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Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
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Seine Hände flitzten über die Tastatur, als hätte er sein Leben lang nichts als die Eingabe von Selbstvernichtungsbefehlen eingeübt.
    Wo war Angus Thermopyle? Hatte er Aussicht, die Yacht zu erreichen? In sie einzudringen? Oder kam es dahin, daß er auf der Station festsaß? Warden Dios konnte es nicht voraussehen. Er wünschte, er hätte mit dem Cyborg irgendeine Form der Benachrichtigung vereinbart; eine Methode für Thermopyle, um ihm über Erfolg oder Mißerfolg Bescheid zu geben. Daran jedoch hatte er nicht gedacht.
    Wie viele andere wichtige Kleinigkeiten mochte er vergessen haben? Er durfte sich jetzt darüber nicht den Kopf zermartern; sich durch sein inbrünstiges Lechzen nach Holt Fasners Tod nicht ablenken lassen. Er stand am Schlußpunkt seines Lebens. Unter seinen Händen schlössen sich Schaltkreise und Relais, woben Kabel um Kabel in der GD ein Netzwerk des Untergangs. Fasners Datenabspeicherungsvorgang mußte bald zu Ende sein.
    Der Moment war da, um es anderen Zeitgenossen zu überlassen, die Zukunft der Menschheit zu gestalten.
    Min Donner und Angus Thermopyle, Morn Hyland und Koina Hannish: Sie mußten nach ihm aufräumen und eventuell von ihm begangene Versäumnisse nachholen.
    Servil brauchte wenigstens eine halbe Stunde, um die Evakuierung abzuwickeln, vorausgesetzt allerdings, der BS glaubte ihm, daß der Evakuierungsbefehl von Fasner stammte, und unterstützte die notwendigen Maßnahmen. Andernfalls dauerte es viel länger.
    Warden Dios mußte sich mit dem VMKP-HQ in Verbindung setzen. Er konnte es nicht mehr aufschieben. Au ßerdem hatte er es Angus Thermopyle zugesagt… Aber die Vorstellung, mit der Stationszentrale zu reden, die bekannten Stimmen zu hören, die ihn an das Dasein erinnerten, das er verpfuscht und letztendlich verworfen hatte, war Dios unerträglich. Ihm mochte, falls einer der Menschen, denen er vertraute und die er schätzte, mit ihm sprach, das Herz brechen. Er zog es vor, den Gipfel seiner lang angehäuften Schande allein zu ersteigen.
    Anstatt eine mündliche Verständigung zu wagen, tippte er eine schriftliche Nachricht und warnte das VMKP HQ vor der nahen Vernichtung der GD. Dringend empfahl er den Frauen und Männern, über die er einmal das Kommando gehabt hatte, Raumschiffe von der Orbitalstation fernzuhalten, außerhalb der Gefahrenzone. Er bat seine früheren Mitarbeiter und Bekannten, die durch Servil ins All beförderten Erzcontainer, sobald die Stoßwelle vorüber war, zu bergen.
    Zum Schluß schrieb er eine Anzahl kurzer, persönlicher Mitteilungen: eine an Min Donner, eine an Hashi Lebwohl; eine für Morn Hyland. Von allen dreien verabschiedete er sich mit soviel Anstand, wie er zustandebrachte. Dann stellte er die Trichterantennen der GD auf automatische, so lange wie möglich zu wiederholende Abstrahlung ein.
    Als er an der Computerkonsole ersah, daß die Mutterwitz sich auf einem Vektor entfernte, der jeden Angriff und eine Verfolgung ausschloß, schleuderte er einen Fluch gegen ihr Radarecho, als glaubte er tatsächlich, Worte hätten die übersinnliche Macht, Schaden herabzubeschwören. Doch seine Wut auf Holt Fasner war sonderbar abstrakt geworden. Sie gab für ihn keine Antriebskraft mehr ab. Auf gut Glück hatte er den Drachen Angus Thermopyle ausgeliefert. Jetzt merkte er, er war mit dieser Lösung durchaus zufrieden. Bisher war er von keinem der Menschen, auf die er gebaut hatte, im Stich gelassen worden. Sogar Servil hatte sich bewährt. Und schließlich hatte Warden Dios den Abschluß seines Werdegangs erreicht. Sein Gespinst der Schaltungen und Relais war ebenso vollendet wie das zuvor gesponnene Netz der Komplizenschaft und der Intrigen: Es gab nichts mehr, für das er die Verantwortung hätte übernehmen müssen – außer für seine befleckte Seele. Ungewohnter Friede erfüllte ihn, während er beobachtete, wie die Interspatium-Yacht ihrem Schicksal entgegenflog.
    Nachdem Servil dafür gesorgt hatte, daß die Erzcontainer die Orbitalstation verließen, gestand Warden Dios ihm zehn Minuten zu, um sich in eine Kosmokapsel zu flüchten. In Wahrheit wartete er jedoch länger, nämlich bis er sicher sein konnte, daß der Techniker sich gerettet hatte.
    Danach aber zögerte er nicht mehr. Er hatte Angus Thermopyle beteuert, er hätte das Urteil über sich selbst schon längst verhängt. Nun vollzog er es.
    Mit dem Drücken einiger weniger Tasten schloß der diskreditierte Polizeipräsident der Vereinigte-Montan-Kombinate-Polizei die letzten

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