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An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry

An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry

Titel: An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Gemeinheit eins auswischen soll.“
    Wer Kirk O'Conner näher kannte, der wußte, daß seine Worte keine leeren Phrasen waren. Selbst als unbeteiligter Dritter konnte er in Raserei geraten, wenn er zufällig Zeuge einer gemeinen Tat wurde. Schon oft hatte ihm seine Tätigkeit Gelegenheit gegeben, gegen brutale Bestien vorzugehen und deren Absichten zu durchkreuzen. Seine Kraft und Geschicklichkeit hatte schon mancher Gauner zu spüren bekommen.
    Kirk O'Conner war ein Mann Mitte der Vierzig, der sich verbotenerweise mit dem Vertrieb von unverzollten Zigaretten, die er auf dem Wasserwege vom Freihafen bezog, einen ganz schönen Batzen Geld verdiente. Da er seine Ware selbst an den Mann brachte, kam er mit allerlei Ganoven und Halsabschneidern in Berührung. Obwohl er fast alle Kaschemmen und Spelunken des Londoner Hafengebietes wie seine eigene Westentasche kannte, war er dennoch keiner dieser schleichenden Asphalthyänen geworden. Er war und blieb ein kleiner Zigarettenschmuggler, der zufrieden in dem Haus am Hermitage-Basin wohnte, und dieses von außen grau und öde wirkende Mauerwerk in einen kleinen gemütlichen Palast verwandelt hatte.
    Wärme und Behaglichkeit strahlten die drei ausgebauten Räume aus, und jeder Besucher wunderte sich, daß dieser häusliche Mann allein und unbeweibt geblieben war. Das aber hatte einen tieferen Grund. Kirk O'Conner hatte dieses Haus für eine Frau erbaut, die das Opfer eines Eisenbahnunglückes geworden war, und das gerade während der Fahrt, die sie für immer zusammenführen sollte. Das war nun schon beinahe 15 Jahre her. Trotzdem konnte sich der in diesen Dingen sehr sensible Kirk O'Conner nicht mehr von dem Bild dieser Frau losreißen. Er war zwar ein einsamer, dafür aber zufriedener Mann geworden, der den Frieden in seinem Hause über alles schätzte. Dieser Frieden sollte mit dem Betreten dieser drei Menschen für lange Zeit gestört werden. Ungeachtet der schmutzigen und nassen Kleidung schleppte Kirk O'Conner den bewußtlosen Dr. Steenlund zu der breiten Liege seines Wohnraumes hin und legte ihn behutsam darauf nieder.
    „Girl! — Dort in dem Schrank findest du Verbandsstoff und einen wärmenden Tropfen. Reiche mir die Sachen mal herüber.“
    Beatrice Shannon öffnete den besagten Schrank und brachte das Gewünschte heran.
    Mit käsigem Gesicht blieb sie am Kopfende der Liege stehen und betrachtete die eingefallenen Züge des Bewußtlosen. Nur schwach bewegte sich dessen Brust.
    „Werden Sie den Mann durchbringen?“ wollte sie mit zittriger Stimme wissen, während Kirk O'Conners Hände in rhythmischer Folge die entblößte Brust Dr. Steenlunds zusammenpreßte.
    „So schaffe ich es nicht!“ hielt O'Conner inne und schaute auf den Reglosen nieder.
    „Damned! — Ich muß die Pferdekur anwenden, um diesen Boy aus seinem Traumland herauszureißen.“
    „Mister O'Conner, was wollen Sie tun?“ zuckte Beatrice Shannon erschreckt zusammen, als sie in 0'Conners Hand ein Messer blitzen sah.
    „Vorerst mal den armen Teufel von seiner nassen Kleidung befreien“, meinte O'Conner lächelnd. „Danach . . . Aber das ist nichts für Frauen. Hier nimm einen kräftigen Schluck, und dann laß mich mit dem Boy allein. Geh dort hinein und suche dir aus dem Schrank ein paar trockene Kleidungsstücke heraus. Deine Sachen sind ja auch patschnaß.“ Glucksend ließ Kirk O'Conner dabei ein Glas halb voll Whisky laufen.
    Gehorsam trank sie das Glas leer. Der Whisky brannte zwar höllisch in ihrer Kehle, aber er wärmte ihren fröstelnden Körper durch. Als Beatrice Shannon die Tür zum Nebenraum hinter sich zugezogen hatte, begann Kirk O'Conner mit seiner Gewaltkur.
    Nachdem er dem Doktor die feuchte Kleidung abgestreift hatte, machte er sich daran, den ganzen Körper abzureiben. Vorsichtig hatte er dabei die Schürfwunden des Verletzten mit dem scharfen Alkohol desinfiziert. Noch immer regte sich Dr. Jules Steenlund nicht. „Moment! Das wird sofort anders werden!“
    Bei der Untersuchung Dr. Jules Steenlunds lädiertem Körper hatte Kirk O'Conner an dessen Hinterkopf eine wenige Zentimeter lange Platzwunde festgestellt. Jetzt nahm er den Kopf des Verletzten zwischen seine Knie, streifte die blutverkrusteten Haare auseinander und ließ Tropfen für Tropfen des scharfen Alkoholes auf die aufgeritzte Kopfhaut laufen.
    „Boy! Bevor ich bis zehn gezählt habe, bist du wieder auf dieser schönen Welt.“
    Die Wirkung Kirk O'Conners Behandlung zeigte sich schon bei der fünften Zahl.

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