An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry
aufeinander zu schlagen. Stoßweise verließ der Atem ihre Brust. Mit großen Augen schaute sie auf das schwarze, drohende Wasser vor sich. „Nein!“ wollte sie herausschreien, aber nur ein kaum vernehmbares Röcheln wurde daraus. Dann vernahm Beatrice Shannon ein feines Schaben an der Stelle, von der aus der Ruf des Menschen gekommen war — und hastete darauf zu . . .
Keine dreißig Yards stolperte sie mit ihren hochhackigen Pumps über den Kies des Themseufers, dann sah sie ein umgeschlageens Boot am Ufer liegen. Keuchender Atem drang aus den Lungen eines dahinter hockenden Mannes, dessen Füße noch die Wellen des Flusses umspülten und der mit seinen Armen eine leblos erscheinen= de Gestalt festhielt. Von dieser zweiten Gestalt war nur der Oberkörper zu sehen, alles andere lag noch im schmutzigen Wasser.
„Fassen Sie schon an!“ knurrte der hockende Mann Beatrice Shannon an. Er wußte noch nicht, daß er diese Worte zu einer Frau sprach. Beatrice Shannon zierte Sich nicht lange, sondern ergriff den Arm des Bewußtlosen. Ihre Kraft reichte aber nicht aus, um das gesamte Gewicht des Reglosen allein zu halten. Während der Spre= eher sich unter dem Leblosen wegzustemmen versuchte, rutschte dieser, die Frau mit sich ziehend, tiefer in das Wasser hinein.
„Damned!“ Sofort griff der Retter wieder zu. Gleichzeitig erfaßte seine Linke die nasse Kleidung des leblosen Mannes und krallte sich darin fest, während seine
rechte Hand Beatrice Shannon vor ihrem weiteren Abrutschen bewahrte.
Beatrice Shannons helle Stimme keuchte aufgeregt: „Halten Sie fest, ich kann nicht mehr!“
„Okay!“
Gemeinsam zogen sie dann die von all diesen Dingen nichts ahnende Gestalt Dr. Steenlunds aus dem Wasser und betteten ihn einen Augenblick auf dem feuchten Kies. — Noch einmal hatte die Vorsehung in letzter Sekunde dem Tod sein Opfer aus den Krallen gerissen.
„Lebt er noch?“ wollte Beatrice Shannon schweratmend wissen, während sich der dunkle Schatten des Retters über Dr. Steenlund beugte.
„Ich glaube, ja!“ schlugen die Zähne des Mannes fröstelnd aufeinander.
„Kommen Sie! — Wir bringen ihn dort in meinen Palast! Der arme Teufel und auch mein Korpus müssen schnellstens etwas Heißes in den Bauch bekommen. — Ihnen wird ein kräftiger Schluck auch nicht schaden, meine ich.“
Während Dr. Jules Steenlund von den anderen in ein hinter dem Hermitage-Basin stehendes einzelnes Haus geschleppt wurde, wußte keiner dieser drei Menschen, daß ihr Zusammentreffen tragische Auswirkungen haben würde. Weder der in einem anderen Land schwebende Dr. Jules Steenlund, noch Beatrice Shannon oder Kirk 0'Conner, der Retter, konnten es ahnen. Aber es ist nun einmal so im Leben; man trifft plötzlich mit Menschen zusammen, die einem vorher nie etwas Besonderes bedeutet haben. Dennoch beginnen gerade von diesem Augenblick an alle Fugen einer gewohnten Lebensauffassung auseinander zu brechen. —
„So, Miß, jetzt haben wir es geschafft! Hier nehmen Sie den Schlüssel und schließen Sie die Tür auf. Gleich links an der Wand befindet sich der Lichtschalter.“
Die traurige Karawane hatte vor dem niedrigen Haus hinter dem Hermitage-Basin haltgemacht. Finster und grau gähnte ihnen die Behausung Kirk O'Conners entgegen. Die nähere Umgebung dieses hier am Fluß stehenden Hauses wirkte irgendwie geheimnisvoll auf Beatrice Shannon. Doch sie fürchtete weder die trostlose Gegend noch den Mann an ihrer Seite. Außerdem versuchte sie schon eine ganze Weile darauf zu kommen, woher sie diesen Mann kannte. Irgendwie kam ihr seine Stimme bekannt vo.r. Bestimmt hatte sie sich mit diesem Mann schon des öfteren unterhalten. Es mußte jedoch schon sehr lange her sein . . . Das gleißende Licht der Flurbeleuchtung löste dieses Rätsel.
„Goddam! — Bist du nicht die Shannon, Erics Schwester?“ blieb Kirk O'Conner erstaunt mit seiner Last auf den Schultern vor Beatrice Shannon stehen.
„Well! Lind Sie sind Mister O'Conner! Der Mann, mit dem mein Bruder einige Zeit zusammen war! Stimmt´s?“
„Yes, Girl! — Ich bin Kirk O'Conner, der alte Freund deines Bruders, den dieser vor einigen Monaten allein mit seinem Job gelassen hat und auf dessen Rat dieser verflixte Boy nicht hören wollte. — Aber davon später! Sehen wir jetzt erst einmal zu, daß wir diesen Fremden hier wieder zum Leben erwecken. Ist ganz böse mitgespielt worden, der Ärmste. Kenne den Mann nicht und weiß deshalb auch nicht, welchem Satan ich für diese
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