Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
Vom Netzwerk:
Zweifel an seiner Existenz.
    Trotzdem glaubte Angus sofort, daß es so gewesen sein mußte.
    Sie haben immer die Luken dicht. Welche andere Hoffnung hatte sich ihr je geboten?
    Seien Sie mal offen. Was sonst hätte sie überhaupt noch anfangen können?
    Lassen Sie sich von jemandem helfen. Von dem Moment an, als sie diese Äußerungen hörte, mußte Morn sich intensiv damit befaßt, sie sozusagen gedreht und gewendet, sie immer wieder nach heimlichen Bedeutungen zergliedert haben. Angus hätte an ihrer Stelle das gleiche getan. Weil sie verzweifelt Rettung suchte, mußte sie sie wie eine Besessene auf eine Auslegung durchdacht haben, die ihre Rettung anbahnen könnte.
    Und Nicks Attacke hatte ihr verdeutlicht, wie ernst er es meinte, wie sehr es Grund zum Hoffen gab.
    Mehr hatte sie nicht gebraucht. Sobald die Chance kam, hatte sie gehandelt.
    Doch, es hatte mehr gebraucht. Für Morn in ihrer Verzweiflung vielleicht nicht, aber für Nick. Er mußte wissen, ob sie ihn verstanden hatte.
    Sie haben immer die Luken dicht. Was hatte er sonst noch gesagt?
    Und was in der Tasche. Fummeln Sie an sich rum? Das hatte Angus bisher als Anspielung auf das Kontrollgerät des Z-Implantats interpretiert und sich gedacht, er hätte gut geraten. Nun jedoch konnte er sich eine andere Bedeutung vorstellen. Daß es nämlich ebenfalls – wie alles andere, was Nick bei der Konfrontation geäußert hatte – Morn gegolten hatte.
    Während des Handgemenges hatten Nicks Crewmitglieder reichlich Zeit gehabt, um Morn einen Zettel in die Tasche zu stecken. Eine Mitteilung, die sie später finden, lesen und beseitigen konnte.
    Ein paar Zeilen, mit denen Nick ihr mitteilte, was sie tun sollte.
    Darum hatte Nick sich ohne alle Umstände auf Angus’ Provokation eingelassen. Damit seine Begleiter Morn den Zettel zusteckten.
    Der restliche Plan stellte sie vor keine Schwierigkeiten.
    Ein Versorgungsschiff hatte es nie gegeben. Nein, natürlich nicht.
    Den Notruf mußten Nick Succorso und sein Komplize beim Stationssicherheitsdienst vorgetäuscht haben. Wäre tatsächlich ein Versorgungsschiff im Anflug gewesen, hätte Succorso davon im voraus erfahren können; aber den scheinbaren Notfall, von dem der ganze Plan abhing, hätte niemand als vorhersehbar angesehen. Folglich mußte die gesamte Sache eine Erfindung, der Notruf ein Trick gewesen sein, um Angus von der KombiMontanStation wegzulocken – die Voraussetzungen für seinen Untergang zu schaffen.
    Und warum hatte Nick, als ihm der Weg offenstand, um an Bord der
    Strahlenden Schönheit zu schleichen, Angus nicht getötet? Und Morn einfach mitgenommen? Auf keinen Fall! Ein Mord hätte Nick ernste Probleme verursacht. Trotz Angus Thermopyles üblem Leumund hätte der Sicherheitsdienst keinen Aufwand gescheut, um den Täter dingfest zu machen – wenn aus keinem anderen Grund, dann auf jeden Fall, um die eigene Unbestechlichkeit unter Beweis zu stellen. Und wäre Morn aus der Strahlenden Schönheit verschwunden, aber Angus am Leben geblieben, hätte Nick aus Furcht vor Angus’ Rache keine ruhige Minute mehr gehabt.
    Nein, die Falle durfte als vollkommen gelten. Indem er die Laderäume der Strahlenden Schönheit mit – ohne Zweifel – von seinem Komplizen beim Sicherheitsdienst verfügbar gemachten Versorgungsgütern gefüllt hatte, konnte er Angus ins Verderben stürzen, ohne Morn zu gefährden. Oder sich selbst.
    Nun brauchte er bloß noch den Inspektoren einen Tip zu hinterbringen, daß ein Verbrechen geschehen sei, und schon hatten sie nach dem Gesetz das Recht zur Beschlagnahmung des Data-Nukleus der Strahlenden Schönheit. Dadurch fänden sie die geheimen Laderäume; daraus erführen sie von der Ermordung der Wühlknappschaft; und es könnte ihnen einen Hinweis auf Morns Z-Implantat geben. Die Dateien der Krankenstation enthielten darüber nichts; aber im Data-Nukleus existierte ein Nachweis der Zweitkontrolle, die Angus seiner Steuerkonsole einprogrammiert hatte.
    Lebenslänglich wegen Raubs an für die Station bestimmten Gütern.
    Und die Todesstrafe – wenn nicht für den Mißbrauch eines Z-Implantats – für mehrfachen Mord.
    Morn bliebe natürlich unbehelligt. Und würfe sich schnurstracks in Nick Succorsos Arme.
    Die Falle zeichnete sich durch die gräßlichste Perfektion aus. Nackte Panik durchwogte Angus; jeder Instinkt, auf den er zurückgreifen konnte, schrie nach Abwehrmaßnahmen. Ohne sich Zeit zum Nachdenken zu nehmen – ohne zu merken, was er tat –, schnallte er sich

Weitere Kostenlose Bücher