagt hatte; nicht die volle Wahrheit.
    Er glaubte ihr, daß sie um Dios »Befürchtungen« hatte. Und er wußte, daß vieles von dem, was sie redete, den Tatsachen gefährlich nahe kam. Doch mehr als einmal hatte sie erwähnt, die Zeit sei knapp. Wir müssen hier eine Frist beachten, hatte sie erst eben geäu ßert. Und davor: Es bleiben noch fünfundfünfzig Minuten. Ich brauche diese Zeit. Aber wozu, das hatte sie verschwiegen.
    Wenn sie ihren Teil des Handels mit der Stiller Horizont durch die Auslieferung ihres Sohns, Shaheeds und der Posaune erfüllte, was hatte sie noch

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