Amnion Omnibus
Nein, ich bin der festen Überzeugung, daß das Abtrennungsgesetz keine gangbare Alternative mehr ist.« Dem müßt ihr erst einmal etwas entgegenhalten, ihr bescheuertes Gesindel. Versucht es doch!
Das reicht, meinte Fasner. Das wird ihnen einleuchten. Außer sie sind zu dumm zum Leben. Und nun setzen Sie eins drauf, ehe irgend jemand die Sache noch vermasselt.
Stumm verfluchte Cleatus Fane die Stimme aus dem Ohrhörer; aber er gehorchte.
»Allerdings darf unmöglich außer acht gelassen werden, daß Direktorin Hannish« – erbitterte Wut gab seiner Stimme Schärfe, ohne daß er es vermeiden konnte »gegen meinen Vorschlag eine Anzahl schockierender Einwände erhoben hat. An buchstäblich jeder Schweinerei, die die Astro-Polizei verübt hat, lädt sie Generaldirektor Fasner die Schuld auf. Leutnantin Hyland geht nicht ganz so weit. Sie behauptet lediglich, Generaldirektor Fasner wünsche ihren Tod, damit sie nicht über das falsche Spiel gegen Kapitän Thermopyle aussagen kann – wünsche ihren Tod so sehr, daß er Polizeipräsident Dios dazu angestiftet habe, Nick Succorso die Kontrolle über einen von der DA-Abteilung unifizierten Cyborg zuzuschanzen. Ich werde auf diese Anschuldigungen antworten.« Er legte eine Kunstpause ein, ließ seinen Zorn schwellen. Wenn er ihn nicht beherrschen konnte, war es besser, ihn zu instrumentalisieren. Dennoch wählte er eine vorsichtige Ausdrucksweise.
»Ich glaube, wir sollten die von Direktorin Hannish genannten Fakten als gegeben ansehen. Mehrere sind durch Leutnantin Hyland bestätigt worden. Da sie sich an Bord der Rächer befindet und sich unzugänglich beträgt, können wir von ihr keine Beweise fordern. Und weil uns so wenig Zeit bleibt, müssen wir unterstellen, daß zumindest Direktorin Hannish die Wahrheit gesprochen hat.« Oder was sie dafür hält, sagte Holt Fasner überflüssigerweise vor.
»Oder was sie dafür hält«, wiederholte Fane. »Wir haben darüber schon diskutiert. Ich möchte keine unnötigen Worte verschwenden. Alle durch die Direktorin gemachten Enthüllungen stammen von Polizeipräsident Dios – demselben Mann, der persönlich für die Verbrechen verantwortlich ist, die er durch Direktorin Hannish aufdeckt. Aber die Schuld Generaldirektor Fasners kann sie nicht beweisen. Ihre Beschuldigungen stützen sich ausschließlich auf Mißtrauen und Spekulationen. Glauben Sie ihr? Wie gesagt, bedenken Sie die Quelle ihrer Informationen. Warden Dios täuscht den KombiMontan-Sicherheitsdienst, lockt Angus Thermopyle in eine Falle, verleitet Sie zur Verabschiedung des Autorisierungsgesetzes. Er verheimlicht die Existenz eines wirksamen Antimutagens und provoziert die Amnion zu einer Kriegshandlung. Und jetzt ist er ertappt worden. In die eigene Grube ist er gefallen. Es ist doch ganz klar, daß er in einer solchen Situation die Schuld jemand anderem zuschieben will. Das ist seine einzige Hoffnung.“
Aus dem Ton des GOD sprach gerechte Härte. »Er weiß genau, daß ihm die Todesstrafe droht, wenn es ihm nicht gelingt, Ihnen weiszumachen, er hätte nur Befehle befolgt. Was erwarten Sie anderes von einem Menschen, der zu derartigen Schandtaten imstande ist, die Warden Dios begangen hat?“
Vielsagend verstummte er, versuchte der Frage den Nachdruck eines Urteilsspruchs zu verleihen. »Es ist eine Tatsache, die Direktorin Hannish nicht leugnen kann, daß Warden Dios sich seit Ausbruch der Krise weigert, sich mit Generaldirektor Fasner zu verständigen. Und davor hat er sich schon vierundzwanzig Stunden lang unerreichbar gestellt. Er hat es abgelehnt, vor dem einzigen Menschen im Human-Kosmos Rede und Antwort zu stehen, von dem er zur Rechenschaft gezogen werden könnte.« Gut, lobte Holt Fasner ihn. Gut.
Da Fasner zufrieden war, tat Fane den nächsten Schritt.
»Was Leutnantin Hyland anbelangt, bin ich mir keineswegs sicher, ob sie die Wahrheit verbreitet.« Nun gab er sich alle Mühe, den Anschein tiefversonnener Nachdenklichkeit zu erwecken: betrübt zu wirken wie jemand, dem es zuwider war, sich nach allem, was Morn Hyland durchlitten hatte, gegen sie äußern zu müssen, dessen Verantwortungsgefühl gegenüber dem Regierungskonzil ihm jedoch keine Wahl gestattete.
»Bitte beachten Sie auch in ihrem Fall den Ursprung der Informationen. Zuerst einmal ist sie offenkundig geistig angeknackst.« Wahllos zählte er Begründungen auf. »Sie hat das Zonenimplantat-Kontrollgerät für sich behalten. Sie hat die Amnion ihr Kind dieser
Weitere Kostenlose Bücher