An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry
gestutzt.
„Okay! — Alles erledigt!“ meinte er danach und begleitete Beatrice Shannon vor die Tür. Hier erhielt sie einen der Posten zur Begleitung, und wenig später schluckte der Nebel ihre Gestalten. Zurück blieb der wartende Taxifahrer . . .
Er brauchte aber nicht lange auf die Rückkehr Beatrice Shannons warten. Zusammen mit dem Posten trat sie schon nach einigen Minuten wieder in das Licht der Straßensperre. Klopfenden Herzens wollte sie erneut die Wachstube betreten, um dem Postenführer ihr Verlassen der Sperrzone anzuzeigen. Beatrice fürchtete, daß dem Mann inzwischen etwas an ihrem Namen aufgefallen sein könnte und bereitete sich schon darauf vor, unliebsam aufgehalten zu werden. Doch der Postenführer hatte den Wachraum noch nicht wieder betreten. Aus dem Schatten des Hauses trat er in den Lichtschein und winkte von weitem ab: „Lassen Sie nur, Miß! Werden ja wohl keine Geheimnisse mitgenommen haben. — Good evening, und kommen Sie gut nach Hause!“
Erleichtert stieg sie zu dem gutmütigen Cabfahrer, und schon bald verschwanden die großen Warnschilder hinter ihnen. In ihrer Hand aber hielt Beatrice Shannon wieder den Prospekt. Anthony Challis hatte ihn zwar an sich genommen und war damit in sein Schreibzimmer gegangen. Doch als er mit einem Unterzeichneten Scheck wieder erschien, hatte er ihr den Prossekt lächelnd zurückgegeben: „Miß! Bis zum Frühjahr läuft noch 'ne Masse Wasser die Themse hinunter, so daß es verfrüht wäre, schon heute irgendwelche Pläne zu machen, welche Garderobe die Ladies im nächsten Jahr tragen sollen. — Please, geben Sie das Büchlein Ihrem werten Chef mit den besten Empfehlungen von mir zurück!“
Beatrice Shannon und auch der sie begleitende Posten hätten später schwören mögen, daß es dasselbe Heft war, das sie an diesem Abend von Anthony Challis zurück» erhalten hatten. Doch beide hatten sich täuschen lassen! Was Beatrice Shannon auf der Fahrt zur Gricklewood-Station in ihren Händen hielt, war nichts anderes als eine umgeänderte Preisangabe unter den Modellen, die entschlüsselt eine haargenaue Formel des in dem Versuchsgelände entwickelten Raketentreibstoffs enthielt
5
Für Dr. Jules Steenlund verging fast eine halbe Ewigkeit, bevor er wieder aus dem Reich der Dunkelheit, in das er so plötzlich und unerwartet hineingestürzt war, auf diese schöne Welt zurückkehrte.
Zwar waren seine Sinne noch stark umnebelt, doch langsam lösten sich die vor seinen Augen schwebenden Schleier mehr und mehr auf.
Was Dr. Jules Steenlund danach feststellen mußte, war für ihn mehr als entmutigend.
Er befand sich allein in einem stockfinsteren dumpfen Raum. Als er seinem gequälten Körper eine bessere Lage geben wollte, fühlten seine Hände den feuchten und glitschigen Boden, auf dem er lag. Schlimmer jedoch waren die immer stärker werdenden Schmerzen in seinem Hinterkopf. Bei der geringsten Drehung glaubte er einen surrenden Drillbohrer in seinem Hirn zu haben. Als er seinen Kopf betastete, gerieten seine Finger ungewollt an die Stelle, an der die rohen Burschen ihre Narkose angesetzt hatten. Ein übergroßes Hühnerei war das Endresultat, das an seinem Hinterkopf hervorragte. Dr. Jules Steenlund hätte laut aufschreien mögen. Doch dann biß er sich so fest auf die Lippen, daß sie ebenfalls zu schmerzen begannen. Danach ging es schon besser...
Lange Zeit war die trostlose Einsamkeit sein einziger Gast. Außer seinem eigenen röchelnden Atem war das quietschende Pfeifen der Ratten der einzige Laut, der bis zu seinem Verlies vordrang. Er mußte sich tief unter der Erdoberfläche befinden. Wie lange er müde und zerschlagen in einer der Ecken des kalten Kellerraumes zusammengekauert gesessen hatte, wußte Dr. Jules Steenlund nicht. Er schreckte plötzlich aus einem unruhigen Halbschlaf, in dem er sich seit Stunden befand, auf. Ein Schlüssel knarrte in dem verrosteten Schloß seines Gefängnisses. Donnernd schlug ein schwerer Riegel gegen die Eisentür. Als sich die Tür öffnete, verlor Dr. Jules Steenlund für einen Augenblick die Nerven. Ungeachtet seiner augenblicklichen Verfassung war er gewillt, sich auf seine Peiniger zu stürzen. Aber — welch nutzloses Unterfangen . . .
Wenn auch sein Geist willig war, so war sein gemarterter Körper viel zu schwach, um gegen die hereintreten» den Gangster anzurennen. Mit einem Schmerzensschrei sackte er zusammen. Einer der beiden Gauner hatte seine Absicht durchschaut und dem mühsam
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